laut.de-Kritik

Erwachsenwerden? Keine Zeit.

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Die Erlanger Spaß-Metaller von J.B.O. feiern ihr 30-jähriges Jubiläum und schicken sich mit ihrem 13. Studioalbum "Wer Lässt Die Sau Raus?!" an, die Fans mit noch mehr 'Blöedsinn', wie sie es nennen, zu beglücken.

So macht der Vierer gleich zu Beginn zu angethrashten Riffs in "Überfall" unmissverständlich klar: "Das ist ein Überfall, und du hast keine Wahl". Leider lenkt er so nur von der Ideenlosigkeit ab, die sich auf das gesamte Werk bezieht.

Als die Band noch etwas zweideutig von blauen Schlümpfen sang oder Nicoles "Ein Bisschen Frieden" in eine Metal-Version verwandelte, konnte man sich kurzzeitig ein Lachen nicht verkneifen. Das ist aber auch schon über zwanzig Jahre her. Nach wie vor geht es darum, Ungläubige zum Metal zu bekehren und dem Gerstensaft bis zum Erbrechen zu frönen.

Aber erfrischende Pointen lassen sich nun weit und breit nicht ausmachen. Dazu vernimmt man das ausgelutschte Geradeaus-Geriffe, hier und da mal mit einem kurzen Gitarren-Solo garniert. Nichts Neues also. Genauso könnte in Bayern gerade wieder ein Glas Weißbier umgekippt sein.

Natürlich fehlen auch Coverversionen nicht, bei denen man sich die Originale zurückwünscht, auch wenn man sie nicht mag. Diesmal müssen Baha Mens "Who Let The Dogs Out?" ("Wer Lässt Die Sau Raus?!") oder MC Hammers "U Can't Touch This" ("Weil's Quatsch Ist") dran glauben. Im letztgenannten Track will uns die selbsternannte Rosa Armee Fraktion zudem suggerieren, dass ihr Blöedsinn immer noch lustig sein soll, aber hört man ständig den ewig gleichen, asbachuralten Witz, bleibt einem das Lachen irgendwann mal eben im Halse stecken.

Dabei betonen die Franken, dass sie für "Niveau" stehen. Jedoch dürfte nicht mal der Genuss mehrerer Flaschen Bier dazu beitragen, die geistigen Tiefflüge ansatzweise zu unterbieten. Bei einer Erkenntnis wie "in dem Hotel in Groß Tittingen, da wurde in den Swimmingpool uriniert" allerdings kein Wunder. J.B.O. bewegen sich von ihrem infantilen Pipi-Kacka-Humor keinen einzigen Millimeter weg, so, als wären sie der Pubertät nie entwachsen. Sein Gehirn braucht man bei der Musik also gar nicht erst einzuschalten.

Damit sich daran auch die nächsten 30 Jahre nichts ändert, helfen die Anhänger selber mit, was in "Heavy Metal Baby" gefeiert wird: "Hurra, juchheissasa, ein neuer Metaller, der ist da." Ein "Happy Birthday" und einen "Hochzeitsmarsch" bekommen sie zusätzlich oben drauf serviert. Alle anderen wenden sich, wenn sie die Platte in der Metal-Abteilung sehen, wohl freiwillig dem Hip Hop-Sortiment zu.

Trackliste

  1. 1. Überfall
  2. 2. Mach noch Eins Auf!
  3. 3. Wer Lässt Die Sau Raus?!
  4. 4. Hoffen Und bangen
  5. 5. Durst
  6. 6. Depp
  7. 7. Weil's Quatsch Ist
  8. 8. Schlimmer Geht immer
  9. 9. Die Beste Stadt Der Welt
  10. 10. In Meinem Kühlschrank Brennt Noch Licht
  11. 11. Happy Birthday
  12. 12. Hochzeitspunk
  13. 13. Hochzeitsmarsch
  14. 14. Heavy Metal Baby
  15. 15. Hallo Bier

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