laut.de-Kritik
Neues Meisterwerk vom Westcoast-Gott.
Review von Stefan Johannesberg"DJ Quik, you can suck my dick". Richtig, Tim Dog, nach diesem Meisterwerk darf er den Fink endgültig lutschen, pudern, teeren und federn wie die Daltons. Virtuos wie kein Producer zuvor g-funkt sich die LA-Legende auf "Rosecrans" auch nach 25 Jahren im Game durch irre Loops, Soul-Samples, Jazz-Fragmente und irrsinnige Harmonien. Gleich der Opener "European Vacation" pumpt von Sekunde Null an unaufhaltsam mit dicker Splash-Snare, Tom-Drums und Scratches und versüßt das mit einem bunten Strauß an Geigen und Synthies. Zum Schluss des Tracks wechselt Quik dann noch in ein wummerndes, fast osteuropäisch anmutendes Folk-Loops-Monster.
Der helle Wahnsinn bricht sich auch auf den folgenden Songs Bahn. "A New Nite / Rosecrans Groove" startet als entspannter Handclapper mit Santana-Licks, switcht aber ab Minute vier in eine irre Klimper-Attacke auf Quicks Keyboards. Es fiepst und funkt - am Ende gar mit Disco-Anleihen aus den 70ern - in diesem ebenfalls vier minütigen Instrumentalpart und endet in einer Daft Punk'schen Vocoder-Welt. Für "You Are Everything" findet er selbst im ausgenudelsten Sample von den Stylistics noch neue Ebenen und Gefühle. Er unterfüttert dafür das Original mit Live-Instrumenten und flippt das Sample in alle Einzelteile.
Die offene Kinnlade krampft mittlerweile vollends. Zum Glück lockert Quik wenigstens Seele und Beine mit der Hymne des Sommers. "Bad Azz" erinnert dank Boogies Monster-Hook an selige Nate Dogg-Zeiten und cruist auf breiten Felgen über die Rosecrans Avenue, jener großen Ost-West-Verbindung zwischen Los Angeles und Orange Counties.
Der Titeltrack legt nach. "Rosecrans" träumt sich als Ballade und "Straight To The City" nickt sich als Hymne auf die schöne Seite des Ghettos. "Chachis Ride" fährt fast Sade-artig und tief im 80er Soul-Pop verhaftet über den Boulevard, wo sich harte Drums, Trompeten, Flöten und Saxophone gegenseitig immer wieder kontern, während man sich auf "Take It Off One Time" wieder alleine in der Nacht auf den Straßen LAs wiederfindet.
Der Sound lässt über das gesamte Album genügend Raum für Rapper wie Problem, Game, Bad Lucc, MC Eiht oder Dom Kennedy und Leuten wie Boogie oder Candice Boyd. Diese stylen, rappen, croonen und hooken sich - angesteckt von so viel G-Funk-Blood und Leidenschaft – komplementär als weiteres Instrument mitten durch Quiks Mix.
In der Tapediggaz-Kolumne vom Mai 2016 lautete das Urteil über den ersten, sechs Songs starken "Rosecrans"-EP-Wurf noch: "Vergesst Problems Fremdscham erregendes, schlüpfriges 'Hotel'-Mixtape, zusammen mit DJ Quik legt er das beste Westcoast-Tape seit Jahren hin, zehn Mal intensiver und stimmiger als Dres "Compton"-Gedöns zum Beispiel. 'Rosecrans' erzählt vom Leben und Cruisen auf und an der Rosecrans Avenue (...). Dicker, tiefer G-Funk perlt wie Bier im Sommer erfrischend aus den Boxen, während Problem mit Game, Wiz Khalifa und Bad Lucc ihre Geschichten ausbreiten. Bei einem ganzen Album hätte es locker für die Top 5 gereicht."
Und ja, es hat locker gereicht - zur Top 5 oder eben zu fünf Punkten und der Antwort auf die ewige Frage, wer der Westcoast-Gott hinter den Studioreglern ist: Mit "Rosecrans" zementiert Quik endgültig folgende Formel in den Asphalt: Dre regiert Beats, Quik aber die Musik.
1 Kommentar mit 4 Antworten
Was sagen die WC-Pros?
Hatte einen entspannten Morgenschiss.
Nee, klingt echt interessant, später mal bei Spotify pumpen.
Wieso hast Du Dich denn jetzt als "WC-Pro" angesprochen gefühlt?
WC Ente aktiv!
und ungehört 1/5 sollte klar sein.
Wieso sollte das klar sein? Mir wäre neu, dass DJ Quik seinen Status großartig verloren hätte. Problem geht doch auch meistens voll klar.
Doch, ziemlich gute Platte. Nix allzu besonderes, aber enttäuscht wurde ich als langjähriger Quik-Fan jetzt eigentlich nicht. 3/5 gehen locker fit.