laut.de-Kritik
Sozialkritik in betulicher Routine.
Review von Ulf KubankeHannes Wader kann auf ca. 40 LPs zurückblicken, musikhistorisch steht er zwischen den bundesrepublikanischen Ur-Folkies Reinhard Mey und Konstantin Wecker. Deren Beliebtheit hat dieses Stiefkind unter den Liedermachern gleichwohl nie erreicht. "Sing" wird daran wohl kaum etwas ändern. Das Album hat seine Momente, kann aber an Glanztaten Marke "7 Lieder" (1972) oder "Der Rattenfänger" (1974) nicht anknüpfen.
Die Platte setzt auf bekannte Zutaten in leicht variierter Form. Es gibt etwas "Tankerkönig"-Talking-Blues und gewohnt agitative Sozialkritik in den Texten. Gelegentlich raffen sich die bewusst spartanischen Arrangements zum angedeuteten Bandkontext auf. Doch der Funke springt nicht recht über. Jenseits von systemkritischen Geronten-Stammtischen oder stocksteifen K-Gruppen-Funktionären locken die zehn Songs kaum hinter dem Ofen hervor.
Alles bleibt aufrichtig und erstarrt doch in etwas betulicher Routine, die von der musikalischen wie textlichen Realität gleichermaßen abgehängt wird. Waders Variante des Blues klingt mehr denn je nach deutschem Kreismusikschulenmissverständnis. Damit landet er zwischen allen Stühlen.
Die sanfteren, balladeskeren Momenten geraten zwar filigran, aber eben auch zu brav. Spätesten beim Allerweltsfolk à la Dubliners ("Folksinger's Rest") oder dem dudelnden Schnarchgroove "Morgens Am Strand" fragt man sich, was das hier alles soll.
Dabei möchte man die Stücke so gern mögen. Allein für die stigmatisierende Entwürdigung seitens der Justizbehörden in den 70ern und seine Verdienste um die Bewahrung plattdeutschen Liedguts ("Dat Du Min Leevsten Büst") hätte er alle Ehrungen verdient, die dieses Land zu bieten hat. Doch ehemaliger Lorbeer macht diese lahme Vorstellung auch nicht besser.
Selbst die früher so pointierten Texte ziehen nicht mehr. Während die Welt innerdeutsch wie außen herum immer apokalyptischer wird, arbeitet Wader sich immer noch an den Bonzen ab, als hätten wir gerade 1980. Als Gegenpol gibt es ein paar romantische Altersweisheiten und niedliche bis tragische Momentaufnahmen in Ehren ergrauter Aussteiger.
So ein Konzept kann man bringen. Aber nur, sofern man nicht von der Realität überholt wird und mit den gezeigten Liebesliedern tonnenweise Gefühl transportiert. Das gelingt ihm leider schon aufgrund des Sangesduktus nicht. Statt nach altem Rebellen klingt Wader rein stimmlich zu oft nach alterndem DKP-Schulmeister ("Bei Dir").
Dass es auch wesentlich frischer und inspirierter geht, zeigen seit längerem die Neuerfinder des Liedermachergenres "Strom Und Wasser". Bei deren "Mondpunk" oder "Anticool" findet man all den Zorn, all das Herzblut und vor allem all jene musikalische wie lyrische Treffsicherheit, der man hier vergebens nachjagt.
Schlussendlich ist diese Platte lediglich etwas für Nostalgiker. "Keine Frage, dass ein Sänger Zähne haben muss!" Beim nächsten Mal bitte etwas weniger zahnlos.
1 Kommentar mit 7 Antworten
Musik von einem Roten für Rote. Kann sich kein normal denkender Mensch guten Gewissens anhören.
Ah. Welch schlechter Troll! Ist das (Ukrainer) Zufall? Nööööö ...
Erst wird mir unterstellt irgendein Sancho zu sein, jetzt das. Was kommt als nächstes?
ist der name manback schon gefallen ?
Manback als eigenständiger User hat nie existiert, denke ich. Ich glaub er war nur eine Trittbrettfahrergeschichte, die als irgendein Zweitaccount begonnen hat.
Komplexe Verstrickungen dieser Art sind filmreif. Ganz groß.
@Patriot:
Begründung ...?
Gruß
Skywise
Ich glaube, @Patriot hat das Album nie gehört. Ein Statement ohne jede Begründung. Die übliche, unqualifizierte Art von Provokateueren.