laut.de-Kritik
Da wären Jimi Hendrix und Sam Cooke begeistert.
Review von Kai ButterweckJeff Beck und seine Band (Sänger Jimmy Hall, Bassistin Rhonda Smith, Drummer Jonathan Joseph, Gitarrist Nicolas Meier) absolvierten im vergangenen Jahr eine flächendeckende US-Tour - gemeinsam mit den drei Rauschebärten von ZZ Top. Etliche Youtube-Videos von dieser Tour bewiesen: Der Fender-Altmeister hats immer noch drauf wie kein Zweiter.
Nun dürfen sich Fans in aller Welt, denen es nicht vergönnt war, Jeff Beck im vergangenen Jahr live zu erleben, in ihren eigenen vier Wänden einen Eindruck vom musikalischen Output besagter Tour verschaffen. Und es dürfte wohl niemanden geben, der nach dem gut siebzigminütigen "Live+"-Audio-Spektakel enttäuscht den Kopf gen Boden sinken lässt.
Das Gegenteil wird der Fall sein. Sie werden sich von ihren heimischen Sofas erheben und schallend applaudieren. Denn was der Mann mit dem Knautschgesicht und der Magie in den Fingern präsentiert, ist mal wieder aller Ehren wert. Vom düster scheppernden Instrumentalintro "Loaded" bis zum finalen Jeff Beck Group-Klassiker "Going Down" zieht der Maestro alle Register.
Es wird gefrickelt ("You Know You Know"), gerockt und gerappt (!) ("Why Give It Away"), der Soul bei den Lenden gepackt ("A Change Is Gonna Come") und mit ungewohnt zart an die Ursprünge des Rock-Genres erinnert ("Little Wing"). Da huscht nicht nur Jeff Beck ein Lächeln übers Gesicht. Auch hoch über den Wolken klatschen Ikonen wie Jimi Hendrix, John Lennon und Sam Cooke in die Hände.
"Live+" fährt alles auf, was Jeff Beck zu einem der bedeutendsten Gitarristen und Songwriter der Welt werden ließ: unnachahmliches Songwriting gepaart mit instrumentaler Feinkost deluxe. Doch es ist nicht nur Jeff Beck allein, der sich mit diesem Album ein neuerliches Denkmal setzt. Auch die Männer und Frauen im Schatten des Altmeisters bekleckern sich mit Ruhm, allen voran Sänger Jimmy Hall, der zwischen beeindruckenden Blues- und Soulpassagen pendelt. Bassistin Rhonda Smith verdient mit slappenden High End-Einwürfen ebenfalls Applaus. Hier kommt einfach alles zusammen.
Wenn dann am Ende auch noch zwei neue Studiosongs nach vorne blicken und der Welt da draußen beweisen, dass knarzige unter Noise-Strom stehende Tarantino-Vibes ("Tribal") und Modern Rock-Sounds der Marke Placebo meets Mike Oldfield ("My Tiled White Floor") auch im hohen Alter noch Spaß machen können, will man eigentlich nur noch das Fenster aufreißen und seine Begeisterung lauthals kundtun: Keep it up, Jeff! Keep it up!
1 Kommentar
Tolle Show, hätte man gerne gesehen, lässt sich auch gut hören; einziges Manko, auch wenn der Rezensent das anders sieht: die Gesangsleistungen schwanken zwischen gerade noch erträglichem Geknödel und "naja, geht so" - glüchlicherweise wird nicht viel gesungen und die anderen Damen und Herren sind in wirklich bestechender Form