laut.de-Kritik
Steck deinen Kopf in den Marshall-Amp!
Review von Martin MengeleSchon vor der Veröffentlichung machte das Coverartwork im Internet die Runde. Auch hier im Hause wurde diese liebevoll illustrierte Zusammenführung der "Ents" aus "Herr der Ringe" und "Dr. Snuggles" als Albumcover des Jahres gefeiert. Und das Video zum ersten Singlerelease "Over It", für das Mascis & Co. als skatende und BMXende Möchtegern-Jugendliche zu sehen sind, war der Renner in der Redaktion.
Der Einstieg "Pieces" macht auch gleich Bock, sich in die Halfpipe zu schwingen. Wahlweise auch darauf, den Kopf in einen riesigen Marshall-Amp zu stecken und diesen vor dem nächsten Morgengrauen nicht mehr herauszuziehen. Wer sich bis "I Want To Know" nicht wieder aufs Neue frisch in den Massachusetts-Dreier verliebt hat, der ist spätesten bei "Plans" angefixt und schüttelt seine angegraute Matte wie Häuptling Silberlocke Mascis persönlich zu den beschwingten Riffs.
Lou Barlows Stimme bringt mit seinem sehr privaten Wetterbericht "Your Weather" die nötige Abwechslung. Insgesamt bringt Barlow mit "Imagination Blind" diesmal wieder zwei eigene Songs mit ins Spiel. Beide werden wie gewohnt von ihm eingesungen. Dies ist vielleicht so eine Art "Zehnter", den Mascis ihm für die Versöhnung noch schuldet und die er ab sofort für jede Platte einfordert. Ich bitte darum!
Es kommt, was auf keinem Dinosaur-Album fehlen darf: Die tieftraurige und gleichsam monströse Ballade "Said The People", für die Drummer Murph kurzfristig (gefühlt) an die Pauke wechselt. Und J. Mascis steigt tief hinab in das blühende Jammertal, das er jetzt schon seit den frühen 80ern famos durchwandert und beackert. Was Balladen angeht, so wird noch ein weiteres Scheit ins Feuer geworfen. "See You" ist aber zumindest vom Gitarrenspiel her als "semifröhlich" einzustufen.
Dazu noch die episch lange Hymne "I Don't Wanna Go There", die Mascis mit in dröhnenden Feedbacks ausuferndem Gegniedel auf knapp neun Minuten streckt. Neun Minuten, die meiner Ansicht nach gar nicht langsam genug verstreichen und ein (fast) perfektes Dinosaur-Album nur abrunden können.
Nicht ganz perfekt, denn ein Kritikpunkt bleibt: Leider fallen auch Dinosaur Jr. dem sogenannten "Loudness War" zum Opfer. Die Platte überschreitet soundtechnisch eindeutig die Grenzen des Erträglichen. Sie ist völlig übersteuert aufgenommen und erzeugt so ein unschönes Knistern im Hochtonbereich. Durch das störende Clipping büßt sie so einiges an Dynamik ein. Alterstaubheit, Herr Mascis? Oder alles nur, um den jungen Hüpfern zu gefallen?
22 Kommentare
Hört sich an, als hätte man die Kritik folgendermaßen schreiben können.
Dinosaur Jr. 5 Punkte
@egos (« Hört sich an, als hätte man die Kritik folgendermaßen schreiben können.
Dinosaur Jr. 5 Punkte »):
Bei einigen Dingen kann man eben nichts falsch machen, Dino Jr die Höchstpunktezahl zu geben gehört dazu
Over It!
Wieder ein großartiges Album, aber was da im Mix passiert ist kann man doch nur noch als Unfall bezeichnen. So schlimm hab ich es bis jetzt noch nicht gesehen.
Hier mal ein Vergleich Video-/Albumversion:
http://img132.imageshack.us/img132/9630/di…
http://img30.imageshack.us/img30/2945/dino…
Anscheinend ist ja doch noch möglich "normal" zu produzieren.
Nach dem Umtausch kann ich das Album nun endlich genießen, ohne dass mein Innenohr durchgeföhnt wird. Und ja, für mich gehört es definitiv in die Jahresbestlisten, denn die Gitarrensoli sind wirklich famos. So etwas hat mir irgendwie in der letzten Zeit gefehlt.
Ich muß zu meiner Schande gestehen,daß ich Dinosaur Jr.bisher nur von div.Berichten kannte,ihre Musik aber nie gehört habe(jedenfalls nicht bewußt).
Nach dem Kauf von FARM bin ich aber absolut begeistert von den Jungs und es werden mit Sicherheit künftig noch weitere (alte) Alben dazukommen....
habe mir heute nen blindkauf erlaubt. kenne die band auch nur vom hörensagen. bisher zündet das ganze noch nich so richtig ich geb der platte noch ein paar durchläufe. und jaa die produktion is mies!