laut.de-Kritik

Mit viel Selbstvertrauen gehen die Fantis in die nächste Runde

Review von

"Jeder falsche Prophet im Land macht sich stark / doch bei uns gibt´s die Erleuchtung für dreißig Mark"

Mit viel Selbstvertrauen gehen die Fantis in die nächste Runde des Musikbizz. Es ist die mittlerweile sechste Runde und 4:99 zugleich die erste Langspielplatte nach vierjähriger Pause. Die Latte der Erwartungen ist hoch angelegt, muß sich das aktuelle Stück doch mit dem Vorgänger Lauschgift messen, dieser gelungenen Mischung aus Spaß und Ernst, die den Vier aus Benztown mit "Sie ist weg" die erste Nummer 1 in den deutschen Charts bescherte.

Den Spaß scheinen sie nicht verlernt zu haben. 4:99 wartet mit einer Menge Interludes und Gimmicks auf, die immer wieder die Freude an der Arbeit dokumentieren. Musikalisch ist die Platte etwas melodiöser gestaltet als ihr Vorgänger. Man engagierte einen Gospelchor, Backgroundsängerinnen und versampelt auch schon mal Hildegard Knef. Gerade dieser Track "Die Stadt die es nicht gibt" ist exemplarisch für die neuen Fantas: Die Rhymes fließen so locker und unbeschwert wie immer, aber der Background ist etwas ruhiger geworden. Nicht aggressive Synthies (wie in Love Sucks) oder Ohrwurm-Refrains (wie Was geht?!) setzen die Akzente, sondern ein Bongospieler und eben Hildegard Knef.

Ein echtes Highlight ist der Soloauftritt von Hausmarke: "Michi Beck In Hell". Diesmal muß sich Michi nicht mehr mit kravattierten Bullen mit Spiegelsonnenbrille herumschlagen, sondern mit dem Antichrist höchstpersönlich. Da wird es fast hörspielmäßig spannend wenn im Showdown 666 Styles fliegen.

Textlich kann den Fantastischen kaum einer was vormachen. Keiner reimt so flüssig, ohne sich zu verrenken, so umgangssprachlich und klar. Gerade wegen der ruhigeren musikalischen Gangart kommen die Texte ein wenig emotionaler rüber. Beispiel "Hoffnung": "Weck mich auf daß ich schlafen kann / Komm halt mich fest daß ich laufen kann / bleib bei mir heute Nacht gib mir Kraft daß ich wieder glauben kann". Es geht natürlich auch anders; Beispiel "Buenos Dias Messias": "Das hier geht an alle unserer Widersacher Wichtigmacher / Cocksucker Motherfucker Hosenkacker / aalglatte nimmersatte Jammerlappen die wie Ratten in Kloaken / darauf warten über unsere Platten zu beraten ha".

Die Platte kann sich also durchaus mit Lauschgift messen, kommt aber in letzter Konsequenz nicht an die Spritzigkeit des Vorgängers heran. Dafür wurde der CD ein umfangreicher, gut gestalteter Multimediateil beigefügt, der unter anderem zwei Videos beinhaltet, darunter auch das aktuelle MfG.

Trackliste

  1. 1. Und täglich grüßen Fanta Vier
  2. 2. 30 Mark
  3. 3. MfG
  4. 4. Hammer
  5. 5. Die Stadt die es nicht gibt
  6. 6. 0:29
  7. 7. Alles schon gesehen
  8. 8. Michi Beck in hell
  9. 9. Home again
  10. 10. Le Smou
  11. 11. Weiter als Du denkst
  12. 12. Millionen Legionen
  13. 13. Schmock
  14. 14. FunkYms20
  15. 15. Hoffnung
  16. 16. Buenos Dias Messias
  17. 17. Gute Nacht

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