Porträt

laut.de-Biographie

Gemma Ray

"Stell dir Norah Jones auf Amy Winehouses Drogen vor", schreibt 2008 das britische Musikmagazin Q ganz treffend, um Gemma Rays Solo-Debüt "The Leader" zu charakterisieren.

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Tatsächlich nimmt sich Gemma Ray neben oft bemühten Referenzgrößen wie Duffy, Winehouse oder Adele eher aus wie der dunkelgraue Gegenentwurf zu diesen britischen Konsens-Songwriterinnen mit Retro-Schick.

Ihre Klangästhetik und Melodramatik lehnt sich eher an Lee Hazlewood/Nancy Sinatra-Arrangements an. Ihre Neigung zum Countryfolk erinnert an Loretta Lynn oder Isobell Campbell, die schlichten wie effektvollen Inszenierungen lassen an eine Synthese aus Kristin Hersh und Holly Golightly denken.

Die in Essex aufgewachsene Singer/Songwriterin selbst versteht ihre düster angehauchten Songs als emotionale, "in die 50er- und 60er-Jahre blickende Mini-Melodramen mit Blues-, Soul- und Gospel-Anleihen".

Seit ihrem 15. Lebensjahr macht sie Musik, lässt sich zuerst von Buddy Holly, dann von Nirvana, Sonic Youth, den Lemonheads und später von Edith Piaf und Billie Holiday beeinflussen.

Den Eintritt in ein bürgerliches Dasein versucht Ray mit einer Ausbildung in einem Reisebüro, entscheidet sich aber doch für ein abenteuerlicheres Leben als Vollzeit-Musikerin.

Bevor sie ab 2008 als Solo-Künstlerin firmiert, ist sie mit einer Backing-Band im Rücken, die sich aus Mitgliedern der Kombos Ten Benson und January rekrutiert, als Gemma Ray Ritual aktiv. In dieser Besetzung veröffentlicht sie 2004 das Album "Radiology", dem jeweils ein Jahr später "Navy Blues" und "From The Teeth / White Bait" folgen. 2007 findet sich der Titel "2.4 Machine" auf der Kompilation "Raw & Unplugged In New Cross".

Dann wird es still um die Musikerin. Sie hat 2006 und 2007 mit einer mysteriösen Krankheit zu kämpfen, die mit diversen Krankenhausaufenthalten, Isolation und entsprechend dämmrigem Bewusstseinszustand einher geht. Die Musik dient ihr während dieser Leidenszeit als Stütze: In zwei Jahren entstehen über 50 Songs.

Gemma Ray - Gemma Ray & The Death Bell Gang
Gemma Ray Gemma Ray & The Death Bell Gang
Radikaler Richtungswechsel: No more happy shit.
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Gemma Ray trennt sich von ihrer Band und selektiert aus dem reichhaltigen Songmaterial 13 Lieder. Die spielt sie mit instrumentaler Unterstützung von Michael J. Sheehy, Mary Epworth und James Fortune ein und veröffentlicht das Ergebnis als Gemma Ray unter dem Titel "The Leader" auf Bronzerat Records.

Ein Jahr später folgt bereits das Album "Lights Out Zoltar", das der mittlerweile in Berlin lebenden Britin Vergleiche mit Norah Jones, Björk nd Soap&Skin einbringt:

"Ich amüsiere mich über all die Namen, die plötzlich in die Runde geworfen werden. Ich selbst weiß, dass ich einfach nur ich bin und mich nicht bewusst in irgendeinen Schatten stelle", so die Sängerin.

Danach wird es erneut etwas ruhiger um sie. In den folgenden zwei Jahren pendelt Ray zwischen Australien, Norwegen und Deutschland hin und her. Erst 2012 meldet sie sich mit dem Retro-Juwel "Island Fire" zurück.

Nun geht es Schlag auf Schlag. Keine zwölf Monate später folgt das Instrumental-Album "Down Baby Down", gefolgt von "Milk For Your Motors" (2014). Abermals präsentiert sich die Wahl-Berlinern als experimentierfreudige Künstlerin, die gekonnt mit Versatzteilen von Beat, Soul, Surfer-Rock'n'Roll, Country und Girl-Group-Pop jongliert.

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