laut.de-Kritik

Der Wow-Effekt verpufft zu schnell.

Review von

Brettharte Gitarren und grollendes Gebrüll stoßen auf handzahme Melodien für die Massen: Mit einer polarisierenden Mixtur aus hart und zart haben sich Five Finger Death Punch in den vergangenen Jahren eine goldene Nase verdient. Für Frontmann Ivan Moody geht die Liebe zum brachialen Soundkurs seiner Band sogar so weit, dass er sein Know How auch gerne an Gleichgesinnte weitergibt.

Bei der amerikanischen Band Bad Wolves fungiert der gute Ivan schon länger als Fan und Supporter. Kein Wunder also, dass sich das, was sich da unter dem Albumtitel "Dear Monsters" aus den heimischen Boxen schält, ziemlich nah am Sound der Fünf-Finger-Klopper aus Las Vegas dran ist – zumindest was das musikalische Jonglieren mit Gegensätzen betrifft.

Der Opener "Sacred Kiss" startet mit Handclaps und dem Platzen von butterweichen Synthie-Blasen, ehe nach zehn Sekunden alles auf links gedreht wird und plötzlich die Soundhölle losbricht. Die eben noch in Richtung Nickelback schielenden Vocals von Neu-Shouter Daniel Laskiewicz münden in einem chaotischen Wust aus flüsterndem Zischen und markerschütterndem Geschrei. Auch musikalisch dreht die Combo komplett durch. Über wummernden Doublebass-Attacken hämmern tiefergelegte Gitarrenriffs alles in Grund und Boden.

So interessant das Ganze anfängt, so schnell verblasst der Wow-Effekt aber auch wieder. Zu krampfhaft und aufgesetzt versuchen sich Bad Wolves an einem nachhaltigen Brückenbau zwischen Mainstream und Szene. Sobald die Extreme beider Lager auf die Spitze getrieben werden, schaltet eine der beiden Fan-Communitys auf Durchzug ("Never Be The Same", "Lifeline").

Was zu viel ist, ist zu viel. Nur ganz selten gelingt der Band eine nachhaltige Vereinigung von Härte und Harmonie. Die größten Spuren hinterlässt da die atmosphärische Hymne "Comatose", die mit etwas weniger Gitarrendruck sicher auch gut auf ein Nothing But Thieves-Album passen würde.

Zu viel Schmalz auf der einen ("Gone") und zu viel Gekloppe ("On The Case") auf der anderen Seite sorgen mit zunehmender Dauer dafür, dass die Laune vor den Boxen immer schlechter wird. Sicher, technisch und auch gesanglich hat hier alles Hand Fuß. Die Band agiert auch im Zusammenspiel auf hohem Niveau. Aber überspringen will der Funke nicht.

Mit ihrem dritten Studioalbum kleben die zwischen zwei unterschiedlichen Soundwelten pendelnden Amis an den Schuhsohlen von Ivan Moody und Co. wie ein alter Hubba Bubba unterm Lehrertisch. Für die eingangs erwähnte goldene Nase reicht es aber noch lange nicht. Dafür bleibt hier einfach viel zu wenig hängen.

Trackliste

  1. 1. Sacred Kiss
  2. 2. Never Be The Same
  3. 3. Lifeline
  4. 4. Wildfire
  5. 5. Comatose
  6. 6. Gone
  7. 7. On The Case
  8. 8. If Tomorrow Never Comes
  9. 9. Springfield Summer
  10. 10. House Of Cards
  11. 11. Classical
  12. 12. In The Middle

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