laut.de-Kritik

Wenn der Rhein voll Lava fließt ...

Review von

Die Vögel zirpen, die Blumen sprießen und die Temperaturen steigen. Kurz gesagt: der Frühling ist endlich wieder ins Land gezogen. Doch inmitten dieser fast schon kitschig-hippiesken Stimmung landen bleiern-schwere Kompositionen fünf Nordrhein-Westfalener in meinem Player, die sich ohrenscheinlich wenig aus Friede, Freude und Eierkuchen machen.

Das Quintett fährt mit einem Konglomerat aus Düsternis und Schwere auf dem Debüt "A Hole In The Shell" direkt unter die Haut. Schon der Opener "Bless The Broken" steckt so voller Reminiszenzen an Zeitlupen-Heroen der Marke Crowbar oder Corrosion Of Conformity, dass dem lauschenden Hobbycowboy Tränen des Glücks ins wüstenverstaubte Gesicht kullern. Fette Gitarren, ein pumpender Bass und markdurchdringende Stockschläge paaren sich mit einer verrauchten, im örtlichen Saloon trainierten Stimme, die irgendwo zwischen Kirk Windstein und John Garcia pendelt.

Ein hohes Maß an Abwechslung ist Burden wichtig. "Done With Denial" scheppert in bester Kyuss-Manier durchs Unterholz, wirkt in seinem Grundaufbau überraschend lebensbejahend und solide. Die Tür in den "Black Room" ist zäher zu öffnen. Lavastromartig fließen die tief gestimmten Instrumente durch die Gehörgänge und paaren sich immer wieder kongenial mit den schmerzerfüllten Vocals von Ausnahmesänger Thorsten, der sich keinesfalls vor den Vorbildern Burdens verstecken muss.

Mit "Man Of No Account" und "The Slug. The Drag. The Misery." haben Burden auch die beiden Tracks ihrer EP “Man Of No Account" auf ihren Erstling geparkt. Die Weiterentwicklung spürt man zu jeder Sekunde, sind die beiden älteren Tracks doch stark von Black Sabbath inspiriert und allgemein Doom-lastiger als das neue Material. Zur intensiv zelebrierten Klangdichte vermengen Burden aber auch viel Atmosphäre ("About The Veil And The Wound") und Rockattitüde ("Stampede"). Hauptsache dreckig, Hauptsache staubig, Hauptsache Anti-Mainstream.

Die wahren Schmuckstücke sind im letzten Drittel vergraben. "Process (Into The Nothing)" überzeugt mit kathartischer Wirkung und üppigen Soloeinlagen, "The Fool" ist ungewohnt schnell und progessiv geraten. Das abschließende "Conflict" klingt wie ein Liebesleid für all die Nachdenklichen und Verdrängten – sozusagen die ideale Wüstenballade.

Burden gelingt mit "A Hole In The Shell" ein guter Einstieg, der außerdem mit fett drückender Produktion und einer liebevoll gestalteten Digipak-Version punktet. Hätte man die Spielzeit von einer knappen Stunde noch auf Konsumentenfreundlichkeit gedrückt und zumindest einen Song mit mehr Tempo garniert, würde ich hier sogar zum Blindkauf raten. Den Stoner/Sludge/Doom-Rockern geht das Teil sowieso runter wie Öl. Im Ruhrpott rumpelt es immer noch am Besten.

Trackliste

  1. 1. Bless The Broken
  2. 2. Done With Denial
  3. 3. Black Room
  4. 4. Man Of No Account
  5. 5. About The Veil And The Wound
  6. 6. The Slug. The Drag. The Misery.
  7. 7. Stampede
  8. 8. Process (Into Nothing)
  9. 9. The Fool
  10. 10. Conflict (plus 'hidden song')

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4 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Die sind Vorband bei Kyuss Lives soweit ich weiß.

  • Vor 13 Jahren

    Erschließt sich mir nicht. Die Musik schon mal gar nicht, weil das alles irgendwie nachgeäfft und wie 1000 Mal gehört klingt, angeblich toller Sänger hin oder her. Für den Rhein tut's mir indes leid...Lava-Super-GAU quasi. Wird auch im Pott nicht gern gesehen.

  • Vor 11 Jahren

    Zum ersten mal hab ich die als Vorband von MASTODON gesehen. War ganz cool, auf Dauer aber sehr eintönig.
    Lustigerweise hab ich einige Monate später mit meiner eigenen Band im selben Club wie die gespielt. Die Kerle sind echt net und haben mir dann auch ganz locker ihre Scheibe signiert.
    Die ist auch wirklich nicht schlecht, aber auf Dauer wirklich nicht abwechslungsreich.

    Noch überraschender war, dass an dem Abend mehr Leute bei uns (also dem Opener) waren, als dann bei Burden.
    Noch lustiger war, dass die Hauptband ne Pearl-Jam-Coverband war und bei denen dann auch wieder gut was los war. Nur eben bei Burden nicht...
    Hat mir ein wenig leid getan für die Jungs :-/

  • Vor 11 Jahren

    der fluch des stoner rocks. alles, was kyuss released haben, klingt so leicht und locker komponiert. aber keine band kommt an die zwei großtaten ran.