laut.de-Kritik

Viel Ethno, Soul, Electro und etwas Hip Hop.

Review von

Ibeyi kehren zu ihren spirituellen Wurzeln zurück und möchten bestenfalls die Welt heilen. Mit einem Mix aus Electro, Soul, etwas Hip Hop und jeder Menge Ethno könnte ihnen das sogar ein Stück weit gelingen. Doch trotz der hypnotischen Wirkung von "Spell 31" besteht die Gefahr, allzu schnell in Trance zu verfallen und nichts mehr mitzukriegen.

Zunächst leitet "Sangoma" mit sanft zweistimmigem Gesang ein und kommt musikalisch mit ebenso zurückhaltenden Trommelschlägen daher. Im südlichen Afrika bedeutet Sangoma übrigens Wahrsager oder Heiler. Im halbminütigen Zwischenspiel "O Inle" führen Ibeyi dann in Yoruba ein: Die westafrikanische Sprache passt zur Atmosphäre.

"On le / On, on, le, le, fait, fait / On le fait?", "sollen wir das tun?" fragen die Schwestern zu Beginn von "Made Of Gold", dem auffälligsten Track des Albums: eingängiger Beat, lässiger Rappart von Feature-Artist Pa Salieu und ein zauberhaftes Geheimnis am Ende: "The sky encloses the stars / I enclose Magic, I enclose Magic".

"Sister 2 Sister" handelt von Shakira, der Verbundenheit der Geschwister: "My words are sometimes painful / I'm sorry I've hurt you / Slow down, now we've grown / It's all new". Die schwesterliche Liebeserklärung erinnert im Rhythmus und mit sanften Drums an Adeles "Send My Love (To Your New Lover)" und nervt auf Dauer etwas.

Nach Englisch, Französisch und Yoruba ist nun Spanisch an der Reihe, ein Teil von Ibeyis Wurzeln liegen in Kuba und Venezuela: "Creature (Perfect)" klingt so ziemlich massentauglich. Die Line "I dont have to be perfect" transportiert dazu noch die richtige Message.

Fast schon zu langweilig gerät "Tears Are Our Medicine" mit zurückhaltendem Instrumental und leiser Gitarre. Da fällt der sehr spirituelle und kurze Song "Foreign Country" mit Sprechgesang und französischen Zwischenpart von Pa Salieu wesentlich mehr auf. Für "Lavender & Red Roses" holten sich Ibeyi musikalische Unterstützung von Jorja Smith. Das passt musikalisch perfekt zusammen, vielleicht zu perfekt. Denn wer hier was singt, kann man nur erahnen. Ansonsten klingt der Track sehr nach R'n'B.

Gefühlt könnte nichts gegensätzlicher zu Ibeyi sein als Punk. Doch da die Schwestern das Experiment lieben, covern sie Black Flags "Rise Above" und laden dazu noch Rapper BERWYN ein, dessen Part dem Track eine besondere Note verleiht. Dank tief dröhnend pulsierendem Sound definitiv einer der spannendsten Songs des Albums.

Im Closer "Los Muertos" zählen die Schwestern Namen geliebter, verstorbener Menschen auf: Angefangen beim Vater, dem kubanischen Musiker Miguel Aurelio Diaz, bis hin zu Prince. Trommelschläge und Stimme im Hintergrund sorgen für ein Gefühl zwischen Furcht und Gänsehaut, zumal die Stimme im Hintergrund von toten Vater stammt, dessen Lied "Rezos" als Vorlage dient. "Spell 31", übrigens vom Ägyptischen Totenbuch inspiriert, bietet so ein musikalische Reise in durchaus unbekannte Gewässer.

Trackliste

  1. 1. Sangoma
  2. 2. O Inle
  3. 3. Made Of Gold
  4. 4. Sister 2 Sister
  5. 5. Creature (Perfect)
  6. 6. Tears Are Our Medicine
  7. 7. Foreign Country
  8. 8. Lavender & Red Roses
  9. 9. Rise Above
  10. 10. Los Muertos

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