laut.de-Kritik
Disco Pop today, Zukunftsmusik tomorrow.
Review von Artur SchulzDa foppt mich Jack Penate doch gleich zweimal - zum einen in Sachen Erwartungshaltung: Hoffe ich zunächst auf Fortführung und Weiterentwicklung der Stil-Attitüden vom liebenswerten Debüt "Matinee", wechselt Jack 2009 seine Präferenzen mal einfach so mit fettem Augenzwinkern: weg von Indie-Beat incl. Sixties-Attitüde, hin zu bunt schillernder Seventies-Disco-Kugel. Und das Ganze funktioniert sowas von prima!
Gut, der Opener "Pull My Heart" bleibt noch stark den Anklängen von Songwriter-Pop und Rock der sechziger und siebziger Jahre verhaftet. Aber während des Intros zum darauffolgenden "Be The One" reibe ich mir verwundert die Ohren: Disco-Chöre in einem Jack Penate-Song? Es kommt noch heftiger: Satt einsetzende, groovende Dance-Beats lassen in der Ecke gegenüber Kool And The Gang fröhlich mitnicken. Auf voller Länge traut Jack seinem Disco-Braten indes noch nicht über den Weg, denn es plärrt schon mal eine knurrige Rockgitarre dazwischen, bevor es zurück auf den Dancefloor geht.
Der Titeltrack "Everything Is New" verbleibt in Siebziger-Anklängen. Mit elegantem Rhythmus-Schmiss überzogen, schenkt er John Travolta allerdings niemals Beachtung, sondern schlägt vielmehr eine Brücke in die Zeit der "Se A Vida E"-Pet Shop Boys. Das allerdings ohne liebloses, vordergründiges Kopieren, sondern stets mit frischer, eigener Originalität ausgestattet. "Tonight's Today" gluckert im eleganten Achtziger-Tanz-Soul und bereitet das absolute Album-Highlight gekonnt vor.
"So Near" ist für mich eindeutig jene bislang beste Single des Jahres, die aufgrund ihrer Klasse aber wohl nie in den handelsüblichen Charts auftauchen wird. Die aufgedrehte, dennoch sanft funkelnde und durch ihre schlicht-effektive Dramaturgie fesselnde Nummer reißt von Beginn an mit, macht willenloses Finger- und Tanzbeinschnippen. Wieso hat keine Sau diesen Titel in meiner damaligen Siebziger-Lieblingsdisco gespielt? Ein weiterer Volltreffer in der Neo-Disco-Liga, Seite an Seite stehend mit unwiderstehlichen Verführungen vom Schlage eines "Murder On The Dancefloor".
Den tempomäßigen Zwischenstopp legt danach "Every Glance" ein. Das Latin-getupfte und durch Bratzgitarren veredelte "Give Yourself Away" lässt feststellen: inzwischen sieben Songs auf dem Album vorbei, aber noch kein Langweiler oder gar Ausfall darunter. Kompliment, Mr. Penate! Die verspielte Aufforderung "Let's All Die" macht mächtig Laune, bevor mit "Body Down" ein abwechslungsreiches, höchst unterhaltsames und spannendes Album viel zu schnell vorüber ist.
"Everything Is New" ist Disco, ist Pop, ist Rock, und all das erfreulich frei von handelsüblichen Klischees. Die Scheinwerfer dazu dreht ein entspannter, aufmerksamer und treffsicherer Meister der Retro-Melange. Der steht dann natürlich ganz weit oben über dem Geschehen bei seiner Arbeit im Gestänge. Richtig so: Soll man bittschön aufschauen zu Jack Penate und seiner Klasse.
8 Kommentare
Artikel gelesen, bei MySpace reingehört - Platte bestellt. Und mich ein bisschen verliebt
na da hör ich dich auch gleich mal rein , klingt gut !
Neue Lieder, mit neuer ungeahnter Tanzbarkeit. Läuft bei mir ständig im Player. Sommerlochplatte des Jahres...
Lies auch http://www.jahrgangsgeraeusche.de/2009/07/…
muss ich dringend noch reinhören, "matinée" war nämlich durchgehend grandios.
was neues? debut hat mich zwar nicht vom hocker geschmissen, aber war doch was dabei...mal gucken, ne.
das bisher gehörte war nach "matinée" leider sehr ernüchternd.