laut.de-Kritik
Ein Singer/Songwriter geht auf Reisen.
Review von Manuel BergerDass George Ezra mehr kann als die meisten der im Radio vor sich hin dudelnden "Singer/Songwriter", hört man seiner ebenda frequentierten Single "Budapest" nicht unbedingt an. Auf Albumlänge überrascht der Engländer dann aber doch mit Vielseitigkeit. Und er hat es tatsächlich verdient, Singer/Songwriter genannt zu werden – ganz ohne Gänsefüßchen.
"Wanted On Voyage" hat die Reise nicht nur in Album- und Songtiteln verinnerlicht. George Ezra bewegt sich sicheren Fußes durch Country-, Soul-, Blues-, Folk-, Pop- und Rock'n'Roll-Gefilde. Die Bilder und Eindrücke seiner Wege vermittelt er dem Hörer durch seine Musik. Als Rucksackwanderer blickt er auf ein nächtlich leuchtendes "Barcelona" herab, singt am Lagerfeuer sein Lied. Wehmütig im Abschied, aber mit dem Schatz einer positiven Erinnerung.
Generell zieht sich dieses gewisse "Hobo"-Feeling durch das gesamte Album. Wenn auch mit einer anderen Grundausrichtung als bei Charlie Winston. Stimmlich steckt Ezra seinen Landsmann übrigens locker in die Tasche. Hört mal Tracks wie "Did You Hear The Rain?" oder "Spectacular River" und versucht dann, auf dem Wimmelbild-Cover den Verantwortlichen ausfindig zu machen – dem Rauschebart rechts oben traut ihr das vielleicht noch zu. Ganz sicher aber nicht diesem Milchgesicht, das mittig in seinem roten Hemd etwas desorientiert aus der Wäsche blickt.
21 Lenze zählt dieses Stimmbandphänomen gerade einmal. Deckt aber schon eine Bandbreite von Johnny Cash bis James Blunt ab. Gepaart mit dem britischen Zungenschlag nennt Mr. Ezra ein überaus authentisches Organ sein Eigen.
Der Gesang dominiert zwar nachvollziehbar das Album. Glücklicherweise verlässt sich der Musiker jedoch nicht ausschließlich darauf. Sehr bedacht und manchmal geradezu vorsichtig instrumentiert er seine Stücke. Die Gitarre in tragender Rhythmus- und Melodiefunktion gibt die Richtung vor, den entscheidenden Schubs geben den Kompositionen oft verschiedene Percussionelemente. Zusätzliche Vokalunterstützung braucht der Herr ohnehin nicht. Nur gelegentlich ergänzen Hintergrundchöre seine Harmonien.
"Breakaway" platziert man ohne große Mühe im Stadionrund vor zehntausenden Fans, die Feuerzeuge (oder Smartphone) schwenkend die lange hinausgezögerte Titel-Hookline anstimmen und sich dabei träumerisch in den Armen liegen. Im Gegensatz dazu ist "Cassy O'" zwar eine ganz andere Songkategorie, hat aber wohl ebenso keinerlei Probleme zum Publikumsliebling aufzusteigen. Mit diesem King Louie-Refrain ist der Ohrwurm vorprogrammiert.
Der Übersong der Platte bleibt jedoch "Did You Hear The Rain?". Nach einem A-Capella-Intro pirschen sich Klampfe, Schlagzeug und Soundeffekte in bester Spaghetti-Western-Manier durch den Track und reagieren stetig auf Ezras Lyrics.
Ein bisschen mehr von der Düsternis dieses Prärieritts hätten "Wanted On Voyage" vielleicht insgesamt ganz gut getan. Kontrabeschallung wie beispielsweise in dem swingenden "Listen To The Man" ist zwar ganz nett anzuhören, das wirklich Besondere bleibt dort aber stellenweise auf der Strecke.
Kitsch ist für den Briten trotz Frauenchor ("Leaving It Up To You") aber zum Glück ein Fremdwort, und so bleibt am Ende ein solides, überdurchschnittliches Singer/Songwriter-Soul-Pop-Album hängen, das man sowohl in ent- als auch gerade in verspannten Momenten gerne aus dem Regal kramt. Und sei es nur, um die grandiose Stimme des Hauptakteurs zu hören.
4 Kommentare mit 6 Antworten
youuuu-ouuuuu-yoouuu.oouuuuuuuuuuu
my libido...
Naja ist ganz nett. Was ist denn jetzt eigentlich besser: dieser Ezra oder Ed Sheeran ?
Dieser Beitrag schon wieder... facepalm.
Was denn? Interessiert mich halt wirklich was besser ist und man sich anhören kann. Im grunde ist es ja die selbe Musik.
Wie kannst du einschätzen, wie sich diese Musik ähnelt, wenn du fragen musst, was besser ist und was man sich anhören kann?
Ich meinte die Alben, ich weiß ja was für Musik die machen, mein Gott ey. Der Punkt war dass beide eine 3 Wertung bekamen. Naja hab mal beide durchgehört, beides langweilig, wobei Ezra deutlich fähiger ist.
Die Kirtik liest sich irgendwie besser als 4 Punkte.
Gab ja auch nur drei.
Noch schlimmer.
Jedesmal wenn "Budapest" im Radio kommt könnt ich kotzen.