laut.de-Kritik
House-Classics im Jazzkleid.
Review von David HilzendegenUm ein Haar wäre es gar nicht zu einer Veröffentlichung des Drum Lesson-Projekts gekommen. Alex Barck von Jazzanova stolperte eher zufällig über die akustische Version von Derrick Mays "Strings Of Life". Lediglich als Warm-Up für die Aufnahmen von Prommers erstem Solo-Album konzipiert, landete das gute Stück bald in den Sets des jazzaffinen Kollektivs.
Auf den Tanzflächen der Republik begeisterte es so sehr, dass jetzt neun weitere Klassiker aus Prommers DJ-Set, seines Zeichen die Hälfte von Fauna Flash und ein Drittel des Trüby Trios, im neuen Gewand folgen. Zwar ist die Idee, elektronische Stücke zu reinterpretieren und mit einer Jazzkapelle wiederzugeben, sicherlich nicht die Innovativste. In einer solchen Perfektion, wie es die Schar um Christian Prommer hier tut, ist es mir allerdings noch nicht untergekommen.
Mit Roberto Di Goia, Wolfgang Haffner, Ernst Ströer und Dieter Ilg, die allesamt schon für Musiker wie Till Brönner, The Notwist oder Udo Lindenberg tätig waren, hat Prommer anscheinend genau die richtige Besetzung gefunden. Insbesondere Ilgs Interpretation einer Roland TB-303 mit einem Akustikbass, so à la Mr. Fingers "Can You Feel It", ragt hervor. Am Ohrenscheinlichsten ist dies bei "Claire" von Patrick Pulsinger – im Original noch ein ziemliches Brett, wird es hier plötzlich richtig entspannt und laid-back.
Während "Higher State Of Consciousness" nur eine unwesentlich aufgepimpte Version von Josh Winks Vorgabe darstellt, driftet Kraftwerks im Original typisch minimalistisch und ruhig gehaltenes "Trans Europa Express" nach einer Trommeleinlage in ein treibendes Piano ab und nimmt richtig an Fahrt auf. Mir persönlich macht das definitiv mehr Spaß als das eher schleppende Original.
Das absolute Highlight ist neben dem bereits genannten "Strings Of Life" sicherlich "Beau Mot Plage", obwohl Roberto Di Goias Piano es nicht schafft, die charakteristische Flöte der Isolée-Version vergessen zu machen. Wer das Original nicht kennt, den wird das nicht weiter stören, alle anderen können sich trotzdem ohne Bedenken daran ergötzen. Gerade in den schnellen Phasen des Tracks, wenn Di Goia richtig auf die Tube drückt.
"Drum Lesson Vol. 1" wird sich wahrscheinlich nicht zu einem eigenen Klassiker entwickeln, dafür ist die Idee nicht originell genug. In nicht allzu ferner Zukunft soll allerdings schon "Drum Lesson Vol. 2" erscheinen, dann mit eigenen Kompositionen und gesanglicher Unterstützung. Wenn das Sequel das Niveau beibehält, wird 2008 ein wunderbares Jazzjahr.
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