laut.de-Kritik
Mit den Samtanzügen hätte Austin Powers mächtig Spaß.
Review von Artur SchulzAls gäbe es nicht schon genügend Bee Gees-Sampler. Doch gewiss, es naht die umsatzträchtige Weihnachtszeit. Diese Zusammenstellung bedeutet jedoch fraglos eine der besseren Sorte, zumal es auch ein paar ergänzende Live-Tracks gibt, plus Bonus-DVD.
Mit 40 nicht chronologisch geordneten Songs geht der Hörer auf eine unterschiedlichste Erinnerungen weckende Zeitreise. Mit "You Should Be Dancing" und "Stayin' Alive" stecken wir gleich mittendrin in der Disco-Ära, während das darauf folgende "Jive Talkin" noch eher ein Warm Up zu den zeitlich später folgenden Dancefloor-Krachern darstellt.
Mit "If I Can't Have You" oder "More Than A Woman" sind natürlich weitere Hits aus dem Soundtrack-Megaseller "Saturday Night Fever" enthalten. Gegen Ende von CD eins grüßen die Achtziger- bzw. Neunziger-Hits "You Win Again", "Secret Love" und "Alone".
Eine Live-Aufnahme des Klassikers "Spicks And Specks" beschließt den ersten Teil der Kompilation. Mit "How Deep Is Your Love" startet CD zwei mit einem Mega-Schmachtfetzen der Siebziger, ehe es vorwiegend zurück in die Anfangszeit der Bee Gees geht.
Und hier finden sie sich dann, all die großen Fistel-Heuler. Nummern wie "I've Gotta Get A Message To You" sind und bleiben einfach höchst gelungene Pop-Songs, daran können die vergangenen Jahre nicht rütteln.
Für so manche Gänsehaut gut sind die höchst emotionalen, langsamen Songs wie "Massachusetts" oder das unwiderstehliche "World". Und bei "I Started A Joke" bleibt nun wirklich jeder Widerstand zwecklos.
Live-Versionen von Hits, die für andere Künstler geschrieben wurden, beschließen die CD: "Islands In The Stream" (Dolly Parton & Kenny Rogers), "Heartbreaker" (Dionne Warwick) und "Guilty" (Barbra Streisand, damals im Duett-Verbund mit Barry).
Die beiliegende DVD bietet 18 Clips aus verschiedensten Karriere-Perioden in unterschiedlicher Bild- und Tonqualität. Darunter finden sich neben den großen Hits auch manche Raritäten.
Amüsant ist das Betrachten allemal, bieten die Videos nämlich guten Anschauungsunterricht, wie sich ein Teil der Pop-Epoche seit den Sechzigern bis hinein ins neue Jahrtausend - am Beispiel der Bee Gees - entwickelt hat.
Interessant auch zu sehen, wie im Lauf der Jahre der Frontmann-Focus weg vom vermeintlich eher das junge Publikum ansprechenden Robin hin zum später löwenmähnigen Barry vollzogen wird. "Spicks And Specks" und "New York Mining Disaster 1941" gefallen nicht nur als Zeitdokumente.
Großartig das Outfit der Jungs im Video zu "I've Gotta Get A Message To You": mit solchen hautengen Samtanzügen hätte Austin Powers mächtig Spaß.
Optisch geradezu unfassbar schlicht gestrickt präsentiert sich der Höhepunkt der Disco-Welle: In "Night Fever" passiert in Sachen interessanter Bilder oder irgendeiner besonderen Dramaturgie rein gar nichts.
"Alone" machte es viele Jahre später besser: sehr wirkungsvoll sieht man hier frühe Bee Gees-Filmschnipsel zeitgemäßen Studio-Aufnahmen gegenüber gestellt.
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