laut.de-Kritik

Pop mit surrealistischer Note und erotischen Spannungszuständen.

Review von

Natürlich sind Victoria Legrand und Alex Scally weit mehr als nur irgendeine bemannte Band. Sie sind ein Duo, Mann und Frau, das viele Hoffnungen von Popmusik miteinander verbindet. Sie sehen beide gut aus, haben dieses schlampig-coole Modebewusstsein der amerikanischen Indie-Szene und ihre Arbeitsteilung – er spielt Gitarre, sie singt - verspricht Assoziationsraum für Paar-Konservativismus, erotische Spannungszustände und Pop-Historismus zugleich.

Kein Wunder, dass Rezensenten der ersten beiden Beach House-Alben mit dem Verweis auf intern brodelnde Bands wie Fleetwood Mac, Mazzy Star und Velvet Underground so manche Flasche mit gutem alten Wein aufgemacht haben. Wie all diese Bands haben auch Beach House mit ihrem Dream-Pop immer mehr Stimmungen ausgelotet, denn klassische Songs geschrieben. "Teen Dream" macht da keine Ausnahme, einzig der Rahmen ist großflächiger geworden.

In einer zum Studio umgebauten Kirche in New York und mit Produzent Chris Coady, der auch schon Musik von TV On The Radio und Blonde Redhead aufgebohrt und mystifiziert hat, ist ein Herzschlag-Album entstanden, das mit schwachem Beat- oder Drum-Puls, sanft im Wind flatterndem Psych-Elektronik-Schleier und aus dem Dunkeln aufleuchtenden Zwirbel-Gitarren und Piano-Elegien seine surrealistische Note trotz des unbedingten Pop-Appeals nie verliert.

Das liegt zu weiten Teilen auch an Chanteuse Victoria Legrand, die wohl ihrer Herkunft aus einer bekannten französischen Musikerfamilie zu verdanken hat, dass sie das rauchige, tiefschwarze Timbre einer Soul-Sängerin hat, aber auch schwülstige Melodien problemlos intoniert und sich selbst an den Elfen-Singsang von Björk herantasten kann.

"Teen Dream" wird so zu einem zu einem Pop-Album mit einer höchst suggestiven wie nostalgischen Ausstrahlung, das mit "Zebra", "Silver Soul", "Norway" mit seinen gehauchten Ah-Ah-Ah-Chören und dem fantastischen "10 Miles Stereo" noch dazu herausragende Songs beinhaltet. Natürlich sollte man bei Beach House auf die Originale Mazzy Star und Galaxie 500 verweisen. Nur muss man dann um dieses Album auch so viel Lärm machen, wie um "Two Suns" von Bat For Lashes im letzten Jahr.

Trackliste

  1. 1. Zebra
  2. 2. Silver Soul
  3. 3. Norway
  4. 4. Walk in the Park
  5. 5. Used to Be
  6. 6. Lover of Mine
  7. 7. Better Times
  8. 8. 10 Mile Stereo
  9. 9. Real Love
  10. 10. Take Care

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