laut.de-Kritik
Kesha hat den Kater überstanden – Zeit für einen neuen.
Review von Stefan Mertlik2010 stellte sich Kesha als dauerdurstige Party-Pop-Musikantin vor. Die bunte Fassade, die sie selbst als "Garbage-Chick" bezeichnet, täuschte aber nicht darüber hinweg: Kesha hatte Probleme. Auf den gigantischen Erfolg mit dem Debütalbum "Animal" folgte eine Essstörung und ein noch immer andauernder Rechtsstreit mit Dr. Luke. Ihr ehemaliger Produzent soll sie unter anderem vergewaltigt haben.
Die turbulenten Zeiten waren ihr 2017 auf "Rainbow" anzuhören. Die Sängerin zeigte sich von einer Seite, die nur noch wenig mit Bierbong und durchzechten Nächten gemein hatte. Doch auch die dicksten Wolken verziehen sich irgendwann. Mit ihrem vierten Album "High Road" schließt sich nun der Kreis. Kesha kehrt zu ihren Party-Wurzeln zurück, vergisst dabei aber nicht, was sie seit "Tik Tok" erlebt und gelernt hat.
Das Piano-Intro im Opener "Tonight" führt erst einmal auf die falsche Fährte. Nach wenigen Takten bricht der Song auf und ein schwerer Bass schleudert einen auf die Tanzfläche. "Tonight's the best night of our lives / Can you feel it? I can feel it / We got it all, if we're alive / If we're breathing, we're still breathing", singt die 32-Jährige dazu. Der Text klingt wie ein Kampf-Mantra, das sie sich und ihren Fans voller Stolz zuruft. Hebt die Gläser, es geht wieder bergauf.
Sei es nun der Rap in "Honey" oder das Ausreizen des Stimmvolumens in "Raising Hell" – "High Road" überzeugt dank der Interpretin. Die Sängerin spielt mit ihrer Stimme und passt sich jedem Instrumental an wie ein kopfnickendes Chamäleon. Sie hatte hörbar Spaß bei den Aufnahmen. Der Skit vor "Kinky" zeugt von der lockeren Atmosphäre, die im Studio geherrscht haben muss.
Wie schon beim Vorgänger "Rainbow" tritt Kesha als ausführende Produzentin auf. Der Sound reicht von simplen Gitarren-Loops ("Honey") und Akustiknummern ("Cowboy Blues") bis zu Nintendocore-Anleihen ("Birthday Suit") und Country ("Summer"). Was nach Wundertüte klingt, ist trotzdem nur ein simples Synth-Pop-Album mit eingängigen Refrains. Mehr will "High Road" auch nicht.
Zwar durchbrechen ab und an dramatisch anmutende Streicher den Kaugummi-Klang, doch auch der ruhige Mittelteil bestehend aus "Cowboy Blues" und "Resentment" macht deutlich: Kesha fühlt sich wieder wohl. Und sie wird nicht müde, das zu betonen: "So get your shadow out of my sunshine / Out of my blue skies, out of my good times / So get your darkness out of my damn way / I'll be dancing in the rain."
"High Road" beweist, dass die Kesha-Formel nach wie vor funktioniert. Mit den 15 kurzweiligen Songs besinnt sich die Kalifornierin auf alte Stärken, ergänzt diese aber mit den Erfahrungen aus zehn Jahren Musikkarriere. Neue Fans wird sie damit vermutlich nicht gewinnen, alte freuen sich dafür umso mehr.
5 Kommentare
Ich würde das Album auch gerne zumindest ordentlich finden. Aber für mich ist das ein deutlicher Rückschritt im Vergleich zum tollen Vorgänger. Vorerst höchstens eine 2/5 von mir.
Produzent: Wie viel Bass willst du?
Kesha: Ja
Der Song "High road" ist ja grauenhaft produziert. Wahrscheinlich für Bluetooth-Brüllwürfel optimiert.
Leider viel zu laut und überproduziert, klingt teilweise für mich so, als würde man zwei songs gleichzeitig abspielen. Sie hatte mit 'Rainbow' als Neuerfindungs-Album eigentlich ne Gute Richtung eingeschlagen, kann der Platte hier nach 2 Durchläufen leider nur wenig richtig gutes abgewinnen.
Eines ihrer besten Alben mit extrem guten Vocals. Die Highlights aus dem Album sind "Raising Hell", "Little Bit Of Love", "Father Daughter Dance" und "Summer". Das Album lohnt sich auf jeden fall, ich habe es hunderte male gehört und es wird nicht langweilig. 5/5