laut.de-Kritik
Tons Of Nr. 1 Hits.
Review von Karim ChughtaiBereits seit über einem Jahr angekündigt, liegt nun endlich das Debütalbum des Mailänder Duos vor. Erwartete man von den Crookers bislang basslastige Clubkracher irgendwo zwischen vertracktem House, brustschwellendem Rave und neuem Hip Hop, zeugt "Tons Of Friends" von der gesamten musikalischen Bandbreite der Italiener.
Der Albumtitel rührt nicht von ungefähr. Während die Veröffentlichungen von Phra und Bot bislang weitgehend instrumental gehalten waren, so zeigt sich ihr Album nun mit ungewohnt starker Vokalpräsenz. Die schier endlose Gästeliste featuret aktuelle Größen des Popbusiness wie der Blogosphäre. Allein der Opener "We Love Animals" erhält, statt einem Sängerbeitrag, Beat-Unterstützung von Soulwax und Sepultura-Drummer Mixhell.
Jeder Musikstil findet Aufmerksamkeit, als hätten sich die beiden nie etwas anderem verschrieben: Hip Hop, Pop, Dubstep, House, Dancehall, R'n'B. Fast erschreckend, wie professionell sich dieser umfassende Genrestreifzug anhört, dachte man die Hau-Drauf-Italiener können nur grobschlächtig wobbeln wie in Kid Cudis "Day N’Night" Remix. Einen vielseitigeren Longplayer legt so schnell jedenfalls niemand nach.
Einige Features sind etwas fragwürdig, betrachtet man den Hippster-Underground-Status der Crookers, bevor Klingeltöne und Videoclips die Runde machten. Da will Black Eyed Peas-Diva Will.I.Am oder Großdiscodog Pitbull nicht wirklich hineinpassen.
Dass hier hitorientiert gearbeitet wird, verzeiht man den Italienern jedoch trotz alledem. Die Stärke von "Tons Of Friends" liegt nämlich darin, für jedes Genre mindestens einen gefühlten Nr. 1-Hit vorzuweisen. Immer stilsicher, immer mit respektablen Stil-Vertretern am Mikrofon, immer sauber produziert.
Seit seiner Veröffentlichung feiert die Dancehall-Szene den in Zusammenarbeit mit Major Lazer entstandenen Track "Jump Up" - Eurodance-Nostalgie trifft auf modernen Dancehall, trifft auf Leftside und Supahype. Kelis bekommt kantigen Dubstep als Back Up ("No Security"), Yelle schwelgt in süßer, französischer Chanson-Romantik ("Cooler Couleur"), Mike Snow trällert über eine Ballade, die in fiepsigem Pop badet ("Remedy").
Das junge MC-Wunder Rye Rye aus New York stempelt rohe Timbalandschen Hip Hop-Beat-Kost aus Synthies und Claps für etwas street credibility ab ("Hip Hop Changed"). Mit Moloko-Sängerin Roisin Murphy funktionierte die Zusammenarbeit derart reibungslos, dass die Studiozeit gleich für zwei Gesangsbeiträge ausreichte. "Hold Up Your Hands" hält noch sanft Händchen mit störrischem Downbeat, dafür bläst "Royal T" zwischen seinen flächigen Breaks kompromisslos zur Rave-Fanfare.
In "Embrace The Marsians" nölt Kid Cudi in gewohnt gelangweilter Melancholie zur synthietriefenden Hip Hop-Einladung für Marsianer. Den Features von Pitbull und Will.I.Am mangelt es an Gehalt. Nur zu gerne wiederholt Will.I.Am einen Satz über mehrere Takte oder sogar über das ganze Lied ("Let's get busy, le-le-le-let's get busy…"). Pitbull erzählt relativ viel und am Ende leider doch nichts ("R-E-S-P-E-C-T, I get respect from the women, that don't lie to me"). Wow.
Trotzdem zeigt "Tons Of Friends", dass sich das Duo auf nicht mehr auf ein Genre reduzieren lässt, sondern für jeden Künstler im Geschäft einen passenden Beat schustert. Dabei bedienen Phra und Bot den Underground genauso gut wie den Mainstream, die internationale Clubszene wie internationale Radiocharts. Jetzt kann natürlich gejammert werden, hier handele es sich nicht (mehr) um die (echten) Crookers etc., aber sich eingestehen muss man trotzdem: Die Platte groß ist, als Debüt noch viel mehr.
8 Kommentare
Scheiße seit 2007.
+ Warum kann man nicht alle Reviews kommentieren?
ALBUM OF THE YEAR!
nönönö kommt irgendwie nicht bei mir an... zumindest der großteil davon... wobei die songs mit roisin murphy, yelle und miike snow mir eigentlich ganz gut gefallen...
aber gut, ich will mal nicht so sein. ich hab dir das album hochgeladen:
http://tinyurl.com/2g9mqh
läuft! fezt!
danke! läuft! fezt! nicht!