laut.de-Kritik
Der Regen hinterlässt Spuren im sonnigen Herzen.
Review von Vicky Butscher"No Direction Home" eröffnet das Album nicht gerade zurückhaltend. Ein direktes Stück, das alle wunderbaren Eigenschaften eines offensiven I Am Kloot-Songs in sich vereint. Es beginnt mit einer leichten Rückkopplung, die Gitarre entwickelt sich stoisch und doch druckvoll. Das immer leicht scheppernde Schlagzeug und John Bramwells Stimme lassen keinen Zweifel daran, welche Band man gerade hört. Das Klavier legt sich zaghaft darunter. Ein einfacher und doch cleverer Song. Er lebt von kleinen, aber geschickten Abwandlungen und klarer Melodieführung.
Mit "Gods And Monsters" folgt ein etwas vertrackterer Track. Vor allem der große Raum, den die Band dem Klavier einräumt, zeigt eine zaghafte Weiterentwicklung auf. Natürlich hat John Bramwell etwas Klagendes in seiner gutmütigen Reibeisenstimme, das er wohl nie loswerden kann. Und doch blitzt gerade in den ersten Songs immer wieder ein aufmunterndes Detail durch. "Over My Shoulder", ein an sich eher gedrückter Song, zieht sich am Clapping in die letzten sonnigen Auen.
Können Jahreszeiten wirklich Gemütsregungen widerspiegeln? "Gods And Monsters" passt am besten zu einem milden, aber verregneten Frühlingstag. Lässt dies also den Schluss zu, dass das dritte I Am Kloot-Album Musik für grundfröhliche Menschen in einem vorübergehenden Tief birgt? Irgendwo schon, ja! Aber natürlich ist die Band nicht nur quiet, um dies als neues loud zu manifestieren. I Am Kloot passten eigentlich noch nie in diese vor einigen Jahren als Hip gehandelte Stilrichtung. Dafür sind sie viel zu abwechslungsreich und eigensinnig.
I Am Kloot tasten sich Schrittweise von der Sonne in den Regen. "Ordinary Girl" treibt eine düstere Grundstimmung voran. Der Gesang klingt gehetzt, Als wolle John Bramwell seine große Liebe abschütteln, endlich die Verletzungen hinter sich lassen, die er erfahren musste. So fährt das Album in die Tiefen des Gemüts des Hörers. Mal drängelt sich eine Beatle-eske Gitarrenlinie zwischen die Gedankenverlorenheit. Dann versinkt man in unaufgeregten Americana-Gitarren, gibt sich ganz seine Gedanken und Grübeleien hin. Leider lassen die letzten Songs ein wenig nach, man ist geneigt von der Musik weg zu driften.
"Gods And Monsters" beruhigt und wühlt auf. Der Regen hat in meinem sonnigen Herzen Spuren hinterlassen.
14 Kommentare
So wenn kein anderer hierfür ein Thread aufmacht, mach ich es halt einfach mal...
Nach zwei sehr gelungen Alben, folgt nun das Dritte. Es ist schwer den Sound, der aus Manchester sammtenden Band, in irgendeinerweise zu kategorisieren. Mal kann man ein wenig den Retro heraushören, mal ein wenig Singer/Songwriter.
Nach meinem ersten Eindruck wirkt das Album etwas akustischer als der Vorgänger aber so wirklich umgehauen hat es mich nicht. Auch wenn die Platte durchaus ihre Stärken hat, fande ich, Ihre beiden Vorgänger "Natural History" und vor allem das grandiose "I Am Kloot" noch deutlich besser.
hat mich bislang vollkommen enttäuscht. nach 5 durchläufen oben auf den stapel gelegt. bekommt in 4 wochen wieder ne chance.
zumindest no direction home sticht etwas raus...mit "i am kloot" ist aber wirklich kein vergleich gestattet
könntest du bitte mal "retro" definieren????
hmmm ja schwer zu sagen... z.B. bei Sand & Glue die Gitarren vielleicht ein wenig oder so... ist aber auch nur sehr sehr weit hergeholt. Die "Natural Disaster" z.B. klingt aber oftmals, doch ein wenig nach "Retro". "To You" klingt da ein wenig nach 60s/70s.
besitze seit neuestem auch die gesamte i am kloot trilogie.. habe zurzeit sehr viel spass an natural history!! (i am kloot eh..) und gods & monsters.. mh.. bisher eher langweilig
Zitat (« Superschwein schrieb:
"To You" klingt da ein wenig nach 60s/70s. »):
Das ist z.B. ein Zusammenhang @Vapour
Ich würde aber wie ganz oben schon geschrieben, auch nicht sagen, das I Am Kloot da nun die Retroschiene eingegangen sind. Man kann es halt nicht wirklich zuordnen und es sind nur einzelne Parts/Songs, die mich daran erinnern.
Achja und higrupu, das jede Zeit irgendwo einen eigenen Stil hat, müsste auch Dir doch klar sein. In den 80ern z.B. gabs SynthiePop Musik, bei der man, wenn man sie heute hört, ganz klar sagen kann, das war typisch 80er Jahre.
Als Beispiel nenne ich jetzt mal "Blue Monday" von New Order oder "West End Girls" von den Pet Shop Boys.
auch ich bin mittlerweile im besitz dieses albums und mir fehlt ebenfalls ein funke oder ähnliches, das ganze in jenen glanz zu erheben, den für mich "natural history" und "i am kloot" ausstrahlen.
die meisten songs plätschern eher belanglos dahin, nicht weiter verdächtig, sehr zurückhaltend. nur zwei stücke haben es mir bisher so richtig angetan. das wäre zum ersten "strange without you" und zum zweiten "avenue of hope". gerade ersteres ist von kurzweil, was ihm letztlich dennoch zum verhängnis wird - zweieinhalb minuten sind mir ein bisschen wenig, um auf dauer zu faszinieren.
alles im allem ein album, das man im hintergrund laufen lassen kann, wenn man nur irgendeine geräuschkulisse braucht. finde ich zumindest bisher.