Porträt

laut.de-Biographie

Laura Nyro

"Für mich war sie ein Idol - wie niemand, den ich zuvor gehört hatte", bekennt Lauras Zeitgenosse Elton John. Janis Joplin soll neidisch, eifersüchtig auf Laura Nyro gewesen sein, als der Direktor ihrer Plattenfirma Nyro zusätzlich unter Vertrag nahm: Joplin, nicht mehr seine 'Nummer Eins'? - Gut vorstellbar, denn in Musiker- und Businesskreisen genießt die 1947 in New York geborene Laura Nigro sehr große Anerkennung.

Laura Nyro And Labelle - Gonna Take A Miracle Aktuelles Album
Laura Nyro And Labelle Gonna Take A Miracle
Die 'Lady Marmalade'-Crew singt Arien mit der ersten Goth-Queen.

Nigro ist ein Name aus dem Italienischen, die Großmutter väterlicherseits stammt jedoch aus der Ukraine. In Laura Nyros Familie hat man die Bürgerrechtsbewegung der 1960er frühzeitig auf dem Schirm. Laura ist sich sicher, dass sie unter ihrem Familiennamen, der genauso wie 'Negro' ausgesprochen wird, keinesfalls Konzerte geben will und probiert mit einer ganzen Reihe von Pseudonymen herum, bis sie beim Kunstwort 'Nyro' landet.

Zur Multikulturalität New Yorks gehört, dass sich Lauras erste 'Auftritte' als Kind spontan auf der Straße zusammen mit Kindern puerto-rikanischer Einwandererfamilien ereignen. Carol Lipnik, lokale Singer/Songwriterin, die zu Nyros Zeiten in den gleichen Kreisen verkehrt, bringt ihre Erinnerungen auf den Punkt: "Ihre sonderbaren Akkord-Umkehrungen, ihre Tempowechsel innerhalb kurzer Zeitspannen, um ihre emotionale Tonlage zu treffen, ihre mehrspurigen Harmonien, all das zusammen fing den grob durcheinander gewürfelten Melting-Pot von New York City ein. Besonders, wie es dort bei Nacht war."

Lauras Vater Louis ist Trompeter von Beruf, im Nebenerwerb stimmt er Klaviere. Lauras Mutter Gilda stammt zwar aus einer kunstaffinen Familie und wird wiederum (von ihrem Vater) regelmäßig in die Oper ausgeführt. Eine eigene künstlerische Betätigung war ihr aber verwehrt worden, sie sollte etwas Bodenständiges machen. So arbeitet Gilda als Buchhalterin bei der Vereinigung der amerikanischen Psychoanalytiker. Ihre Tochter hat es besser: Als ihre kleine Laura drei ist, bemerken die Eltern und Großeltern, dass sie oft summt und dabei große Freude verspürt. Sie fördern ihre Musikalität. Und kaum, dass sie lesen gelernt hat, verschlingt sie Gedichtbände. Das ist ja eher selten bei Kindern, die sich sonst in der Schule vor Lyrik meistens gerne drücken würden, doch Lauras erstes Hobby werden Gedichte.

Mit acht Jahren spendiert man ihr, da sie musikalisch zu sein scheint, ein Piano der Marke Steinway. Im Elternhaus läuft viel zeitgenössische Musik von angesagten Amerikaner:innen: Jazz von Miles Davis und John Coltrane, Easy-Listening von Burt Bacharach und Hal David, R&B von Ray Charles, Soul von Curtis Mayfield, Soulpop von Dionne Warwick und Dusty Springfield, Blues und Vocal-Jazz von Nina Simone und die alles vermischende Musik des Iren Van Morrison.

Zu Lauras Soundtrack ihrer Teenie-Jahre zählen außerdem Bob Dylan, Joan Baez und Pete Seeger. Angesichts der bewegten Zeiten - Stichwort Vietnamkrieg und Friedensbewegung - gilt Seeger bei Laura zuhause als enorm wichtige Stimme. Sie wird frühzeitig politisiert. Doch es dauert Jahre, bis sie selbst politische Lieder verfasst.

Auf der musikalischen Seite gibt es aber zudem einen ausgeprägten Klassik-Einfluss. Laura sieht frühzeitig Opernhäuser von innen. Die Familie bringt ihr Debussy nahe, ebenso den Musikprofessor und Orgel-Star Vincent Persichetti, sowie Maurice Ravel, den Schöpfer des "Bolero". All diese vielen Einflüsse färben auf Nyro ab. Wirklich tief ins Herz treffen sie aber der in New York Ende der '50er grassierende Trend Doo-Wop, der aufkommende Motown-Stil und der Chicago-Soul von Curtis Mayfield, Jerry Butler und deren Impressions. Sie umschreibt diese Sounds als ihre "Teenage-Heartbeat-Hits". Ihr eigenes fünftes Album "Gonna Take A Miracle" wird sie genau dieser Musik widmen.

In ihrer jugendlichen Latinos-Peer Group sucht sie in den Wintermonaten U-Bahnhöfe auf. Dort trällert sie vor wartenden Fahrgästen und Passantinnen die Doo-Wop- und Rhythm And Blues-Hits der Stunde. Da sie bereits Gedichte und Gesang ins Herz geschlossen hat, liegt es nahe, dass sie selbst etwas dichtet, das sie singen kann.

Mit 14, so heißt es später in einem Promo-Text, den sie selber dementiert, entsteht ihr erster Song "And When I Die". Darin tauchen Zeilen auf wie "All I ask from living is to have no chains on me", was vom Philosophie-Level her für einen so jungen Menschen überrascht. - "Ich finde, dass Teenager mit einer sehr ursprünglichen Wahrheit des Lebens in Kontakt kommen", kommentiert Laura später geheimnisvoll im Jahr 1989 (da ist sie 42), in einem Gespräch mit dem Sender NPR. "Ich denke, dass es eine 'Volksweisheit' in jedem Song gibt, über die auch viele Teenager verfügen."

Während ihrer High-School-Zeit mitten im Riots-Viertel Harlem - natürlich auf dem Literatur-, Kunst- und Musik-Zweig, entstehen in Nyros introvertiertem Teenie-Lebensstil viele weitere Lieder - genügend für ein ganzes Album. Um es aufzunehmen, unternimmt sie nichts. Ihr Vater schon. Durch seine Arbeit hat er Kontakt zum Chef der Folk-Sparte des Jazz-Labels Verve, Verve Folkways. Ein anderer Mitarbeiter erklärt sich bereit, Lauras Manager zu werden.

Zur Adventszeit 1966 wird mit "More Than A New Discovery" ihr Debüt fertig, sie ist gerade 19 geworden. Die Songs "Wedding Bell Blues", "And When I Die" und "Stoney End" daraus beginnen in kalifornischen Hippie-Kreisen zu zirkulieren. "Blowin' Away" und der "Wedding Bell Blues" landen später bei der Fifth Dimension, die damit (sowie mit dem Musical "Hair") Hits haben. - "Fifth Dimension war süßer Pop", so Laura später in einem Interview mit ihrem Fan Ed Sciaky auf WMMR Radio. "Ich finde, sie brachten gute Vibes in meine Musik rein. Deswegen hatte ich in Bezug auf sie ein gutes Gefühl."

David Geffen, später einflussreicher Gründer des Geffen-Labels (heute Interscope), wird auf Nyros Debüt aufmerksam. Er sieht ihren Auftritt beim Monterey Pop im Juni 1967. Es ist der Prototyp des Rock-Open-Air-Festivals von überregionaler Bedeutung, und wie die anderen Artists erscheint die Songwriterin dort ohne Gage. Insbesondere mit der Zeile "Getting off on sweet cocaine / it feels so good ..." aus ihrem Song "Poverty Train" fängt sie dort die Aufmerksamkeit des Publikums ein. Auch mit LSD experimentiert sie, und sie ist Raucherin.

Geffen traut sich zu, ein guter Agent für sie zu sein, und versucht sie an eine andere Plattenfirma zu vermitteln. Zudem gründet er mit der jungen Laura eine Verlagsfirma für ihre Song-Rechte und Lizenzen. Der Deal der beiden lautet: 50/50. Er kümmert sich um alles Geschäftliche, dafür erhält er die Hälfte der Anteile an allen Gewinnen. Motiviert fädelt er einen Plattenvertrag mit Columbias Chef Clive Davis ein. Columbia ist schon zu dieser Zeit, unter dem Namen CBS, einer der größten Player des Musikmarktes. Hier bleibt Laura bis zu ihrem Tod, als sie mit David Geffen schon gar nichts mehr am Hut hat.

Columbia ermöglicht dem jungen Talent, sich teure und sehr gute Session-Musiker:innen auszusuchen. So findet sich Laura in den Folgejahren mit Harfen-Genie Alice Coltrane und Bluesrock-Ikone Duane Allman im Studio. Man kann auch gar nicht jedem zutrauen, ihre schwierigen, unregelmäßig aufgebauten Arrangements zu spielen.

Begeistert und geflasht reagiert Charlie Calello, als die Künstlerin zu einem Probe-Vorspiel für ihre zweite LP "Eli And The Thirteenth Confession" erscheint. Gesucht wird ein Ko-Produzent, der der Newcomerin mit Erfahrung, technischem Know-how und Kontakten zur Seite steht. Calello kann gar nicht anders, als auf der Stelle zuzusagen. "Sie spielte mir im Studio das ganze Album vor... Und ich war sprachlos. Ich hatte nie zuvor sowas Gutes gehört und auch danach nicht wieder", so Calello im Billboard-Magazin. "Es gab nie eine Scheibe, die von einer Komponistin selbst geschrieben war, wo so stark deren eigene Emotionen und Gefühle zutage traten wie bei ihr."

Manager David Geffen beschreibt auf den Seiten der Konkurrenz-Firma Rhino, sie sei "eine vollendete Künstlerin ... eine Poetin für vergangene und künftige Generationen." - Die beiden Folge-Platten "New York Tendaberry" und "Christmas And The Beads Of Sweat" werden mit der "Eli"-LP gerne als Trilogie betrachtet, weil sie alle jeweils ein Lied mit der Figur der Eli enthalten und zum gleichen Schaffens-Zyklus gehören. Gekennzeichnet ist diese Phase durch Charts-Erfolge Nyros in den Interpretationen anderer, aber auch durchs Aufkommen des Solo-Singer/Songwriter-Typus.

Besonders hoch ist der Stellenwert von Joni Mitchell und Carole King, die zwar durchaus vergleichbare Musik wie Laura Nyro machen, aber damit erheblich mehr Reichweite erzielen. In männlicher Form etabliert sich Jackson Browne, mit dem Laura um 1970 eine (sehr) kurze Liaison eingeht. Geffen, scharf darauf, mit Jackson Browne zu arbeiten, erhofft sich durch den privaten Kontakt einen geschäftlichen, aber dazu kommt es nicht. Statt dessen lebt sich Nyro mit beiden auseinander, und Geffen und Nyro beschließen, ihre Verlagsfirma Tuna Fish für vier Millionen Dollar an CBS zu verkaufen und dann getrennte Wege einzuschlagen.

Mittlerweile werfen etliche Lieder beachtliche Tantiemen ab und ermöglichen Nyro einen 'wohlhabenden' Lebensstil, also auch ein eigenes Haus. Allen voran sorgt Barbra Streisand für die Verbreitung von Nyros Stücken und covert "Stoney End", "Time And Love" und "Hands Off The Man", Charts-Platzierungen inklusive.

Nach dem zauberhaften Album "Gonna Take A Miracle" an der Seite von Labelle heiratet die Sängerin einen Hausmeister, verlässt NYC und zieht mit ihm in ein Haus mit Garten in einer Kleinstadt in Connecticut. Fünf Jahre lang tritt sie nirgends auf. Einen Manager hat sie auch nicht mehr. Weshalb sie sich zurück zog, da weicht sie in Interviews sowohl auf einfühlsame wie auch nachbohrende Fragen noch Jahre später aus. Nur so viel entlockt ihr der Sender WMMR: "Ich fühlte mich nicht so hingezogen zum Musikbiz und allem, was es impliziert. Ich wollte von der Natur umgeben sein und eine andere Seite von mir ausleben. Mit dem Schreiben hörte ich nie auf. Es überraschte mich, dass Leute auf mich einredeten, nicht weg zu gehen."

1976 ist sie schon wieder geschieden und kehrt für eine kurze Etappe mit dem Album "Smile" zurück, ihrem poppigsten. Gleichzeitig enthält es asiatische Instrumentierung, insbesondere mit zwei japanischen Koto-Spielern. Die Künstlerin gibt auch wieder einzelne Auftritte. Von 'Shows' zu sprechen, wäre derweil übertrieben. Eine New Yorker Tageszeitung bemängelt, dass sich die Songstress allzu gerne hinter ihrem Piano vergrabe.

Plattentechnisch zeigt sich inzwischen, dass sie sich ungern wiederholt. Jedem Album übereignet sie eine eigenständige Ästhetik. "Smile" befasst sich als Thema Nummer Eins mit dem plötzlichen Tod ihrer Mutter, die mit 49 einem Tumor in den Eierstöcken erliegt. Des weiteren behandelt die Künstlerin ihren Rückzug ins Familiäre. Unmittelbar nach der Trennung vom Ex hatte sie eine kurze und informelle Liaison angefangen, bei der sie schwanger wurde. Aus Sohn Gil soll später ein Rapper werden. Die Alleinerziehende singt ihn gerne in den Schlaf.

Die nachfolgenden Scheiben "Nested" und "Mother's Spiritual" kreisen um ihre eigene Rolle als Mutter. Im privaten Setting geht sie auf. Neu an ihrer Seite ist die Malerin Maria Desiderio. Sie beschreibt sie als ihren "Soul Mate", lernt sie 1977 kennen. Mitte der '80er wird eine Art lesbische Bindung daraus, so dass Maria, deren bisherige Partnerin Zoe und Laura eine Dreier-Beziehung eingehen.

Social Media gibt es damals noch nicht, Videos dreht Laura keine, immerhin lässt sie für eine der Album-Veröffentlichungen mal Fotos machen. Obschon sie ungerne aus sich heraus geht und sich das zeitlebens bewahrt, fällt ihre schwebende Art auf. Die beauftragte Fotografin Irene Young, die 48 Stunden für die Foto-Sessions mit ihr verbringt, meint, Laura "gleitet mehr durch einen Raum, als dass sie laufen würde."

Mit weiteren langen Abstinenzen zwischen 1977/84 und 1985/88 gerät sie allerdings in Vergessenheit und erzielt bei den jeweiligen Comeback-Alben entsprechend magere Verkaufszahlen unter ihren Möglichkeiten, allerdings reicht es für die Top 200 in den USA. Eine stilistische Wandlung - wie auf jeder LP - wagt sie 1984 und setzt erst- und letztmals Synthesizer ein. Es bedient sie einer der größten Laura-Bewunderer, Todd Rundgren.

An einem Live-Album 1989 hat Columbia kein Interesse und winkt ab, obwohl es zahlreiche unveröffentlichte Songs enthalten soll. Die A&M-Tochterfirma Cypress bringt "Live: At The Bottom Line" jedenfalls im Oktober '89 heraus, so dass man resümieren kann, dass ausnahmslos alle Laura-Alben bei so genannten Major-Konzernen erschienen. Für "Live: At The Bottom Line" hat Laura allerdings die Auflage, in einer US-Promo-Kampagne Interviews zu geben. Hier tritt die massive Schüchternheit der Sängerin in den Vordergrund. Fast jeden Satz beginnt sie mit 'äh', ihre Antworten sind knapp bis abweisend, teils unverständlich und kryptisch. Ähnlich Lana Del Rey in der heutigen Zeit, beweist Laura Nyro, dass nicht jeder, der gut texten und singen kann, automatisch die Disziplin Interview gut meistert.

Neu in den Achtzigern ist das politische Engagement der Umwelt- und Naturschützerin, Feministin und Antirassistin Nyro. Für den Film "Broken Rainbow" über die Ungerechtigkeit gegenüber den Navajo steuert Nyro Musik bei. Die Bevölkerungsgruppe wurde unter aktiver Billigung und Gebiets-Annexion der Regierung aus ihren Levensräumen vertrieben, genannt 'Relokation'; das Phänomen erinnert an Pläne wie etwa 'Deportation' und 'Remigration', die heute in den USA oder bei uns kursieren.

Ende der 1980er wandelt die Songstress ihren Lifestyle. Sie hört auf zu rauchen, wird außerdem Vegetarierin. Der "Lite A Flame (The Animal Rights Song)" ist einer von mehreren Songs Nyros, in denen sie sich für Tiere einsetzt, und erscheint 1993 auf ihrer Platte "Walk The Dog And Light The Light", eine Kritik an Zoos. 1994 nimmt sie "Animal Grace" auf.

"Sie hatte einen ganz anderen Blick auf die Welt als alle anderen. Ich wusste nicht, von welchem Planeten sie war", sagt ihr langjähriger Freund Felix Cavaliere, der ihr 1970er-Album koproduzierte und '76 auf der LP "Nested" in die Tasten griff. "Sie ging völlig anders mit Spiritualität um. Sie war ein Mutter-Erde-Typ", so Cavaliere im Blog Pleasekillme. "Ich möchte nicht das Wort 'Druidin' verwenden, aber bei Laura drehte sich alles um die Natur. Als ich beim Yoga-Guru Swami Satchidananda in die Lehre ging, war sie daran interessiert, ihn auch zu treffen."

Anfang der '90er arbeitet Nyro wieder mit CBS, die ihr die beiden teuren Brecker Brothers als Studiomusiker finanzieren. Mit ihnen hatte sie bereits auf "Smile" (1976) musiziert. Als Percussionistin arbeitet ein Vierteljahrhundert lang mit Unterbrechungen Nydia Mata für sie.

Mitte der '90er erhält Laura inmitten der Arbeiten für eine Folge-Platte die Diagnose Eierstockkrebs. Die Künstlerin sieht kommen, was sie bereits bei ihrer Mutter erlebte und wendet all ihre letzte Kraft während einer erfolglosen Chemotherapie für die Zusammenstellung eines besonderen Best-Of's auf: die Doppel-CD "Stoned Soul Picnic" als persönlich kuratierte Werkschau.

Zwei Monate nach deren Veröffentlichung stirbt die Sängerin im Alter von nur 49 Jahren. Ihre Asche wird einem Ahornbaum in ihrem Garten in Connecticut anvertraut. Die letzten unfertigen Aufnahmen zu rekonstruieren, dauert Jahre. Erst 2001/02 erscheinen zwei Konzertmitschnitte der Jahre 1993/94 (unter dem Titel 'The Loom's Desire") und die letzten Studioarbeiten (unter dem Titel "Angel In The Dark") bei Rounder/Concord auf CD. Um die Restauration kümmert sich eine Dichterin und Freundin Nyros, Eileen Silver Lillywhite. Zugleich setzt eine Welle an Wiederveröffentlichungen von remastered CDs ein. Zeitgleich veröffentlicht Michele Kort die Biographie "Soul Picnic".

In den 2010ern initiiert eine Gruppe von musikalisch aktiven Fans das Musical "Stoned Soul Picnic" über Lauras Leben mit ihren Liedern und mit der New Yorkerin Diane Garisto als Lead-Sängerin und Hauptdarstellerin. Zu dem Projekt wird eine fortdauernde Webseite eingerichtet, die auch sehr informativ ist.

Optisch misslingt die Darstellung Lauras durch ein Double jedoch, dazu war sie zu exzentrisch. Songwriterin Carol Lipnik beschreibt bei Pleasekillme den Nyro-Beatnik-Look: "Gypsy-Madonna in langen spanischen Flamenco-Witwenröcken, mit Gel-Fingernägeln und schwarzem Haar, das sich um ihre kurvig-exotische Taille schlängelte, und den Kopf in emotionaler Ekstase am Klavier nach hinten geworfen."

Auf Facebook formt sich ein Nyro-Fanclub mit gut 10.000 Mitgliedern, dem man allerdings nur in einer geschlossenen Gruppe beitreten kann. Spät wird die Singer/Songwriter-Pionierin auch in die Rock'n'Roll-Hall of Fame aufgenommen. Bette Midler hält als große Verehrerin eine turbulente Rede zur Einführung. Auch die Sängerin Sara Bareilles ist Nyro-Fan und singt bei der Zeremonie "Stoney End", Lauras quasi ersten 'Hit'.

Bette Midler über Laura: "Sie hatte eine sexy Mama-Stimme. Mit Soul in ihrer DNA. Sie saugte alle Musik auf, die ihren Weg kreuzte. In meiner bescheidenen Meinung nahm sie, mit den lieben Kollegen Kenny Gamble, Leon Huff und mit Labelle, eines der besten Cover-Alben der Pop-Geschichte auf. Jede Background-Sängerin, die mir je persönlich begegnete, hatte sie als Vorbild. Und für mich verkörperte sie die Essenz New Yorks. Sie konnte einen Gang zum Supermarkt vertonen und dich glauben machen, sie singe über eine Nacht in der Casbah. Bei ihr fühlte man, was das New York der Sechziger war, und das war damals eine Grube. Sie zeigte uns Ruinen, Verzweiflung und das, worum es in dieser Zeit mehr als alles andere ging: Liebe! Als ich sie das erste Mal traf, servierte sie mir Thunfisch-Sandwich. Zum Vergleich: Bei Bob Dylan bekam ich Eiersalat, von seinen eigenen Hühnern. Laura war ein Ornament. Sie warf einen langen Schatten auf meine Generation Frauen voraus, und ich bitte die jüngeren Frauen, sie sich jetzt anzuhören."

Für ein interessantes Tribute-Album schließen sich 2014 Alison Krauss, Esperanza Spalding, Susan Tedeschi, Ledisi, Rickie Lee Jones, Cellist Yo-Yo Ma und viele weitere unter Regie von Joni Mitchells Ex-Mann Larry Klein zusammen und nehmen "Map To The Treasure: Reimagining Laura Nyro" auf.

Eine 2022 angekündigte Dokumentation mit Nyros rappendem Sohn als Regieassistent lässt auf sich warten. "Ihre Liedtexte berührten und 'galvanisierten' eine Generation von Frauen", würdigt Produzent Ben Waisbren gegenüber dem Magazin Deadline. Zugleich beeindruckte sie natürlich auch Männer, und da dürfte sie eine der wenigen sein, die gleichzeitig Steely Dan und Alice Cooper hinter sich weiß, für den sie eine seiner "meist geschätzten Songautor:innen" ist.

"Eine Musikkarriere war nicht mein Plan", meinte Laura Nyro 1989 in einem Radio-Interview mit Ed Sciaky. "Ich mochte halt Musik. Und versuchte mich daran, Hand ans Songschreiben zu legen. Manchmal kann nur Poesie etwas ausdrücken. In einer tiefer liegenden Sprache, die dann deine Welt auf neue Weise zusammen setzt und Hindernisse durchbricht."

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