laut.de-Kritik
Best of Foo: Die Entdeckung der Akustikgitarre.
Review von Michael SchuhÄh, singt jetzt Paul McCartney für die Foo Fighters? Rund 30 Sekunden lang glaubte ich mich vor zwei Monaten in München in der falschen Listening Session zu befinden. Hieß es nicht, dass Gil Norton wieder als Produzent angeheuert wurde? Der Typ, der vor exakt zehn Jahren die ungeschliffene Foo-Platte "The Colour & The Shape" zu verantworten hatte?
Bei "Wer Wird Millionär" hätte ich jedenfalls erstmal den lässigen Checker raushängen lassen und ohne Joker auf Adam Kasper als Produzenten getippt, denn "Echoes, Silence, Patience & Grace" wurde gezielt auf einen recht warmen und vor allem penibel fehlerfreien Gesamtsound hin produziert und hat daher vergleichsweise mehr mit "There Is Nothing Left to Lose" gemein, das eben jener Kasper produzierte.
Aber ich bin zum Glück nicht bei Günther Jauch, sondern nur die Rezensions-Vertretung des Foo Fighters-blinden Friedrich und dem zumindest ansatzweise objektiveren Kollegen Möller, der aber wiederum seit zehn Jahren auf eine Fortsetzung von "The Colour & The Shape" wartet. Tja, ich bin auch "Violator"-Fan, aber das ist noch länger her. Die Herren Foo Fighters sah ich zwar immer eher als Single- bzw. Liveband, aber man lässt sich ja auch gern belehren.
Und so schnell kanns gehen: Im Jahr 2007 wechseln sich bei Grohl und Co. tatsächlich harte und ruhige Passagen ab, ohne dass man kompositorische Tiefen aushalten müsste. Gleich "The Pretender", und da sind sich ausnahmsweise auch mal so gut wie alle Foo-Maniacs einig, ist die stärkste Vorabsingle der Band seit langem. Wie man hört, machten selbst Labelangestellte nach dem ersten Höreindruck der Single drei Kreuze, da die frisch erfolgte Vaterschaft Grohls in Verbindung mit dem letzten Akustikalbum der Band die Furcht vor musikalischer Altersmilde doch erheblich steigerte.
Nonstop Nonsens: Zwar legt Papa Grohl für seine Tochter ab und zu eine Platte mit Wiegenlieder-Versionen von Beatles-Songs auf, daraus folgt aber nicht der Umkehrschluss, dass er deshalb im Proberaum mit verklärtem Blick das Banjo auspackt (außerdem gibts dafür ja jetzt Eddie Vedder solo, produced by Kasper übrigens).
"Echoes, Silence, Patience & Grace" klingt zum Glück nicht annähernd so verkopft, wie es der Titel andeutet, der der abschließenden Piano-Ballade (!) "Home" entnommen ist. Übrigens noch so ein Beispiel für Grohls Harmonie-Faible für die Errungenschaften der Fab Four, die textlich zwar etwas platt geraten ist (Ode eines dauerreisenden Rockstars ans traute Heim), musikalisch aber in Ordnung geht.
Nein, endlich halten die Foo Fighters die Intensität früherer Einzelaktionen mal über die gesamte Albumlänge aufrecht. Etwa "Let It Die", dieser Led Zeppelineske Felsbrocken, der erst nach langem akustischen Beginn mit Urgewalt über dem Hörer herein bricht (leider etwas übersteuert) oder "Erase/Replace", eine Neudefinition Foo-typischen 70er Heavy Rocks.
Was freilich schon die Vorabsingle signalisierte: Noch nie sang Dave Grohl so gut wie heute. Gerade die ruhigeren Stücke wie "Stranger Things Have Happened" profitieren davon so extrem, dass sie endlich mal nicht zum Skippen anregen. Auch Grohls Entdeckung der Akustikgitarre war ein Volltreffer, der Produzent Norton offensichtlich darin bestärkte, der Band sein bei den Pixies erlerntes Konzept der Songdynamik näher zu bringen.
So finden "Come Alive" und "But, Honestly", die einem atmosphärischen, fein arrangierten Aufbau folgen, im Foo-Katalog keine Vorbilder, was man vom erwartbaren Single-Kandidaten "Long Road To Ruin" nicht behaupten kann. "Statues" beginnt wie eine Nummer vom Beatles-Album "Abbey Road" (zufälligerweise trägt Grohl auf aktuellen Promofotos ein Shirt des gleichnamigen Studios) und verwebt wie auf dem Klassikeralbum ungezwungen Klavierakkorde mit herkömmlichem Rock-Instrumentarium.
Dass eine Hochglanzproduktion auch ins Auge gehen kann, bemerkt man erst beim Middle Of The Road-Stück "Summer's End", auf dass der eher leichtfüßige Pop in "Cheer Up Boys (Your Make Up Is Running)" so gar nicht vorbereitete. Die "Ballad Of The Beaconsfield Miners" ist ein instrumentales, beinahe schon Banjo-ähnliches Gitarrenpickingstück, das Grohl einer Gruppe australischer Minenarbeiter widmete, die zwei Wochen lang unter der Erde verschüttet ausharrten und sich während der tagelangen Rettungsaktion einen iPod mit Foo Fighters-Songs wünschten.
Echo, Ruhe, Geduld und Stolz, irgendwie passt der Albumtitel viel besser zu dem tragischen Unglück der Bergarbeiter. Musikalisch liefern die Kalifornier nämlich keine Blaupause für Trauerarbeit und dürften ihre Fangemeinde mit den neuen Songs sogar noch vergrößern.
71 Kommentare
geniale Preview
Genialer 1 Song das Album wird klasse auf jeden Fall!
vor ner woche be amazon bestellt und nicht da..
die waren auch übelst öde auf dem southside.
hmmja. wohl das ewige Problem für Künstler, die mit dem unverbindlichen Festivalpöbel konfrontiert werden...
Radiohead haben alle überflügelt...man darf auch mal scheiße sein