laut.de-Kritik
Die schottische Schönheit steht im Vordergrund.
Review von Vicky ButscherObwohl Garbage mit einem Gitarrenriff und Shirley Mansons rauchiger Stimme einsteigen: Der Gesamteindruck von "Bleed Like Me" lässt sich am besten mit dem Wort zahm zusammenfassen. Die auf den letzten Alben auffälligen Elektro-Klänge und die Dominanz der Vocals fuhr die Band stark zurück. Vor allem die Synthesizer haben sie fast komplett über Bord geworfen und sich auf die klassische Instrumentierung - Gitarre, Bass, Schlagzeug und Stimme - konzentriert.
Mit dieser Rückbesinnung auf eine Rockband-Instrumentierung erschaffen Garbage eingängige Balladen. Das traurig-süße "It's All Over But The Crying" stellt die Stimme der schottischen Schönheit am Mikrofon in den Vordergrund. Dabei klingt Shirley Mansons Organ jedoch keine Sekunde aufdringlich. Viel mehr besingt sie zärtlich und doch abgeklärt das Ende einer Liebe.
Auch das vorwiegend langsame "Happy Home" überzeugt, setzt es doch Shirleys umwerfend verrucht-spielerische Vocals zaghaft in Szene. Man kann von Glück reden, dass sie überhaupt noch singt: Denn nach der Tour zum Vorgängeralbum "Beautiful Garbage" verlor Manson ihre Stimme. Sie musste eine Zyste von den Stimmbändern entfernen lassen, um wieder sprechen zu können.
Dazu noch die Hepatitis-A-Infektion von Butch Vig (Gitarre, Drums, Programmierung), da sah mancher die Band schon als Vergangenheit an. Der ganze Trubel um Garbage täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass das Album über große Strecken lahmt, viel zu harmlos und uninspiriert wirkt. "Why Do You Love Me" könnte man schlimmer Weise auch auf einem Album der nervtötenden neuen Rockröhren finden. Gott sei Dank kriegen Garbage ca. eine Minute, bevor der Song in einem musikalischen Desaster endet, noch die Kurve, indem sie ungewöhnliche Dynamiken in den Song einbauen. Shirley singt lieblich über zurück genommene Instrumente, da hinein knallt ein raues Gitarrenriff.
Gott sei Dank gibt es auch die erwähnten Balladen, denen der Titeltrack noch eins drauf setzt. Das gefühlvolle Stück über Selbstfindung auf zerstörerische Weise beeindruckt musikalisch und inhaltlich. Man nimmt Manson das Thema ab, über das sie singt. Es wirkt nicht aufgesetzt oder unbeteiligt. Im Vergleich dazu gehen die lauteren Stücke in die Hose oder driften ab in gähnende Langeweile. Schade.
25 Kommentare
2 Punkte...uff - und das für einer meiner Lieblingsband - zumindest Vicky BUTsCHer hat's nicht gefallen
War auch geschockt. Garbage zählen schließlich zu meinen langjährigen Lieblingsbands.
Morgen Abend: Auf in die CD-Abteilung! Und danach ev. die (Schreib-)Messer wetzen für eine etwaige Garbage-Genugtuung...:D
Freu mich schon darauf, morgen etwas an dieser Stelle zu lesen.
Mag/mochte Garbage eigentlich auch.
Werd nächste Woche mal reinhören.
ich wollt mir das Teil gestern mal anhören...aber nö...ging irgendwie nicht - wir haben dieses Strichcode-Leseprinzip - das einzige was da rausträllerte war die Single, und das glaub ich auch nur 10 Sekunden- das war mir dann zu dumm
aber zumindest die Single kann bei mir punkten, trotz allzu poppiger hookline
So scheisse ist das doch nun wirklich nicht, da muss ich auch mal ne Lanze brechen!
*knack*
Uh, dämlicher Witz.
Ich hatte mit Garbage bisher nicht sooo viel Kontakt bzw. am Hut, aber das neue Album ist doch absolut okay.
Gut, wenn die eingefleischten Fans das Ding runtermachen, muss ja was dran sein, aber für alle anderen: Da kann man echt mal reinhören!
Ich find's auch sowas von wohltuend, mal wieder ne Frau aus den Boxen zu hören, die nicht aus der Britney-Richtung kommt, ihr wisst was ich meine...
Sowas gibt's ja heute fast gar nicht mehr.
Vielleicht noch Pink und Avril aus der jungen Richtung, aber von der ersten hat man ne Weile nix gehört und Avril sorgt bei mir immer für extreme Müdigkeit.
Das tut 'Bleed like me' überhaupt nicht!
Also freut euch doch, dass die noch nicht in Rente gegangen sind.
@evilkurt (« Also freut euch doch, dass die noch nicht in Rente gegangen sind. »):
Ich finde das hätten sie tun sollen. "The boys wanna fight but the girls are happy to dance all night". Bitte? Was soll das für ne Micky Maus Sche*ße sein? Ich fand Garbage während ihren beiden ersten Alben echt geil. Aber entweder bin ich einfach zu alt für Shirley Mansons Junggetue geworden (und das mit 24!) oder die Musik ist nur noch albern und einfallslos. Das Standard-Gitarrengeschrammel klingt wie das, was auch Marilyn Manson (welch Zufall bei den Namen) in den letzten Jahren so langweilig gemacht hat. Und die Stimme geht gar nicht mehr. Wieso mußte sie auf Beautiful Garbage anfangen, wie die Teenie Tussis zu trällern, die sie doch so kritisiert? Und wieso macht sie jetzt auch noch so weiter, die einst so angenehm düstere Rebellin? Die gesamt Mystik, die Garbage einst ausgemacht hat, ist tot. Man merkt, daß die Band einfach keine wirkliche Lust mehr hat.