laut.de-Kritik
Tornado um den eigenen Bauchnabel.
Review von Dani Fromm"Wie kaum ein anderer Akteur im Deutschrapzirkus steht (...) seit jeher für Geradlinigkeit, Loyalität und Authentizität. Eigenschaften, die man nicht unbedingt als 'en vogue' bezeichnen würde." Stünde nicht dabei, dass Kollegin Laura Sprenger diese Worte Lakmann widmete: Mir fiele da noch ein anderer Kandidat ein.
Neben genannter Dreifaltigkeit etwas aus der Mode gekommener Eigenschaften muss man Laas Unltd. zudem ein beinahe schon pathologisches Durchhaltevermögen attestieren. Außerdem natürlich Skills: Niemand, der klaren Verstandes ist, kann allen Ernstes behaupten, es hier mit einem übersichtlich oder auch nur durchschnittlich begabten Rapper zu tun zu bekommen.
Trotzdem trudelt Laas seit unfassbar vielen Jahren weitgehend missachtet durch die hiesige Hip Hop-Landschaft. "Ich geb 'nen Fick auf die beschissene Szene", schlägt er in Richtung einer Kollegenschaft zurück, die ihn - ausführlich zitierte Ausnahmen bestätigen die Regel - einfach nicht als einen der ihren, allenfalls als "Backup-MC von ..." anerkennen will. Angriff erscheint ihm da offenbar als die beste Verteidigung.
Die Sternstunde, die Laas Unltd. dem Battlerap bescherte, als er auf der Rap-am-Mittwoch-Bühne Drob Dynamic - es lässt sich unmöglich anders formulieren - erst schlachtete, dann zerstückelte und hernach die Einzelteile durch den Wolf drehte, änderte daran kurzzeitig alles, auf lange Sicht betrachtet wiederum gar nichts. Laas fliegt noch immer viel tiefer unter dem Radar, als es seine Talente rechtfertigen.
Sehr wahrscheinlich, dass genau diesem Umstand der "Daemon" inne wohnt, der dem Werk den Titel gab: Laas Unltd. wirkt, was ich zwar nachvollziehbar, aber auch extrem schade finde, komplett besessen von seiner misslichen Lage. Das Kreisen um den eigenen Bauchnabel nimmt unaufhaltsam Tornado-Ausmaße an, die es nicht gerade erleichtern, eine Albumlänge lang Spaß am Gebotenen zu behalten.
"Was du hörst, ist alles echt." Laas, das muss man ihm lassen, erzählt nichts, das er nicht fühlt. "Das hier ist mein real life." Das Problem daran: Hier operiert einer dermaßen real, das für Phantasie, originelle Einfälle oder - bewahre! - auch nur irgendeinen Hauch von Storytelling überhaupt kein Platz bleibt.
Dabei hätte er es drauf: "Falling Down" beschreibt äußerst plastisch einen Tag, der schon unerfreulich beginnt und sich dann wenig erbaulich entwickelt. Laas könnte sehr wohl Geschichten erzählen. Dummerweise beschränkt er sich im Folgenden ausschließlich auf seine eigene.
Er, der, wie er unentwegt betont, niemandem mehr etwas beweisen müsste, versucht das dennoch am laufenden Band. Er setzt sich als "Fat Lace Battleking", "Unbreakable", "Untergrund Favorit" und "Madrapper" mit dem "Teufel Im Nacken" in Szene, der im Gegensatz zu allen anderen rappen kann und als einer der wenigen noch Beats statt Gewichte pumpt.
"Meine Karriere lief nicht rund. Na, und?" Kein Grund offenbar, um sie nicht wieder und wieder Revue passieren zu lassen. Spätestens irgendwann in "Unbreakable" lässt sich das Gefühl nicht mehr abschütteln, den Werdegang des Laas Unltd. nun aber wirklich aus jeder erdenklichen Perspektive sorgfältigst beleuchtet zu haben. Echt jetzt.
Es geht um Laas, Laas, Laas und Laas, am Rande allenfalls um seine "Zwei Prinzessinnen" und darum, wie übel "das Business" und dessen Vertreter ihm mitgespielt haben. Also auch wieder um Laas. Das wirkt zwar persönlich, aber auch wenig facettenreich und in seiner Geballtheit schlicht öde. Sogar wenn dieser "Junge" - Obacht, Alleinstellungsmerkmal! - tatsächlich auch einmal eigene Fehler einräumt.
"Kein Talk, keine Lügen, kein Gossip." Namen nennt Laas Unltd. auch keine. Das ist aber auch wirklich nicht nötig. Um zu ahnen, um wen sich die "Real Rap Stories" ranken, muss man gar nicht so furchtbar penibel auf die Details achten. Besonders viel Mühe, Identitäten zu verschleiern, hat sich Laas Unltd. - mit voller Absicht - nicht gegeben.
Da sich "Daemon" - erwähnte ich es schon? - ausschließlich um Laas Unltd. dreht, verzichtet er konsequent auf Featuregäste. Lediglich in den Zugaben hinter dem "Outro" versteckt sich ein Part von Kool Keith, den ich nicht missen möchte.
Sehr im Gegensatz zu der anderen Ausnahme, der schauderhaft theatralisch zusammendramatisierten Hookline aus "Zwei Prinzessinnen": Mit schmusigem Saxofon und eben dieser Naidoo-Hook stecken hier eigentlich schon so viele Klischee-Brechmittel drin, dass es den niedergehenden Regenschauer nicht mehr gebraucht hätte. Ob die "Niemals-wieder"-Schwüre an die eine oder das Babysprache-Gebrabbel an die andere Prinzessin mehr nerven, entscheide jeder für sich.
Es bleibt der einzige Totalausfall: Abgesehen vom inhaltlichen Tunnelblick bietet "Daemon" solide Unterhaltung, wozu selbstredend auch die Beats ihren Beitrag leisten. "Leute fragen: Ist der Sound Trap, oder ist es Boom-Bap?" Letzteres triffts wohl eher, mächtig basslastig und großzügig mit allerlei Sperenzchen aufgehübscht.
"Falling Down" fängt die unterschwellig aggressive Atmosphäre des gleichnamigen Films ein, in der in jeder Sekunde der Gewaltausbruch droht. Das "Outro" schlägt den perfekten Bogen zum Anfang zurück. Der Blick schweift über das Bekennertag an der Wand hinweg auf die Leichen der Rapper, die der Madrapper mit seiner eigenen Geschichte gekillt hat. Diese Waffe, inzwischen schartig und stumpf, hat ihren Zweck nach diesem Massaker aber wahrlich erfüllt. Können wir jetzt endlich wieder nach vorne gucken, bitte?
12 Kommentare mit 17 Antworten
Musik für den lautuser.
Der Laas ist halt wirklich ein bisschen uninteressant und das spiegelt sich halt auch in seiner Musik. Er kann sehr gut rappen, flowt besser als die meisten Deutschrapper und Tracks wie Madrapper sind objektiv ganz solide. Aber das reicht halt trotzdem nicht, das ich dafür 10€ ausgeben will und mir auf Albumlänge Rap über Rap und Gejammere über Erfolgslosigkeit im Rapgame anhören will.
Trotzdem hätte er den Erfolg wohl mehr verdient als Kanackrapper wie KC Rebell,PA, Majoe und dieser ganze untalentierte Haufen, die ihren Kiddiefans nur ein Image verkaufen und die Musik dazu quasi nur schlecht gemachte und peinliche Scheisse ist.
Halt!
Stop!
gebe dir größtenteils recht, aber streich bitte pa aus deiner aufzählung. der hat weder inhaltlich noch von den rapskills irgendwas mit dem banger-camp gemeinsam und im gegensatz zu laas auch eine stimme. its mostly tha voice
R.I.P Guru
PA ist aber nicht weniger peinlich als das Bangercamp.^^
sprach der der mann der ansonsten crack ignaz feiert
craze findet den ja auch eher sexuell attraktiv.das musikalische interesse dient da lediglich nur als vorwand.
Sodi es ehrt dich ja, dass du mit Knilchen wie PA sympathisierst, aber manchmal solltest du auch mal ein Auge auf das aktuelle Geschehen im Rap-Zirkus werfen.
Finde es irgendwie lustig, dass Lars der Laut.de-Redaktion anscheinend immer fristgerecht ein Promoexemplar zuschickt. Zumindest eine Retour weniger, wahrscheinlich
Ansonsten auch das, was azzih im zweiten Absatz sagt.
Und ungehört 2/5, weil die 1 dann doch schon zu gemein wäre
Ja der Laas Unltd. Den meisten bekannt aus dem RAM-Battle und/oder seiner langen Geschichte im HipHop hat einen Knall rausgebracht im Deutschen Rap.
Ich hatte die Gelegenheit zuvor schon frühere Alben von ihm zu hören und ich hatte immer den Eindruck ,das er sich zu sehr gehetzt in kürzester Zeit eine Produktion zu veröffentlichen.
Es waren gute Platten ,jedoch fehlte mir etwas.
Mit Daemon konnte er dies auf jeden Fall bei mir relativieren und ich bin echt begeistert über das Resultat.
Neben seinen markanten Flow und den technischen Gimmicks enthält es in Titeln wie unter anderem in Real Rap Stories/Madrapper gibt es mehr als einmal Respektschellen an die Leute ,die hinter der Bühne stehen ; im Grunde an die komplette Rap-Industrie und setzt sich nicht selber in Klammern.
Neben diesen Liedern geht es auch tiefgründig zu auf der Platte und er nimmt kein Blatt vor den Mund nicht vor sich und den anderen;Dabei bleibt Laas offen,ehrlich und authentisch mit seinem Rap (Falling Down,Daemon,...).
Mit den Features von Kool Keith und Xavier hat er qualitativ hochwertige Künstler ins Boot geholt und das merkt man.Das sollte jeder einfach mal genießen.
Fazit: Wer auf den Sound von Laas steht ist das Album Pflicht.Für Hörer die ihn nicht kennen sollten sich die Scheibe zu Gemühte führen auch ,wenn sie nicht aus der/dem Ecke bzw. Genre kommen.
Weiß nicht, ob das hier schon irgendwo gepostet wurde: Laas hat gestern und heute seinen Status als potentiell größtes Opfer der Deutschrap-Szene untermauert. Checkt mal bitte die Tweets des "Madrappers" von gestern und heute, beginnend hier:
https://twitter.com/laasunltd/status/69849…
Und jetzt der Knaller: Der Auslöser für diesen öffentlichen Nervenzusammenbruch nach Yeezy-für-ganz-ganz-Arme-Manier ist wohl niemand anderes als unsere Dani mit den paar kritischen Worten in ihrer Review!
Das ist echt erschreckend. Sollte sich Hilfe holen statt sich an seine nicht vorhandene Karriere zu klammern. Scheitern ist manchmal die beste Alternative #sodeep
"Statt Baby Sprachen Gebrabbel hätte ich wohl lieber in eurer hippen Laut.de Szene Sprache mit ihr Reden sollen hä?"
Das hätte ich allerdings gerne gesehen...
woah der scheint wirklich am Ende zu sein...
aber hey, wir haben jetzt 1 waschechtes laut.de-Meme will sich jemand die Mühe machen, das Ganze in voller Länge zusammenzukopieren, bevor er dieses Epos wieder löscht?
#MADRAPPER
Armer Laas. Schon wieder ist dein Album gefloppt.
Der dreht ja komplett durch..zuviel heftiges Haze. Ich würde auch ausrasten, wenn ich Laas wäre...Wenn das stimmt, dann hat er wegen seine "Karriere" Frau und Kind verloren...Wegen seiner "Karriere"....
Kann mir irgendwie schwer vorstellen, dass Laas alleine, ohne Bushido, freiwillig bei Abuchakers rumhängt