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laut.de-Biographie

Britta

"Es ist so bohemy in crazy Berlin", findet Christiane Rösinger. Die Berliner Band Britta liefert für diese Lebenskonzeption immer genau die richtigen Hintergrundgeräusche. Nach zwei Platten sind Britta aus dem langen Schatten der Lassie Singers, der legendären vorigen Band einiger Britta-Members, herausgetreten – um die alten Lassie-Roots teilweise wieder aufzunehmen.

Britta - Lichtjahre voraus Aktuelles Album
Britta Lichtjahre voraus
Wir sind nicht bei Rock am Ring. Wir wollen da gar nicht hin!

"Die letzte Britta-Platte war noch sehr von der Notwendigkeit geprägt, sich von einer Lassie-Singers-Rezeption abzunabeln", muss Sängerin Christiane Rösinger einräumen. Auf dem 1999 erschienenen ersten Britta-Album "Irgendetwas Ist Immer" ging es noch sehr traurig zu, man wollte beweisen auch ernst sein zu können, genügend Potenzial zu haben, um nach den legendären Lassies überhaupt noch einmal etwas Neues anzuschließen.

Auf der 2001 veröffentlichten Platte "Kollektion Gold" heißt es zwar "Wir sind die traurigsten Menschen von ganz Berlin", doch nun geht es deutlich beschwingter und lockerer zu. Frontfrau Madame Rösinger ist mit dem trashigen hedonistischen Deutschrock-Sound von Brittas zweitem Werk recht zufrieden: "Bei 'Kollektion Gold' war wieder die Freiheit da, auch albern sein zu können".

Und diese Freiheit haben sich Britta auch auf reizend nette Weise genommen. Ein Pärchen sinniert da im Mondenschein, ob der Mond denn nun rechts oder links sein muss, um zu dem Schluss zu kommen, dass es ohnehin out ist, nach Klassenunterschieden zu fragen. Privates wird besungen und doch ist die große weltpolitische Geste auf nett verpackte Art nie fern – nicht nur "Ho Ho Ho Chi Minh" beklagt die verloren gegangene Utopie.

Ab dem zweiten Album verstärkt die Leadgitarristin Barbara Wagner, die Keyboarderin Rike Schuberty und Herman Herrman an der Gitarre das Bandprojekt, deren Mitglieder sich zwischen 24 und 43 Jahren bewegen. Alle jedoch mit sehr ähnlichen Fragen an das geliebte Berlin und die Welt. Madame Rösinger: "Wie geht es heutzutage, in einer urbanen Landschaft ein Boheme-Leben zu führen?"

Die Jahre 2004/05 bringen nichts als Unglück. Zuerst liegt Sängerin Christiane Rösinger drei Monate im Krankenhaus, dann verlieren Flittchen Records und Britta wegen der Firmenpleite des EFA-Vertiebs die gesamten Einnahmen des dritten Albums "Lichtjahre Voraus". Am 14. Dezember 2004 stirbt Schlagzeugerin Britta Neander an den Folgen einer Herzoperation. Nach langem Überlegen beschließt die Band, weiter Musik zu machen.

Zwei Jahre später erscheint "Das Schöne Leben". Die Band lässt ihre Grundtraurigkeit mal beiseite, nicht aber ihren hintergründige und trockene Art. "Seltsam, seltsam, wie wenig unglücklich ich bin..." singt Rösinger. Die Stücke sind schneller, es gibt heitere Melodien und sogar eine (für Britta-Verhältnisse) Gutelaune-Single zum mittäglichem Aufstehen namens "Depressiver Tag".

Die eigene Plattenfirma kränkelt zwar noch, doch kriegen Britta und Flittchen Records Unterstützung von Seiten des Berliner Labels Morr Music. Es geht bergauf und 2007 feiern Britta mit befreundeten Künstlern wie Jens Friebe auf der Flittchen Frühlingsgala-Tournee sich selbst. Gut so, die Damen.

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