laut.de-Kritik
Aus jeder Dönerbude schallt es inspirierter.
Review von Dani FrommTomekk kleckert nicht. Tomekk klotzt. Eine andere Position als "Numma Eyns" zieht er für sein jüngstes Werk auf keinsten in Betracht - entsprechend pompös das zugehörige Pressematerial. Tomekks Leben in Wort und Bild, auf 20 farbigen Hochglanz-Seiten. So wird man ausgesprochen selten verwöhnt. Ansprechend gestaltet ist das kleine Buch und tatsächlich gut zu lesen. Letzteres wäre noch nicht einmal notwendig, liegt dem Paket gleich auch noch eine "Hörbiografie" bei: Tomekk persönlich referiert Fall und unaufhaltsamen Aufstieg des Knaben Tomasz Kuklicz, und das (abgesehen von der zum Teil recht überdrehten Betonung) mit überraschend angenehmer, gepflegter Erzählstimme. Da fragt man sich doch: Warum nimmt der Mann eigentlich keine Hörbücher auf? Ich hätte Spaß.
Vermutlich hätte ich sogar wesentlich mehr Spaß, als an "Numma Eyns". Dem ein oder anderen Leser wird auffallen, dass ich mich um einen Kommentar zum Album herum zu drücken versuche. Kann ich nicht lieber noch ein bisschen über das Promomaterial schreiben? Chef? Nein?? Na, gut. "Leider hält "Beat Of Life" absolut nicht, was die Gästeliste verspricht", so die Worte des geschätzten Kollegen Johannesberg betreffend Tomekks letzten Streichs. "Numma Eyns" dagegen hält absolut, was die Gästeliste befürchten lässt. Leider. Als wäre ein Aufmarsch der allgegenwärtigen Aggro-Konsorten nicht genug, wird Trooper Da Don wieder ausgegraben, und Harris schafft es in diesem Leben vermutlich auch nicht mehr zu meinem Lieblingsrapper. Abgesehen von Monie Love, MC Lyte und allen voran dem alten Haudegen Xzibit nichts, das Anlass zur Vorfreude böte.
Truth Hurts macht mit einem gar nicht mal so üblen Intro den Anfang, danach nimmt allerdings das Desaster seinen Lauf. Waren die Beats auf "The Return Of Hip Hop" noch interessant, schließt dieses Album nahtlos an "Beat Of Life" an. Flache Bässe, synthetischer Klang, der oftmals eingesetzte Orient-Sound schallt inspirierter aus jeder Dönerbude. "Too fuckin' dangerous" hört sich anders an. "Partyverlauf" verfügt über ein ganz nettes Gitarren-Instrumental, kracht aber auch nicht wirklich. Bei einer Party des "besten DJs der Welt" hätte ich mit wesentlich mehr Feuer gerechnet, zumal insbesondere der magere Xavier-Naidoo-Abklatsch den Gesamteindruck doch sehr verdirbt. Ebenso auf Gitarren basiert "Wherever You Go", der einzige Track, der so etwas ähnliches wie ein Highlight darstellt. Verfügt er doch neben einem wirklich amtlichen Rap von Monie Love über eine Hookline, die im Ohr bleibt und zudem über etwas Inhalt.
Womit wir gleich beim großen Übel wären: Man möge mir verzeihen, aber Tomekk-Abfeierei in nahezu jedem Stück geht mir, gelinde gesagt, auf den Sack. Was ist das denn bitte für eine Numma Eyns, der man diese Position beständig und lautstark bestätigen muss? Wäre Tomekk wirklich so brillant, könnte man das nicht von selbst merken? Wie? Tut man nicht? Tja... Abgesehen von ordentlich Eigenlob ist nicht viel zu holen. Die Thematik erschöpft sich weitgehend im Schütteln von Titten und Booties, ab und an garniert mit einem Näschen Kokain. Letzteres brauche ich allerdings auch bald, sollte ich mir noch ein weiteres Mal die Ergüsse des Arschfickmanns in der Badewanne anhören müssen. Schon allein das schleimtriefende Instrumental, das selbst ein Lionel Richie nicht schmalziger hingekriegt hätte, verursacht Übelkeit genug, dazu hätte es der Zeilen Sidos wahrhaftig nicht bedurft.
Fler und Pain mit Trooper Da Don schaufeln unabhängig voneinander tiefe Löcher für das Niveau der Reimkunst. Während die letzten beiden "däncen" mit "kämpfen", "represänten" und "faulänzen" kombinieren, reimt Fler "du Opfa" auf "du Opfa" und "du Opfa", und "am Start" auf "am Start" - im Prinzip ist diese Frechheit in ihrer Konsequenz schon wieder fast beeindruckend. Was Tomekk dazu getrieben haben mag, die hohlen Holpereien als Single auszukoppeln, wissen die Götter. Der Verdacht drängt sich allerdings auf, dass hier die Neue Deutsche Welle geritten und Flers momentane zweifelhafte Popularität ausgenutzt werden soll. Nun gut, das versteht man wohl unter "aus Scheiße Geld machen".
Halbwegs hörbar sind Xzibit (alles andere hätte mich enttäuscht), Blaque Ivory und Horace Brown im Reggae-lastigen "Schatzee" und Das Bo ("Eey Yo (Eyns)"). Letzterer erzählt zwar auch nur den üblichen Unsinn, tut dies aber wenigstens mit Flow. Erstaunlicherweise präsentiert sich in gegebenen Umfeld außerdem Harris als herausragend gut. Um nicht zu sagen: Taitalta! Ein weiterer Durchgang durch dieses quälende Album, und ich ende als Harris-Fan. Das will ich nicht. Weg damit!
58 Kommentare
Ach....ich freue mich über jede herzerfrischende Kritik, in der der dtd. HipHop, welcher in den letzten 2 Jahren Einzug gehalten hat, in der Luft zerissen wird. Einfach herrlich zu wissen, dass ich nicht der einzige bin , der diesen 'Aufmarsch der allgegenwärtigen Aggro-Konsorten' zum kotzen findet.
Bitte weiter so laut.de....bis auf das auch der letzte HipHoper, aufgrund des eindeutigen Realitätsverlust, realisiert, welchen Scheiss er sich da grad gibt.
P.S.: Wenn sich jetzt wieder welche nicht angesprochen fühlen...bitte bitte nicht posten. Wieso auch?
Haha, allein weil mich gerade die beiden "jeglichen-Hiphop-Verreisser" wieder auf Hiphop gebracht haben und mir gezeigt haben dass es auch im Jahr 2005 noch wirklich genialen deutschen Hiphop gibt (Tone, Main Concept,..) muss ich hier antworten. Taitalta!
Anyway, Donnerbote hat keinen Plan. So. Jawoll. Tomekk, Fler und Co mögen miserable Alben rausbringen, den gesamten Hiphop aber in einen Topf zu werfen so wie du, nicole, Andrack und viele andre es tun, darüber kann ich wirklich nur noch lachen. Auch wenn es eigentlich unglaublich traurig ist.
ich will jetzt hier mike skinner haben
wollte nur mal loswerden, dass tomekk mit seinem "zezeze"-gestotterre (wenn ihr das lied hört, wisst ihr was ich genau meine ) in dem track mit bo übelst von talib kweli's "we got the beat" (geiles lied übrigens) klaut...als ob dieser cover-müll mit fler nicht schon gereicht hätte.
Vielleicht sind die Gäste ja zum Teil hochkarätig (bis auf G-Hot oder wie der heißt ), aber vom Hocker haut das Album tatsächlich wirklich nicht...
Tomekk redet sich grade um Kopf und Kragen, sucht Stress mit Bubu und Konsorten, sehr unterhaltsam.