laut.de-Kritik
Souveräner Dance-Pop mit viel Lebensfreude.
Review von Toni Hennig"Be The One" und "Hotter Than Hell" heißen die beachtlichen Chart-Erfolge der in London geborenen und aufgewachsenen Sängerin Dua Lipa. Die Wurzeln der 21-Jährigen liegen im Kosovo. Im politisch fortschrittlichen Jugoslawien sollte ihr Vater Dukagjin mit der Rock-Band Oda Bekanntheit erlangen. Dua verschlug es wiederum mit 15 in die britische Hauptstadt zurück, nachdem sie zwei Jahre lang mit ihren Eltern in Priština gelebt hatte - mit dem Traum von einer Pop-Karriere. In dem ehemaligen Kriegsgebiet gilt sie mittlerweile als Superstar. Ihr Debütalbum "Dua Lipa" soll ihr jetzt zum weltweiten Durchbruch verhelfen.
Die Sängerin mit doppelter Staatsbürgerschaft sieht sich dabei als globalisierte Europäerin. In London, Stockholm und Los Angeles schreibt sie an ihren Tracks und arbeitet mit einer Riege namhafter Musiker und Produzenten wie Andrew Wyatt und Emile Haynie zusammen, die für Songs von Lana Del Rey und FKA Twigs verantwortlich zeichnen. Gemeinsam entsteht die Nummer "New Love", die solide Dance-Pop-Kost mit leichten EDM-Versatzstücken bietet.
Ebenfalls findet man das bekannte "Last Dance" von der EP "Be The One" als Bonus auf der Deluxe Edition, neben drei weiteren Songs, die sich stilistisch eher geringfügig voneinander unterscheiden (Ausnahme: das toughe "Room For 2"). Dass viele Köche nicht unbedingt den Brei verderben, beweist letztendlich das Hauptalbum.
Das dunkle Titelstück der EP ist neben den energetischen Hits "Hotter Than Hell", "Blow Your Mind (Mwah)" und "Lost In Your Light" mit einem Gastauftritt von Miguel auch hier vertreten. Andererseits gelingt es Dua Lipa auf dem Debüt ihre verschiedenen Einflüsse stärker zu betonen. Zeitgemäße Hip Hop- und R'n'B-Sounds stehen vordergründiger im Fokus als auf ihren bisherigen Tracks.
Vor allem das halbballadeske Highlight "Thinking 'Bout You", das zunächst akustisch daherkommt, entwickelt sich im weiteren Verlauf mit eleganten Beats und dezenten Orgeln von Stephen Kozmeniuk zu einer einprägsamen Nummer mit psychedelischen Zutaten. Der Track unterstreicht außerdem, dass die Londonerin das Wechselspiel zwischen tiefen, wärmeren und hohen, emotionaleren Parts stimmlich mehr als souverän beherrscht und sich vor der Pop-Konkurrenz keineswegs verstecken muss. Die meisten Songs, etwa "New Rules" und "Begging", orientieren sich zwar immer noch an ihrer bewährten Erfolgsformel, aber gerade "IDGAF" stellt mit seinem stampfenden und kraftvollen Refrain sowas wie ein Befreiungsschlag aus dieser zu eng anmutenden Komfortzone dar.
Die Lyrics drehen sich größtenteils um die Liebe, das Erwachsenwerden und um weibliche Selbstbestimmung. Sie geraten im Vergleich zur Konkurrenz wie Tove Lo weniger plakativ. Authentisch und sympathisch bodenständig wirkt Dua Lipa und setzt so einen Kontrapunkt zur Divenhaftigkeit mancher Zeitgenossinnen im Pop.
An Selbstbewusstsein mangelt es ihr zudem nicht. Bevor sie den Entschluss fasste, als Musikerin ihr Geld zu verdienen, schlug sie sich als Kellnerin und Model durch und lernte Marlon Roudette kennen, der sie dazu ermutigte, eigene Songs zu komponieren. Die intime Klaviernummer "Homesick" zeigt am Ende, wohin die Reise auf ihrem nächsten Album eventuell noch hingehen könnte. Hier erweist sich Chris Martin von Coldplay als zurückhaltender und unaufdringlicher Duettpartner. So bleibt viel Raum für die sehnsuchtsvolle Stimme Dua Lipas, die auf diesem Track eine größere Intensität offenbart als man es sonst auf der produktionstechnisch etwas zu glatt klingenden, denoch unterhaltsamen Platte hört.
Einer internationalen Pop-Karriere kommt die charismatische Sängerin mit "Dua Lipa" einen weiteren Schritt näher. Obwohl sie ihre Musik selbst als "Dark Pop" bezeichnet, strahlen die Songs viel Lebensfreude aus. Ohnehin kann in diesen krisenhaften Zeiten eine Prise Optimismus nicht unbedingt schaden.
5 Kommentare
"Chartserfolge". Aha, wie alt bist du, 12?
Ist ja nicht schlechter Pop, aber m. E. ein Wertungspunkt zuviel. Relativ austauschbar zu dem Rest der so im Radio läuft.
bäh, die nervt mich schon auf der arbeit, tagsüber dauerradio zwangsbeschallung. Sollte den Job wechseln.
Drecksmucke, austauschbar af.
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.
Geile Platte - liebe nahezu jeden Song! Perfekt POP