laut.de-Kritik

Erfrischender Pop und banale Abzüge aktueller Trends.

Review von

"Cut My Hair": Bei dem Titel denkt der eine oder andere wahrscheinlich erstmal an The Whos "Quadrophenia". Gecovert hat Nadine Vasta aka Luca Vasta den Song glücklicherweise nicht, sondern nur den Namen übernommen und Teile des Refrains den ersten Songzeilen ("Why should I care, if I have to cut my hair?") entlehnt: "Cut my hair, cut my hair, wanna see if I care / When it falls to the floor, will you love me more?". Ende der Gemeinsamkeiten.

Mit Rockopern über Mods hat Vasta offensichtlich nichts am Hut. Stattdessen hüllt ihr Debüt "Alba" Standard-Geschichten vom Erwachsenwerden in ein Gewand aus nach vorne treibendem Elektro-Pop, wie die Vorabsingle "Cut My Hair", und sanften Downtempo-Nummern ("Wicked Games"). Oder anders gesagt: Die Gelegenheits-Viva-Moderatorin strebt danach, als Kreuzung aus Ellie Goulding und Lorde von deren Erfolgen zu profitieren.

Natürlich wundert man sich, ob die Platte ohne diese Chartstürmer genauso klingen würde. Das Ergebnis klingt allerdings ziemlich catchy und gar nicht mal schlecht gemacht. Hochwertige Unterstützung erhielt die Damen aus Nordrhein-Westfalen nämlich von Daniel Schaub, der unter anderem für Lena Meyer-Landrut und Casper komponierte und spielte, und Olaf Opal, der, bevor er Bands wie Juli oder die Sportfreunde Stiller produzierte, auch für The Notwist tätig war.

Während bei "Cut My Hair" nach ein paar Hördurchgängen starke Abnutzungserscheinungen auftreten – nicht zuletzt wegen der platten Lyrics – bietet "Alba" eine Auswahl an fesselnden Pop-Momenten, die meist dann zustande wirken, wenn Luca Vastas ausdrucksstarke Stimme im Zentrum steht.

Besonders gut zur Geltung kommt diese, wenn sie, begleitet von düsteren Beats, in "Black Tears, White Lies" zwischen Verzweiflung und Euphorie schwankt. Die Ballade "Dear Alba" präsentiert sich als elektronisch versetztes Pedant zu den bezaubernderen Momenten Birdys. In "Heartbeat" groovt Luca Vasta lässig über dramatische Chöre und Handclaps.

Vieles wirkt aber leider auch sehr beliebig: "Golden Sea" oder "Sometimes You're Right" sind zwei vorschriftsmäßige Pop-Songs, mehr aber auch nicht. Ähnliches gilt für die Piano-Ballade "Take The Gun", die mit säuselig gehauchten Lyrics viel zu offensichtlich auf die Tränendrüse abzielt. Das an sich vielversprechend lospolternde "#imperial (I Don't Wanna Dance)" disqualifiziert sich nicht nur wegen des Hashtags im Titel, sondern erst richtig, wenn der Möchtegern-laszive Refrain startet: "What I'll do / Kissing you on the cheek / It's because you're supersweet".

So hält sich auf "Alba" die Waage zwischen erfrischendem, nett ausgearbeitetem Elektro-Pop und banalen Abzügen aktueller Trends. Im Auge behalten kann man Luca Vasta mal, mit Viva im Rücken wird sie sicher ihre Bühne finden. Wie lange sie sich dort halten kann, bleibt allerdings die spannende Frage, die womöglich erst ein zweites Album beantworten wird.

Trackliste

  1. 1. Angel Heart (Prelude)
  2. 2. Black Tears, White Lies
  3. 3. Golden Sea
  4. 4. Take The Gun
  5. 5. Heartbeat
  6. 6. Dear Alba
  7. 7. #Imperial (I Don't Wanna Dance)
  8. 8. Sometimes You're Right
  9. 9. Travel Safe
  10. 10. Cut My Hair
  11. 11. Wicked Games

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