laut.de-Kritik

Die Finnen melden sich mit einem Paukenschlag zurück.

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Verdammt Axt, wurde aber auch langsam Zeit, dass Diablo auch im Rest Europas wieder auf den Einkaufszettel kommen. Nachdem sie den Deal mit Drakkar schnell wieder los waren und sich außerhalb Skandinaviens anscheinend kaum jemand für den starken Vorgänger "Icaros" interessierte, legten die Herren ein längere Pause ein.

In dieser mussten vermutlich die Finanzen mittels täglicher Arbeit erst mal wieder aufgefüllt werden, denn Geld verdient man als Band bekanntermaßen allerhöchstens noch auf Tour (was bei der Größe einer Truppe von Diablo ebenfalls eher Wunschdenken entsprechen dürfte). Wenn man aber nicht unter Druck steht, ein Album veröffentlichen zu müssen, kann man sich auch alle Zeit der Welt nehmen, und so liegt "Icaros" nunmehr acht Jahre zurück.

Dass die Mannen um Sänger und Gitarrist Rainer Nygård alles andere als faul waren, zeigt nun "Silver Horizon" in aller Pracht und mit unzähligen Feinheiten. "The Call" legt direkt mit den bekannten Gitarrenharmonien los, die man neben den immer latent polyrhythmischen Riffs in der Strophe ohne Übertreibung als Trademarks der Band bezeichnen kann. Das trifft auch auf Rainers Vocals zu, die man - egal ob man sie mag oder nicht - ohne Probleme aus 1.000 anderen Bands heraus erkennt.

Die Story des Albums orientiert sich lose an dem Science Fiction-Versepos "Aniara", das der schwedische Nobelpreisträger Harry Martinson bereits 1956 verfasst hat. Wobei die grundlegende Thematik der Texte heute kaum aktueller als damals sein könnte. Wie weit sich Rainer textlich an der Vorgabe orientiert, vermag ich nicht zu beurteilen. Allerdings hat man hin und wieder das Gefühlt, der gesangliche Flow wird zugunsten des Textes ein wenig vernachlässigt.

"Prince Of The Machine" stellt mit seiner griffigen Eingangsmelodie mal ganz locker alles in den Schatten, was Truppen wie In Flames und Co. die letzten Jahre auf CD gebannt haben. Selbst mir als Fanboy fällt allerdings auf, dass nicht alle Leads auf der Scheibe so zwingend sind, wie man das sonst von den Finnen erwarten durfte. "Isolation" wird in der Beziehung nicht zum Referenzwerk. Ganz anders das geniale "The Serpent Holder", wo Diablo wieder alle Melody-Register ziehen.

Je weiter das Album voran schreitet, desto mehr Feinheiten tauchen auf. Gerade was Samples und Synthies angeht, lässt sich die Band richtig was einfallen. Letztere mögen wie in "Savage" ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, unterstreichen aber die Handlung der Story. So kommt im finalen "Voyage To Eternity" auch weiblicher Gesang zum Einsatz. Glücklicherweise ist der aber jenseits aller gotischen Trällerelsen angesetzt und setzt den abschließenden Kurs in Richtung endloser Raum und Zeit.

Diablo melden sich nach viel zu lange Pause also mit einem echten Paukenschlag zurück. Ich will nur hoffen, dass Poisonblack einen ähnlichen Weg gehen. Wenn die Jungs jetzt endlich ihre Ärsche auch noch mal auf deutsche Bühnen schaffen, bin ich für den Rest des Jahres und den ersten Teil von 2016 auch zufrieden.

Trackliste

  1. 1. The Call
  2. 2. Isolation
  3. 3. The Serpent Holder
  4. 4. Into The Void
  5. 5. Illuminati
  6. 6. Prince Of The Machine
  7. 7. Silver Horizon
  8. 8. Savage
  9. 9. Corium Black
  10. 10. Voyage To Eternity

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