laut.de-Kritik

Gekonntes Songwriting mit knackigen Beats: There is Acid in my house!

Review von

James Greenwood alias Ghost Culture entstammt dem nebligen Londoner Disco-Untergrund. Musikalisch hat er sich auf eine Vermählung analoger elektronischer Musik in Kombination mit seinem charsimatischen Gesang spezialisiert. Hinzu kommen seine Singer/Songwriter Qualitäten, die seine Texte auf Augenhöhe zu den Beats hieven. Die Kombination unterschiedlicher Genres wirkt erstaunlich rund, sonst kann das ja auch gern mal bemüht und zwangsverheiratet rüberkommen.

Greenwoods Hit "Giudecca" war für den Erfolg des gleichnamigen Longplayers gewissermaßen das Stimmungsbarometer und sollte auch Recht behalten. Gahanesker Gesang, viel Hall und ein jaulendes Theremin, so könnte man den Track pejorativ zusammenfassen. was aber absolut ungerecht wäre, denn "Giudecca" kann viel mehr und spielt mit Stimmungen, Intensitäten und nicht zuletzt dem spannungsbogen zwischen Pop und Tanzmusik.
"Glacier", ein verträumtes Abschlussball-Rausschmeißerlied beeindruckt mit seiner schmissigen Melancholie. So möchte man sich den Alleinunterhalter 2.0 gerne vorstellen. "Lucky" leitet dann in die Afterhour der Peaktime im Club über. und zwar mit einem lockeren Beatgerüst und weiteren Depeche Mode-Reminiszenzen, die einem die Füße leicht und die Pupillen weit werden lassen. There Is Acid In Our House!

Analoge Vintage-Synthesizer besitzen immer noch eine immense Strahlkraft, Ghost Culture weiß das natürlich, hat die Sounds aber so geschraubt, dass sie nicht immer einwandfrei ihren Ursprungsgeräten zuzuordnen sind. Also schon keine Techniknerds, die einem die Tracks mit "Ah, ein Polysix..."-Gequatsche zerstören können.

"The Fog" kann sicher, zumindest was den Titel angeht, von der Londoner Heimat beeinflusst gewesen sein, davon abgesehen ist es ein bezauberndes elektronische Lied, eine gebrochene Träumerei, wie sie Air vielleicht auch gerne geschrieben hätten. Kulturkritik kann also bei Ghost Culture und seinem Schaffen getrost auf ein Minimum beschränkt bleiben.

Trackliste

  1. 1. Mouth
  2. 2. Giudecca
  3. 3. Arms
  4. 4. How
  5. 5. Glass
  6. 6. Glaciers
  7. 7. Lying
  8. 8. Lucky
  9. 9. Answer
  10. 10. The Fog

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