laut.de-Kritik

Zur Überbrückung kommt dieses Kleinod gerade recht.

Review von

Manche Geschichten animieren einfach zum Heulen. So die vom Tod von Chris Friedrich. Bis 28. August war er noch Bassist von Caspian, ehe er "unerwartet verstarb". Was diese Worte bedeuten, kann sich jeder selbst ausmalen, auch wenn die Band jede Stellungnahme zu seinem Ableben verweigert.

Noch schlimmer wird dieser aber, wenn einem Caspian so etwas wie "Hymn For The Greatest Generation" vorsetzen. Der titelgebende Track entstand während der Aufnahme-Sessions zum letztjährigen Meisterwerk "Waking Season" und besitzt einen dualen Charakter. Zum einen steht der Song im Sound ganz im Geiste des letzten Albums, und zum anderen ist es so etwas wie der akustische Abschiedsgruß an das verstorbene Bandmitglied. Ob der Song nun der Großeltern-Generation (siehe Titel) gewidmet ist, oder wem auch immer, ist in diesem Fall gar nicht so wichtig.

Viel wichtiger ist die Tatsache, dass die Amerikaner einmal mehr ihr riesengroßes Talent unter Beweis stellen, mit relativ einfachen Mitteln ein emotional geladenes Stück Musik zu kreieren. "Hymn For The Greatest Generation" ist mit seinen siebeneinhalb Minuten ein bis zum Platzen angefülltes Gefäß. Man muss es immer mal wieder öffnen, und schon entströmen diesem Kleinod Klänge, die nach Sehnsucht, nach Vergänglichkeit, nach der Schönheit im großen Ganzen klingen, dass einem ganz warm ums Herz wird.

Die Band schlägt hier eher die leisen Töne an, zerbrechlich wirkt das Klangkostüm. Die gezupfte Akustische stimmt eine melancholische Melodie an, ehe die E-Gitarre den Faden aufnimmt und vom Schlagzeug Unterstützung erfährt. So ziehen Caspian den Hörer sanft, aber bestimmt in den Track hinein. Nach den sieben Minuten weiß man gar nicht, wohin die Zeit entschwunden ist, so kurzweilig klingt das Lied. Nach fünfeinhalb Minuten begleiten Streicher aus dem Lied heraus, ehe die Akustik-Gitarre "Hymn For The Greatest Generation" so ausklingen lassen, wie es begann. Einer der besten Caspian-Tracks bislang.

Neben diesem überaus großartigen Song verblasst ein fast ebenso hochklassiges Stück wie "The Heart That Fed" etwas. Auch hier zeigen sich Caspian von ihrer einfühlsameren Seite. Erst nach über viereinhalb Minuten ziehen sie die Gitarrenwand hoch. Neben dem akustischen "CMF", das eher wie ein Interlude klingt, sind hier noch zwei Remixe ("Procellous" und "Halls Of The Summer") und ein Demo von "High Lonesome" zu hören. Bei "Procellous" ist eine alternative Melodie eingeflochten, die dem Song einen gänzlich neuen Charakter verleiht.

Als Überbrückung bis zum nächsten Album kommt diese EP gerade recht. Hört man sich die neuen Stücke an, schraubt das die Erwartungen an die Band noch weiter in die Höhe. Da kommt was auf uns zu!

Trackliste

  1. 1. Hymn For The Greatest Generation
  2. 2. The Heart That Fed
  3. 3. CMF
  4. 4. High Lonesome (Demo)
  5. 5. Procellous (Arms & Sleepers Remix)
  6. 6. Halls Of The Summer (Lazerbeak Remix)

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4 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 10 Jahren

    Wie gewohnt super Material, wobei mir "The Heart That Feed" vielleicht sogar einen Ticken besser gefällt
    .
    "High Lonesome" ist zwar nicht die Art Song, deren Demo ich mit Spannung erwartet hätte, aber gut...
    Arms & Sleeper-Remix wie erwartet etwas ambient-artig, der "HoS"-Mix gefällt.

    Ansonsten... Hat Cordas Insider-Informationen bzgl. der Todesumstände?!
    Ich weiß zwar, dass Caspian Weed nicht abgeneigt sind, aber einen Drogentod kann ich mir nur schwer vorstellen.

  • Vor 10 Jahren

    ne, hab ich nicht, aber ich reim mir halt was zusammen. wenn die band schon nicht über die todesumstände sprechen will und auch sonst nirgendwo ein wörtchen zu lesen ist, läuft das für mich auf eine mögliche todesursache raus. drogen würd ich ausschließen.

    • Vor 10 Jahren

      Ich halte ja den unerwarteten Herztod für das Wahrscheinlichste. Aber darüber hätte man sprechen können.
      Auf den fb-Seiten gab es auch wenig Infos für Spekulationen.
      Ich finde es nach wie vor einfach tragisch und es hat mich schon sehr traurig gemacht, weil ich Caspian 4x live gesehen habe und sie wirklich von Grund auf sympathisch wirken.

  • Vor 10 Jahren

    An dieser Stelle nochmal: The Heart That Fed ist ein Überbombast und gefällt mir von den dreien am besten.

  • Vor 10 Jahren

    Was los mit der Kommentierfunktion?!
    Egal...
    Da es auch auf den fb-Seiten von ihm bzw. seiner Frau keinerlei Andeutungen gibt, glaube ich an den plötzlichen Herztod.
    Das würde die Tragik für mich nochmals unterstreichen.
    Hatte mich wirklich getroffen, da ich Caspian 4x live gesehen habe, die Alben wirklich sehr regelmäßig höre und die Band bei ihren Auftritten grundauf sympathisch wirkt.