laut.de-Kritik
Düsteres, Progressives und Trippiges sowie ein Priest-Cover.
Review von Toni HennigKatatonia blicken mittlerweile auf das dreißigste Jahr ihrer offiziellen Bandgründung zurück. Aus diesem Anlass veröffentlichen die Schweden mit "Mnemosynean" eine umfangreiche Sammlung aller Raritäten und B-Seiten. Darunter befinden sich Songs ihrer zahlreichen EPs, Coverversionen, Bonustracks der verschiedenen Editionen ihrer Alben und Remixe. Von Ausschussware kann dabei nicht die Rede sein, zeugt doch das Material vom hohen Qualitätsanspruch der Formation.
Den Beginn macht mit "Vakaren" ein Stück, das auf mehreren Versionen des 2016-Albums "The Fall Of Hearts" enthalten iat. Den Text singt Jonas Renske zwar untypisch auf Schwedisch. Musikalisch bekommt man jedoch mit dynamischer Saiten-Arbeit, Elektronik- und Piano-Einsprengseln, ruhigen Strophen und melancholischem Refrain gewohnte Band-Kost geboten. Dagegen schlägt die Formation in "Sistere", das es als Bonus Track der Limited Napalm Records Mailorder Edition der 2016er-Platte gab, etwas progressivere Töne in Anlehnung an Opeth an, wenn schleppende Drums, sanfte Gitarren und psychedelische Flötenklänge für eine nachdenklich winterliche Stimmung sorgen. Die bekommt durch den butterweichen Gesang aber durchaus etwas Warmes und Wohliges.
Ein weiteres Highlight stellt die Coverversion von Judas Priests "Night Comes Down" dar, das japanische Käufer von "The Fall Of Hearts" als Dreingabe dazubekommen haben. Die Band drückt dem Track ihren eigenen schwermütigen Stempel auf, ohne dass die melodisch rockigen Qualitäten des Originals zu kurz kommen.
Heavierer geht es in "Ashen" von der 2014er-EP "Kocytean" zur Sache, das sich mit schweren, heftigen Gitarren und klagendem Gesang als überaus düster erweist. Andere Songs des Kurzformates wie "Sold Heart" und "Unfurl" warten dagegen mit trippigeren Tönen auf, so dass sich das melancholische Songwriting der Band besonders herausschält. Auch in den eher ruhigen Remixen verschiedener Albumsongs am Ende dieser Zusammenstellung kommt das Songwriting besonders gut zur Betonung.
Mehr Härte und Düsternis steht wieder in "Sulfur" von der 2001er-"Teargas"-EP auf dem Programm, das mit statischer Schlagzeugarbeit und harten, treibenden Riffs sowie der traurigen Stimme Renskes ein Gefühl von Verzweiflung und Hilflosigkeit heraufbeschwört. Auch das restliche Material um diese Zeit gestaltet sich nicht unbedingt fröhlicher und bietet zu der mitunter recht lebendigen Ausrichtung der "Last Fair Deal Gone Down"-Platte ein tristes Kontrastprogramm. An das Melodische und Eingängige des Albums erinnert lediglich "Help Me Disappear", das gesanglich ebenso auf dunklen und hoffnungslosen Pfaden wandelt.
Eine besondere Dreingabe bildet noch das 1994 aufgenommene "Scarlet Heavens", das mit stoischen Saitentönen, tiefem Schlagzeug und Grabesgesängen ganz in der Goth Rock-Tradition der 80er steht und dadurch die große Bandbreite an Einflüssen, die die Band besitzt, nur weiter unterstreicht.
Sonst lässt sich der Weg Katatonias von einer Doom- und Death Metal-inspirierten Dark-Rock-Band Mitte bis Ende der 90er bis hin zu einem mittlerweile progressiver angelegten Act mit dieser Zusammenstellung hervorragend nachverfolgen. Obendrein bekommt man noch mit dem Kauf von "Mnemosynean" eine neue Bandbiografie, die von der Musikjournalistin Eleanor Goodman geschrieben wurde, sowie die vollständigen Texte und Hintergründe zu den Ursprüngen der Songs dazu. Für Anhänger der Schweden bleiben somit kaum noch weitere Wünsche offen. Auf die nächsten dreißig Jahre!
1 Kommentar mit einer Antwort
Das Albumcover ist ganz glar eine Reminszenz an an die Coverillustration zu Priests "Screaming for Vengeance":
https://m.media-amazon.com/images/I/81fFof…
https://youtu.be/yHGXGvAR2Ng