laut.de-Kritik

Ein unheimlich klares Album mit unzähligen Facetten.

Review von

Entschuldigung, darf ich bitte eintreten? Darf ich kurz stören in dieser Welt, die nur von FLINTA* erschaffen wurde? In der ich als alter weißer Mann maximal eine lyrische Figur darstelle, aber niemals existent bin? Etwas, was schon auf dem Papier für viele meiner Geschlechtsgenossen eben wie ein Album "An Den Alptraum" klingt? Was bleibt mir hier schließlich schon thematisch als Andockstation? Die kurze Antwort lautet: Empathie, der Versuch, zu verstehen, und grandios arrangierte Musik.

Mir geht es also nicht anders als Frauen, die sich über Jahrzehnte lang von Lümmelkapellen anhören mussten, wo das Zottelchen gerade kneift. Nur das hier die Texte anspruchsvoller sind. Doch das ist wahrlich nicht die einzige Veränderung, die sich auf Charlotte Brandis zweitem Longplayer "An Den Alptraum" abspielt. Ihre EP "An das Angstland" zeigte bereits den Weg auf, doch nun folgt nach "The Magician" das erste deutschsprachige Album der ehemaligen Me And My Drummer-Sängerin und Multiinstrumentalistin (Keyboards/Synthesizer, Gitarre/Bass, Klavier, Dulcimer, Flöte, Cello, Percussions).

Bereits im Angstland entdeckte sie für sich eine Klang-Ästhetik, die in der deutschen Musiklandschaft für sich alleine steht. Sie kopiert diese aber nicht und breitet sie in die Länge aus, sondern findet zu ihr weitere neue Ansätze. Brandi bleibt immer in Bewegung, immer auf der Suche, wie sie ihr Schaffen weiterentwickeln kann.

So entsteht eine spannende Welt aus Lyrik, Indie-Folk, Chanson, Dream-Pop, Blue Eyed Soul, Schlager (die wundersamen Weisen der 1970er, mit denen der heutige Schlager nichts mehr gemein hat), gregorianischen Chorälen oder einfach elegantem Indie-Pop ohne plump zu kopieren. Sie entrückt sich selbst jeglichen Vergleichen. Ihre gelungenen Beobachtungen zu Themen wie Misogynie, Emanzipation oder dem Musiker*innen-Leben in den heutigen Zeiten versieht sie aber nicht mit einem erhobenen Finger, sondern mit Leichtigkeit und gutem Humor.

"Der Ekel" gegenüber Incels und Kollegen umfasst "An Den Alptraum" wie eine Klammer, mal als erhabener Choral, mal New-Age-artig. Ein Blick in die Abgründe des Frauenhasses. "Deine Antipathie hat mich lange erstaunt / Jetzt ergibt alles Sinn / Du hast einfach Angst vor Frauen."

Mit "Wien" und "Luzern" bezieht sie zwei ihrer ehemaligen Wohnstädten ein. In der Schweiz sinniert sie verträumt vom Leben und dem Tod. In Österreich findet Brandi ihre eigene Version des geradlinigen Wanda-Rocks, singt vom nicht immer ganz unkomplizierten Zusammenleben mit den Wiener*innen, versucht sich zuletzt sogar am Wienerisch. Wie gut ihr das gelingt, mögen andere beurteilen.

"Eine kleine Todesangst kommt immer mit mir mit", tschilpt Brandi zu Gitarre und Gewitter, klingt wie der fröhlich-beschwipste Geist eines Sperlings im faszinierend widersprüchlichen "Todesangst". "Keiner eurer hellen Sterne hält sie zurück / Wie ein weißes Wiesel frisst sie sich in mein Gewebe / Mach, dass Sand aus mir rausrieselt, bis ich schwebe!"

Zu Beginn von "Geld" darf auch mal munter gejodelt werden, bevor Brandi die schwere Zeit der Musiker*innen in der mit dem Ausbruch von Corona beginnenden Zeitrechnung thematisiert: "Merkst du die Wirtschaft bricht da hinten ein / aber wir fahrn weiter / Steig einfach in das Auto zu uns ein / Sei unser Tour-Begleiter."

Mit dem Blick auf einen möglichen nahenden Untergang rechnet sie im ebenso traurigen wie elysischen "Kind" mit der Arroganz der Menschheit gegenüber ihrer Umwelt ab. "Wann hat es eigentlich angefangen / Als Moses sich im Sand verlief / Welcher Wind hat die Sinne getrübt / Wir haben uns nicht in die Welt verliebt." In "Vom Verlieren" übernimmt Stella Sommer den Gästeplatz, den auf "An Das Angstland" noch Tocotronics Dirk von Lowtzow einnahm.

Charlotte Brandi zählt zu den spannendsten Musiker*innen des Landes. Mit "An den Alptraum" gelingt ihr ein unheimlich klares Album mit unzähligen Facetten, das hinter jeder nächsten Abbiegung überrascht. Danke, dass ich eintreten, beobachten und nachdenken durfte.

Trackliste

  1. 1. Der Ekel
  2. 2. Luzern
  3. 3. Wien
  4. 4. Die letzte Brücke
  5. 5. Geld
  6. 6. Todesangst
  7. 7. Meine Hunde
  8. 8. Frau
  9. 9. Kind
  10. 10. Vom Verlieren
  11. 11. Der Ekel II

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7 Kommentare mit 34 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Gesanglich auch sehr beeindruckend. Ein unheimlich klares Album mit unzähligen Falsetten.

  • Vor einem Jahr

    Sollte einen das gerechte Pendant zu Penismusik interessieren, wenn einen Penismusik noch nie interessiert hat? Vielleicht ja, vielleicht nein. Wurde mir nach dem Text nicht ganz ersichtlich. Ich höre Musik jedenfalls nicht, um mich zu positionieren (als "Ally", geiler Stecher, o.Ä.), sondern um mich ergreifen zu lassen.

    Ich habe wenig Respekt vor der Methode, sich mittels der Diagnose einer schwerwiegenden Persönlichkeitsstörung unangreifbar zu machen. Magste mich nicht, stimmt was nicht mit dir, oder so ähnlich. Wenn sie nicht schon überaus populär war und nicht viel öffentliches Feedback bekommen hatte, verstehe ich den Zweck dieses Songs "Ekel" auf dieser Platte sonst nämlich nicht.

    Der Rest klingt auf den ersten Horcher nach Musik für niedliche kleine Cafés in Berlin-Mitte. Haut mich nicht um, tut niemandem weh.

    • Vor einem Jahr

      Ich positioniere mich nicht als geiler Stecher. Ob ich ein Ally bin, sollen andere entscheiden. Das kann ich nicht. Die Endgültigkeit der Formulierung kam beim Redigieren rein.

    • Vor einem Jahr

      Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.

    • Vor einem Jahr

      Auf den wirklich ekeligen Teil mit der Persönlichkeitsstörung gehe ich gar nicht erst ein. So, bin wieder raus.

    • Vor einem Jahr

      War natürlich eine Option, das mit dem "geilen Stecher". Sollte für die Hörer der doofen Pimmelmusik stehen, von der Du geschrieben hast.

      Wenn du draußen bist - vielleicht hat ja sonst jemand eine Idee dazu, was für einen anderen Zweck dieser Song auf der Platte hat als sich kritikresistent zu machen. Wie gesagt - wenn sie vorher wirklich viel Erfolg hatte, und man von sehr viel Backlash mitbekommen hätte, worauf sie hier souveran reagieren würde - okay. In der Form machen das einige Musikerinnen. Aber soweit ich das sehe, war sie noch nie groß im Gespräch.

    • Vor einem Jahr

      Vielleicht ist der Song einfach nur eine persönliche Erfahrung. "Noch so eine laute Person mit markantem Gesicht" soll aber wahrscheinlich dann doch eine gewisse Gruppe ansprechen ;). Find's einfach oberflächlich, nicht mehr und nicht weniger bzw. ist auch wie immer etwas Projektion dabei, das ist aber auch normal. Ansonsten: gähn.

  • Vor einem Jahr

    Ernst gemeinte Frage: ist die Oide noch ganz dicht?

  • Vor einem Jahr

    "Ein Blick in die Abgründe des Frauenhasses. 'Deine Antipathie hat mich lange erstaunt / Jetzt ergibt alles Sinn / Du hast einfach Angst vor Frauen.'"

    Davon mal abgesehen, dass das eigentlich Grundschul-Rhetorik ist ("Wenn er mich schlägt, hat er eigentlich Angst vor mir!", "Die sind alle nur neidisch, deswegen sind sie so gemein!"), stimmt es auch einfach nicht. Incels haben schon eine feste Ideologie, in der sie sich übergangen und ungerecht behandelt fühlen. Das hat wenig mit Angst zu tun, und all die Dinge, die durch Incels passiert sind, geschahen aus Wut über diese vermeintliche Ungerechtigkeit.

    Ich beobachte das häufiger bei solchen feministischen Werken, wo dann letztlich nur eine Schein-Analyse von toxischer Männlichkeit betrieben wird, die sich im Resultat dann eine für die Frau empowernde Deutung aufzwingt. Die Argumentationskette ist dann hier "Mann beleidigt mich im Internet oder sonstwo -> Er muss einfach Angst haben -> Wenn andere Angst haben, bin ich irgendwo mächtig yay!"

    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das aus Angst geschieht, sondern aus einem Selbstverständnis heraus. Gerade im Netz ist man anonym und mit patriarchalen Selbstverständlichkeiten wird für viele Hassredner dann eher ein Machtgefühl hergestellt. Das hat nichts mit Angst zu tun.

    • Vor einem Jahr

      Das mit der Angst kennt man ja seit Jahrzehnten schon aus der Queer-Ecke, da halt mit Projektion ("wer gegen xyz ist, ist nur selber xyz"), der Feminismus hat dass dann rübergetragen in den letzten beiden Dekaden.

      Ist natürlich fertiger Blödsinn. Ich kann auch ohne Selbstbezug ein beschissener Mensch oder auch nur ein handelsüblicher Mensch mit beschissener Meinung sein. Oder sogar ein Mensch mit differenzierten Ansichten - glaube da liegt das eigentliche Problem, man unterstellt dem jeweiligen "Gegner" Angst, um selbst besser dazustehen. Kann ja nicht sein, dass der jeweilige Gegner das tatsächlich ohne spezifisch persönliche Hintergründe ernst meint was er da vertritt, wo kämen wir da hin in unserem progressiven Weltbild...

      Ganz böse formuliert; Der verweigerte Kunstmaler wollte auch nicht Jude sein, noch hatte er Angst vor ihnen (obwohl man da theologisch tatsächlich noch Analogien bauen könnte, aber das ist mehr so Thema für murikanisch-evangelikal-beknackte Hochschulen).

    • Vor einem Jahr

      Schöner Stammtisch-Flavor hier, ma sagen.

    • Vor einem Jahr

      Männer erklären Frauen DInge. Heute: Mysogonie. Es ist immer wieder schön anzuschauen, Werner, mach nochma 2 Pils, bitte.

    • Vor einem Jahr

      Die Frage ist halt einfach, wen sie damit meint. Auf den ersten Blick liest es sich eher wie ein pauschales Urteil über Männer, die selbst oft unter den "Strukturen" leiden. Wäre mal schön, wenn es ein Album über "Arm und Reich" gäbe ;).

    • Vor einem Jahr

      "Incels haben schon eine feste Ideologie, in der sie sich übergangen und ungerecht behandelt fühlen."

      Möglich. Aber das schließt doch den Punkt mit der latenten Angst vor Frauen nicht zwangsläufig aus, oder? Dem "alle sind ungerecht zu mir/warum schläft frau nicht mit mir, ich bin doch ein nice guy"-Narrativ liegen ja schließlich Gefühle zugrunde.

    • Vor einem Jahr

      Ist doch völlig wurscht, ob es Angst, Verzweiflung, Erziehungs-Traumata oder irgendetwas anderes ist. Letztendlich ist "Angst" im lyrischen Konzept hier einfach nur ein abstraktes Konzept für all das, mE.
      Ich frage mich halt, ob sie wirklich nur Incels damit meint, mal absehen davon, dass die Lyrik in diesem Fall zumindest sehr konstruiert und gezwungen wirkt. Ungeachtet dessen, müssen sich einfach viele Männer vom Leistungsanspruch lösen - der Ursache "toxischer Männlichkeit - hier gibt es ja Angebote ;). Dann ist auch alles geschmeidiger, ob's dann halt besser klappt: bei dem einen ja, beim anderen halt immer noch nicht...

    • Vor einem Jahr

      Mensch hat immer Angst vor allem Fremden. Incels ergo vor Frauen und Sonnenlicht. Also passt das hier ganz gut.

    • Vor einem Jahr

      "mal absehen davon, dass die Lyrik in diesem Fall zumindest sehr konstruiert und gezwungen wirkt."

      Wieso denn?

    • Vor einem Jahr

      Jetzt mal an diesem Beispiel:

      "NOCH SO EINE LAUTE PERSON
      MIT MARKANTEM GESICHT"

      finde die "Metapher" einfach schlecht. Man versucht einfach schnell etwas zu finden, dass Männer gemeinhin halt haben. Ist meiner Meinung halt "pseudo-indirekt". Kann man aber auch anders sehen, lebe ich mit.

    • Vor einem Jahr

      Vernünftige Erklärungsmodelle für Incelkultur sehen ja die Diskrepanz zwischen fiktionalisierter Darstellung männlicher Rollen aus der Vergangenheit, die aufgrund extrem dichter medialer Kontinuität (alte Filme und Serien prägen durch Privatfernsehen junge Männer ab der Kindheit, männliche Rollenbilder aus der Pate, Taxi Driver oder Eine schrecklich nette Familie werden dadurch tradiert) in die Sozialisation heutiger Männer hineinwirken, und der Wahrnehmung der heutigen Welt, die sich sehr verändert hat (abgesehen davon, dass fiktionalisierte Darstellungen an sich oft schon teilweise inakkurate Darstellungen sind), als eine mögliche Ursache.

      Einerseits haben diese Männer dieses noch sehr patriachalische und teils misogyne Rollenrepetoire aus den Medien, wo Männer starke Versorger sind und gerade weiße Männer noch mehr die Herren der Welt sind, als dies heute der Fall ist, andererseits sind viele von Ihnen in der größten Wirtschaftskrise seit dem schwarzen Freitag ins Berufleben eingetreten oder wurden von dieser ziemlich stark beeinflusst. Das verfügbare Einkommen ist bei vergleichbaren Beschäftigungen stark gesunken (inflationsbereinigt). Junge Männer sehen und kennen Männer als Hausbesitzer, die selbst bei blue collar jobs wie der König im eigenen Haus leben können, während sie selbst struggeln die Miete für ne kleine Wohnung aufzutreiben. Weiter sehen sie die Rollen der Frauen damals und heute, damals Hausfrau ubd Mutter, vom Mann abhängig, liebend, ubschuldig und zart, und heutige Frauen, selbstbestimnt, tough, sexuell aktiv. Wenn du eh Selbstzweifel wegen deines Jobs und Einkommens hast und allgemein eher zu geringem Selbstwertgefühl neigst, dann denkst du halt, dass du einer Frau nichts bieten kannst. Und viele Menschen suchen sich, zusätzlich als Schutzmechanismus, äußere Ursachen für Begebenheiten, die Ihnen missfallen.

      Und in Anbetracht des wünschenswerten, vergangenen Zustandes ist es schon verständlich, dass sich die durch wirtschaftliche und soziale Diskrepanz verunsicherten und ängstlichen jungen Männer in die Vergangenheit zurückwünschen, und z.b. den Feminismus als monokausalen Verursacher für diesen Wandel sehen.

      In diesem Kontext kann ich das "Angst vor Frauen" schon nachvollziehen. Aber es gibt ja auch noch Chris' Erklärungsansatz, der sehr valide ist. Viele Absolute Beginner u.ä. sind halt einfach eher ängstliche Menschen, die im Umgang mit Frauen auch sehr ängstlich agieren.

    • Vor einem Jahr

      Absolut richtig. Die Frage ist jedoch auch, inwieweit Frauen diese Ablösung zusätzlich dann wirklich/in der Realität kollektiv mittragen. Vielleicht gibt es auch dort an der ein oder anderen Stelle noch zu wenig Entwirrung.

    • Vor einem Jahr

      *bezüglich Hausbesitzer, Einkommen, etc.

    • Vor einem Jahr

      Gut, aber wie hat jemand vor etwas Angst, dass er als minderwertig empfindet? Ich störe mich im Übrigen auch immer daran, wenn Nazis zugeschrieben wird, dass sie Angst vor progressiven Entwicklungen und Ausländern hätten. Da wird (von einigen Gutmeinenden versehentlich) an der falschen Stelle humanisiert. Jemand, der gegen den Aufenthalt bzw. Existenz einer bestimmten Menschengruppe auf die Straße geht und Flüchtlingsheime anzündet hat keine Angst im klassischen Sinn. Ebenso wenig jemand, der sich alte Geschlechterrollen-Verhältnisse zurückwünscht.

      Der hat vielleicht Angst vor Veränderungen seines Lebensumfelds, aber nicht vor Frauen selbst. Das ist der feine Unterschied, den ich sehe und wo ich die vor mir geschriebenen Beiträge für falsche Einschätzungen halte. Wenn man es weiter fasst wie ihr, dann ja, so kann man auf diese Weise sagen, dass Männer Angst vor Frauen haben.

      Und ja, Männer haben Jahrhunderte lang kläglich versagt, die Biologie und die gesellschaftlichen Umstände der Frauen adäquat zu erkennen, ganz zu schweigen davon, sie zu verbessern oder auch nur im Ansatz erträglich zu machen. Feministinnen stellen sich in ihrer Systemkritik wesentlich besser an, dennoch halte ich einige Einschätzungen, so wie diese hier, für nicht zutreffend. Und das halte ich auch für erwähnenswert, weil gerade dieses "Männer haben Angst vor uns" oft vorkommt und starkes Potenzial besitzt, in den von Capslock beschriebenen Dimensionen vereinfacht und deshalb falsch verstanden zu werden.

      Den Vorwurf des Stammtisch-Niveaus weise ich im Übrigen von mir, wenn ein "Der Mensch hat Angst vor der Fremde" als valides Argument für irgendwas gesehen wird. Zu oberflächlich, sorry.

    • Vor einem Jahr

      "Den Vorwurf des Stammtisch-Niveaus weise ich im Übrigen von mir, wenn ein "Der Mensch hat Angst vor der Fremde" als valides Argument für irgendwas gesehen wird. "

      Dann hast du leider keine Ahnung von Soziologie oder Psychologie. "Angst vor der Fremde" ist aus guten Gründen ziemlich tief in unser Unterbewusstsein einprogrammiert. Später mehr.

    • Vor einem Jahr

      "Ich störe mich im Übrigen auch immer daran, wenn Nazis zugeschrieben wird, dass sie Angst vor progressiven Entwicklungen und Ausländern hätten. Da wird (von einigen Gutmeinenden versehentlich) an der falschen Stelle humanisiert."

      Fun Fact: Auch Nazis sind Menschen. Da kann niemand an der falschen humanisieren. Und viele Menschen, die rechten Ideen zugewandt sind (bis zu fully fledged nazis), haben Angst vor Fremden oder Veränderungen. Was halt auch sonst keinen Unterschied macht. Aber das zu identifizieren ist halt schon wichtig, gerade um dafür zu sorgen, dass Menschen gar nicht erst zu "Nazis" werden oder auch nur dieses rechte Gedankengut abstreifen können.

    • Vor einem Jahr

      https://www.youtube.com/watch?v=rkuEmsbBI7Q

      Ist das hier ein schöner Stammtisch gewesen? ????

    • Vor einem Jahr

      "Gut, aber wie hat jemand vor etwas Angst, dass er als minderwertig empfindet?"

      So wie die Angst vor dem Russen im zweiten Weltkrieg? Oder die Angst vorm internationalen Finanzjudentum? Die Angst vor The Great Replacement? Die Angst vor dem Kommunismus in den USA? Die Angst vor dem black male in den USA? Die Angst vor islamischen Terror? Angst vor dem Kultzrmarxismus? Angst vor soy boys, snow flakes und libtards? Angst vor etwas, dass als minderwertig empfunden wird, kommt offensichtlich sehr oft vor.

      Wie? Naja, einfach so. Gefühle scheren sich nicht um logische Widersprüche

    • Vor einem Jahr

      Ich hätte jetzt auch eher erwartet, dass es um Aggressionen geht, ist aber wie gesagt eigentlich egal. Angst wäre doch eigentlich mal schön, wenn Männer das zugeben würden ... oder ist das abstoßend?

    • Vor einem Jahr

      Wie schön - bis auf ein paar Stolpereien über Uneinigkeiten zur Verwendung des Begriffs "Angst" haben die Beteiligten sehr sinnvolle Dinge gesagt bisher... :)

    • Vor einem Jahr

      Nochmal ne andere Frage, vielleicht kann mich jemand hier aufklären: ist Hakan vom McFit, der in der Regel ja keine Angst vor Frauen hat, nicht eigentlich toxisch männlich und Incels nicht eigentlich, im schlimmsten Falle, psychisch Erkrankte, die eben mit Ersterem nicht mithalten können? Ich hätte jetzt eher vermutet, dass Incels eher Männer sind, die so gar keine attraktiven Merkmale für Frauen besitzen. Woran sich die Frage anschließt, wollen Frauen gemäß der Lyrik der Künstlerin hier überhaupt Männer gänzlich ohne "männliche" Eigenschaften an ihrer Seite? Was bedeutet das eigentlich alles. Vielleicht kann Ragism mir diesbezüglich antworten. Danke vorab :).

    • Vor einem Jahr

      Kenne keine Hakan, gehe nicht zu McFit. Kann dir aber allgemein sagen, dass viele Frauen etwas anderes an Männern attraktiv finden als das, von dem viele Männer denken, dass Frauen es an Männern attraktiv finden würden. Muskeln und Bärte sind beispielsweise solche Sachen, die viele Frauen far nicht so attraktiv finden.

      Abseits von diesen Äußerlichkeiten wünschen sich viele Frauen aber vor allem von ihren (potentiellen) Partnern als Menschen wahrgenommen zu werden (Fun Fact: Frauen sind auch einfach nur Menschen wie du und ich. Und wie auch Nazis, s.o.), woran es allerdings oft scheitert.

      Und um damit zu deiner Ausgangsfrage zu kommen: "wollen Frauen gemäß der Lyrik der Künstlerin hier überhaupt Männer gänzlich ohne "männliche" Eigenschaften an ihrer Seite?"

      Klares eskommtdaraufan. Unterschiedliche Frauen (aka Menschen) haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was ihnen wichtig an Beziehung und Partner wichtig ist. Ich denke die einzige Sache, die fast alle Frauen an einem Mann wollen, ist ein Partner, der nicht glaubt, dass es etwas gibt, das alle Frauen an einem Mann wollen (alles cis-hetero-spezifisch, obvsly)

    • Vor einem Jahr

      Ja, klar. Worauf ich ja eigentlich hinaus ist will, ist, dass der Begriff "toxische Männlichkeit" nicht oder zumindest nicht im Rahmen seiner inflationärer Verwendung so klar definiert ist, dass man eine Diskriminierung von Männern hierbei ausschließen könnte. Und solche Zeilen wie oben werden einfach in so einer Rezension dann total unkritisch gesehen, als das vielleicht dann im Umgekehrten Fall der Fall wäre.
      Und das Geschlecht ist, weil ja zu einem großen Teil konstruiert, auch nie die Ursache per se für strukturelle Probleme - will sagen, auch Männer wurden Jahrhunderte in diese destruktive Rolle gedrängt, zumindest am unteren Ende der Nahrungskette. Hier fehlt mir neben der Kritik auch die Empathie für Menschen, die offensichtlich krank sind und darunter leiden sowie auch die meta-Betrachtung, dass es einfach nicht um Geschlechter an sich geht, da wären wir wieder bei der Oberflächlichkeit. Verstehe nicht, dass sowas einfach dann unkritisch gefeiert wird.

    • Vor einem Jahr

      Lost9 wird mein Lieblingsmuppet. Zielsicher verpasst er stets den Diskursen eine unschuldig doofe Ebene. Nicht zuuuu offensichtlich, etwas sneaky. Chapeau! Solche Fakes sind eine Bereicherung :)

    • Vor einem Jahr

      Ich hab zwar keine Ahnung, wovon du da sprichst, aber trotzdem Danke ;).

      Ach, da wäre noch etwas: wo warst du eigentlich die ganze Zeit, während dieser Diskussion, Ragism? ;).

  • Vor einem Jahr

    Bin, obwohl großer Fan der Me And My Drummer-Alben, bisher noch nicht mit ihren Solo-Sachen in Berührung gekommen. Sicher, einiges wird auch an der Sprache liegen, aber dafür, dass sie jetzt nicht mit Ansage das Genre gewechselt hat, hat sich da schon bemerkenswert viel getan, finde ich. Ergebnis ist ziemlich unique, inhaltlich pointierter, aber auch weniger gefällig, was ich tatsächlich für eine große Stärke von M&MD und entsprechend einen gewissen Verlust halte.

    Starke Titel dabei (DER EKEL, LUZERN, DIE LETZTE BRÜCKE, KIND zB), keine Frage, nach meinem persönlichen Dafürhalten vll. einmal zu oft mit dem Aufbau "Sirenenartiger Gesang mit spärlicher Instrumentierung bis zur eruptiven (Gitarren-)Bridge". Am besten gefällt mir jedenfalls GELD und mit dem gleichnamigen Lied eine Nummer, die trotz bittersüßen Inhalts vergleichsweise näher an klassischeren Feel-Good-Pop-Mustern ist.

    Spannende Entwicklung & Musik, fühlt sich für mich trotzdem eher nach 3 als 4 von 5 an.