laut.de-Kritik
Die 90er-Heroes wachsen über sich selbst hinaus.
Review von Martin MengeleIch hatte meine Vorbehalte diesem Album gegenüber. Einerseits sind Dinosaur Jr. Helden aus meiner Sturm und Drang-Zeit. Andererseits haben sie mich in den letzten zwei Jahren als Liveband bitter enttäuscht und ich war schon kurz davor, sie zusammen mit meinen schönen Erinnerungen zu Grabe zu tragen. Nun überkommt mich ein Gefühl, als hätte ich ein zehn Jahre altes Sparbuch in meinem Papierkram wiedergefunden, auf dem sich über diese Zeitspanne die Zinsen und Zinseszinsen nur so angehäuft haben und sich der einst eingezahlte Betrag mehr als verdoppelt hat.
Es ist immer noch schwer zu begreifen, dass dieses vermeintlich so unleidenschaftliche, zutiefst uncoole und offenbar von Phlegma nur so quellende Wesen namens J. Mascis derart temperament- und gefühlvolle Songs schreiben und auf Platte und Bühne bringen kann. Ich würde diesem bizarr-bebrillten Rockschlumpf nicht einmal zutrauen, dass er selbständig seine gallegrünen Kermit-Sneakers zubinden kann.
Aber wenn sich diese schleppenden Gitarrenwogen von "It's Me" vor einem auftun wie die biblischen Fluten des roten Meeres, verklärt sich das Bild des eigenbrötlerischen Gitarrengeeks zu dem eines beseelten Propheten im Adidas-Trainingsanzug, der anstelle großer Worte seine melancholische Krähstimme einsetzt und anstatt eines Stabes ein Saiteninstrument mit sich führt. Derart monumentale Werke können einfach nur von einem besessenen Alien stammen.
Die Tatsache, dass Dinosaur Jr. hier zum ersten Mal seit rund 18 Jahren in Originalbesetzung spielen, ist etwas für Puristen. Für viele Fans war diese Band immer synonym mit der Person J. Mascis. Die Abwesenheit von Lou Barlow wurde wenig bedauert und auch Drummer Emmet "Murph" Murphy wurden insgesamt wenige Tränen nachgeweint.
Man muss jedoch bewundernd eingestehen, dass Barlow inzwischen als Sänger und Songwriter auf gleicher Stufe steht wie J. Mascis. Seine Performance bei "Back To Your Heart" ist beeindruckend und klingt verdammt nach Dave Grohl. Für sein Bassspiel muss ihm gleichsam ergebenste Bewunderung zuteil werden. Er schafft es, einen vordergründig trübsinnigen Song wie "Lighning Bulb" nach hinten raus zu ekstatischem Blühen zu verhelfen.
Daneben stehen die wunderbar schwermütige Balladen aus der Feder von J. Mascis. Das egozentrische "We're Not Alone" mit seinen herrlich verschrobenen Gitarrensoli und Freakouts. Oder "What If I Knew" mit der Uptempo-Rhythmusgitarre und dem sympathischen Gegniedel im Hintergund. Einfach ein Genuss von verstörender Schönheit.
Mit dieser Platte ist es wie in diesen Sommern Anfang der 90er Jahre, als der Äther erfüllt war von verzerrten Gitarren und die Clubs voll von schmuddeligen Jugendlichen. Viele stehen jetzt voll im Berufsleben, tragen Anzüge und fahren teure Geschäftswagen. Aber jene, die ihre Wurzeln nicht verleugnen, kehren mit "Beyond" noch einmal zurück aus der Oberflächlichkeit zu der Zeit, die sie geprägt hat.
9 Kommentare
bin daa - wer nooch?
bestes 'comeback' dieses jahr
ich muss mir des album auf jeden fall besorgen. ic hab " almost ready " auf ner cd in ner zeitschrift gehört und war mehr als begeistert und dabei is das nicht mal ne single oder so...
comeback des jahres ist es bestimmt... bis jetzt gibts auch so viel ich weiss keine erwehnenswerte comebacks dieses jahr oder täusch ich mich jetzt??
http://forum.laut.de/viewtopic.php?t=41659
fuckheads
ich finde die cd wird sowas von überbewertet. auf dem album finde eine handvoll echte kracher-songs, die es wirklich in sich haben aber leider auch sehr viele durchschnittliche songs, sodass mir nichts anderes zu sagen bleib, dass das teil hier nur knapp überdurchschnittlich ist. wegen des dinosaur styles und der brecher songs geb ich noch 7/10.
Fuck, Pumpkins und Dinosaur Jr mit genialen Comeback-Alben. Besser geht's nicht.
Bei beiden kann man das Geniale aber schon als Standart erwarten, oder?