laut.de-Kritik
Schmeichelt sich ohne Umwege ins Zentrum der Lebensenergie!
Review von Kai KoppWas schreibt man über ein Album, in das man sich unsterblich verliebt hat? Was schreibt man über Musik, die ohne den lästigen Umweg des kognitiven Erfassens, direkt im Herz der Hörerers landet? Und was schreibt man, wenn dieses intuitive Erfassen einfach nur die Seele wärmt, ohne dass der Verstand dafür Worte oder gar rationale Erklärungen findet?
Vielleicht, dass es sich bei der Interpretin um die wichtigste Stimme der Kapverden handelt, die auf gleicher Augenhöhe mit Cesaria Evora, der bis anhin bedeutendsten Repräsentantin kapverdischer Musik, agiert. 2005 erobert Lura mit ihrem dritten Album "Di Korpu Ku Alma" die Spitze der dortigen Charts und ist in Großbritannien für die BBC World Music Awards nominiert. Bereits zwei Jahre zuvor begeistert sich Cesaria Evora derart für ihre Kollegin, dass sie sie auf eine gemeinsame Tournee einlädt. Seit diesem Ereignis kennt Luras Bekanntheitskurve nur eine Richtung: Norden.
Vielleicht, dass Lura mit ihrer Mischung aus kreolischem Traditionsbewusstsein, afrikanischen Tanz-Rhythmen und mediterranen Melodien haargenau den Hörnerv europäischer Weltmusik-Sympathisanten trifft? 13 Songs präsentiert sie auf "M'Bem Di Fora" ("Ich komme von weit her"). Alle selbst komponiert. Alle höchst elegant, stilvoll und beseelt. Basierend auf alten kapverdischen Tänzen und Rhythmen kreiert sie eine Musik, die "uns mit Gründen zum Leben versorgt", wie ein portugiesischer Musikkritiker zu berichten weiß. Und damit übertreibt er keineswegs. Angereichert mit sanften Flamenco-, Brasil- und Pop-Einflüssen schmeichelt sich Luras Repertoire ohne Umwege ins Zentrum der Lebensenergie.
Vielleicht ist es aber auch einfach ein müßiges Unterfangen, die Schönheit ihrer Musik in Worte zu packen. Denn vielleicht ist es einfach so, wie Mari Boine es einmal formulierte: "Musik kann in einem Saiten zum Klingen bringen, von denen man vorher nicht einmal wusste, dass man sie überhaupt besitzt. Musik kann einen in Stimmungen versetzen, die man nicht in Worte fassen kann. Stimmungen, die einen im Kern berühren, die eine Art von Urinstinkt ansprechen und einen in einen Trance-ähnlichen Zustand versetzen. Musik kann verwirren, aber sie kann auch einfach glücklich machen, aufmuntern oder bereichern. Und vielleicht sogar komplettieren". So ist es!
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