laut.de-Kritik
Keine Überraschungen. Kein Qualitätsverlust.
Review von Manuel BergerAlles beim Alten im Hause Satriani: Außerirdischer Titel, außerirdisches Gitarrenspiel, kann man sich (als Gitarrist oder wenigstens Instrumental-Gitarrenfan) guten Gewissens zulegen – außer man besitzt bereits ein anderes Album des Virtuosen-Gurus. Dann hat man alles auf die ein oder andere Art schon mal gehört. Aber das gehört bei Satriani auch irgendwie dazu.
Schon zu Anfang wird mal wieder klar: Wunderwerke in der Rhythmussektion braucht man hier keine erwarten – alles ist natürlich auf Satchs Sechssaitige zugeschnitten. Wer Marco Minnemann trommeln und Bryan Beller daddeln hören will, sollte sich lieber die aktuelle Aristocrats-Scheibe gönnen. Auf "Shockwave Supernova" liefern die beiden nicht mehr als ein grundsolides, wenig aufregendes Fundament, auf dem sich der Maestro austoben kann.
Das tut er auch in altbewährter Manier. Qualität ist gegeben, aber eben auch eine gewisse Überraschungslosigkeit. Versteht mich nicht falsch: Satrianis Spiel lohnt noch immer gehört zu werden. Und bietet nach wie vor genügend Abwechslung, um auf Albumlänge Langeweileschübe auszusperren. "Shockwave Supernova" ist eben Lead-Gitarristentum in Reinform. Die Platte erfüllt ihren Zweck, mehr aber auch nicht.
Der Titeltrack startet relativ flott ins Geschehen, Satriani wechselt zwischen Riffs, Ohrwurmmelodien und Gegniedel. Hernach klopft er zahlreiche weitere Facetten seines Repertoires ab. "Lost In A Memory" wird ruhiger, getragen von wabernden Synthies. "San Francisco Blue" lockert mit Feel-Good-Vibe die Mitte auf. "Keep On Movin'" schielt mit Klavier in die Swing-Ecke und stellt den Fusion-Aspekt von Satrianis Spiel heraus. "In My Pocket" entpuppt sich als frecher Country-Blues-Groover mit Morricone-Einsprengsel. "All Of My Life" präsentiert Latin-Percussion. "Stars Race Across The Sky" träumt mit heimeliger Akustikbasis. Im Abschluss untermalen Streicherintermezzi "Goodbye Supernova", während sich der Delay-Reigen durchs All spacet.
Als Landmarke erweist sich "Crazy Joey". Drums und Bass agieren hier auf dem absoluten Minimum. Und Satriani zeigt, wie man Pausen in Soloeinlagen integriert. Fast zaghaft wagt er sich mit kurzen Licks nach vorne, bis er schließlich das Ego mit Tappingausflügen boostet. Ein Paradebeispiel für Satrianis Instrumentenkontrolle.
Das Paradebeispiel für Satchs Musik im Allgemeinen heißt dagegen "On Peregrine Wings". Typischer, klassischer, traditioneller Satriani als hier geht kaum. Ein paar Dynamikwechsel, treibender Rhythmus und obendrauf dieses unglaublich smoothe Legato. Gewürzt mit Vibratohebelgimmicks spinnt der Herr aus Long Island seine unverkennbaren Melodien. Verschreit es als Gedudel, wenn ihr wollt, aber so schreibt man Hooklines.
Wem es also nichts ausmacht, dass man "Shockwave Supernova" im Grunde mit jedem anderen Satriani-Album tauschen könnte, langt zu. Qualitativ steht es den meisten seiner Vorgänger in Nichts nach. Es gibt Melodien und Soli en masse, Leckerbissen für jeden Gitarrenliebhaber, Soundspielereien und, wie von Satriani gewohnt und geliebt, gestaltet sich das Ganze auch noch eingängiger als so manche Pop-Platte. Große Hymnen, einfühlsame Balladen, wohldosierte Frickelei – alles inklusive.
3 Kommentare
Lieber die neue Scott Henderson.
Lieber die neue Aristocrats.
Lieber die neue irgendwas.