laut.de-Kritik
Zuckerpop samt Mitgrölgarantie und erzieherischer Message.
Review von Deborah KatonaIhr kennt doch dieses "Für Fans von ..." auf manchen Musikseiten, oder? Bei Chvrches und ihrem neuen Album "Every Open Eye" würde man Robyn finden, vielleicht die Yeah Yeah Yeahs, La Roux, MS MR, The Knife – oder eben Chvrches selbst. Denn am Konzept haben die drei Schotten seit "The Bones Of What You Believe" nicht wirklich irgendwas geändert.
Noch immer liefern die Schotten 80s-Synthpop zum Mittanzen ab. Lauren Mayberrys Stimme ist süß und fordernd oder eben knatschig-quietschig - je nachdem, wie man es formulieren will. Ähnlich halten Chvrches es mit der Musik. Eingängig und melodisch einerseits, ein bisschen zu schrill andererseits.
Eins kann man ihnen aber auf keinen Fall vorwerfen: dass sie sich fürs zweite Album verbogen hätten. Das gleiche kleine Kellerstudio, gleiche Konstellation, gleiche Arbeitsweise. Ein bewährtes, wenn auch nicht innovatives Konzept, das definitiv seine Zuhörer finden wird.
"Keep You On My Side" bietet in den Strophen ein einfaches Soundgerüst, dann aber gut gemixte Synthies und Tanzbarkeit, clap clap! In "High Enough To Carry You Over" hören wir Flehen und verzweifelte Bitten im Duett, das durch den Männergesang aber Abwechslung ins sonst von Soprantönen geprägte Album bringt.
"Make Them Gold" ist Zuckerpop mit Mitgrölgarantie – zu süß für meinen Geschmack und doch kann ich nachvollziehen, wenn jemand (mein junges Ich zum Beispiel) darauf abfährt. Ähnliches gilt für "Down Side Of Me" und die wabernde Schlussballade "Afterglow". Mir schlägt die Süße nach einer Weile auf den Magen – aber ich bin musikmäßig wohl eher der herzhafte Typ.
"Playing Dead" ist wunderbar zum laut und unverschämt freien Mitjaulen geeignet. Frontfrau Lauren haut nicht nur in ihren Liedern verbal auf den Putz, sondern bezieht auch online Stellung, hier gegen Mysogynie und dumme Trolle, deren Beschimpfungen unter die Gürtellinie gehen.
Diese Einstellung hört man auch bei "Playing Dead": "You can tell me to move and I won't go, you can tell me to move and I won't go." Schon seit Tagen beherrscht mich dieser Ohrwurm. Dabei hatte ich am Anfang noch gedacht, ich wäre einfach zu alt für die Musik von Chvrches. Doch nach ein paar Runden hören von, tanzen zu und singen mit "Every Open Eye" fühle ich mich superduperstark. Gut, auch ein bisschen wie mit 15 - aber wenn Chvrches junge Hörer(innen) zu mehr (Girl-)Power und Tanzfreude erziehen, haben sie meinen Support.
6 Kommentare
Ich finde das Album fast genauso gut wie das Debüt - eine himmelstürmende Melodie jagt die nächste. Dazu erscheint mir "Every Open Eye" straffer als "The Bones" und einfacher am Stück durchzuhören, wenngleich die ganz großen Stücke wie "The Mother We Share" oder "Tether" fehlen. Highlights: "Keep You On My Side", "High Enough To Carry You Over", "Playing Dead". 4/5
Ist an Stellen auf jeden Fall etwas "fröhlicher" als das erste Album ("Make Them Gold", "Empty Threat"), aber hat meiner Meinung nach fast genauso viele Highlights wie "TBOWYB". Favoriten sind "Leave A Trace", "Clearest Blue" und "Make Them Gold". Versteh bei der Review nur nicht ganz, was das mit dem Alter zu tun haben soll. Bin 22 (und männlich) und finde beide Alben Top Aber ja, wenn man Synth-Pop mag sind CHVRCHES sehr empfehlenswert.
Album Nr. 2 ist nicht wirklich mutig oder originell, aber es hat seine guten Tracks. Weniger gelungen finde ich nur den austauschbaren Radio-Pop-Song "Make Them Gold". Eine positive Überraschung ist "High Enough To Carry You Over", das sich von den anderen Songs unterscheidet und mich vom Vibe her an Daft Punk erinnert hat. - Ich gebe dem Album eine 3,5/5. Eine 4/5 wäre nicht fair, weil es nicht so gut ist wie der rundum gelungene Vorgänger. Wer es kaufen möchte, sollte zur Special Edition greifen, da ist auch das großartige "Get Away" dabei.
chvrches höre ich gerne beim joggen
Nicht so gut wie das erste Album, aber recht solide.
Songs wie "Make them Gold", "After Glow" oder auch das Ende von "Clearest Blue" (kurz nach dem "Höhepunkt" des Songs wird es etwas ideenarm) sind aber recht unoriginell und entäuschend. Der männliche Gesangspart hat sich aber stark verbessert ("high enough to carry you over") und sorgt hier für eine willkommene Abwechslung. Meine Favoriten: "Never ending circles", "keep you on my side", "playing dead" und "high enaugh to carry you over". Irgendwie kommt mir eine 3/5 bisschen mager vor. Das Debüt hätte eigentlich eine 5 verdient, dann wäre dieses Album eine 4 für mich.
Die Band hat erneut gezeigt, dass sie einfach ein Händchen für fantastische Melodien haben.
Hatte immer ein paar Sympathien übrig aufgrund ihrer Herkunft und teilweise involvierung in tolle Bands (Aereogramme, The Twilight Sad), aber was ich hier von gesehen hab ist für mich Zuckerpop der langweiligsten Sorte. Klar kann man sich das anhören, muss man aber nicht. 3 Punkte gehen mMn in Ordnung wenn ich meine subjektivität im Bezug auf das Genre bedenke.
Lustig, dass mein Band Kollege sie mir vor einiger Zeit noch empfohlen hat. was hat ihn denn da geritten?