laut.de-Biographie
Magnapop
Viele Bands wünschen sich solch einen Karrierestart, da er schlicht und ergreifend die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit fordert: ein etablierter Künstler bietet sich als Förderer an. So geschehen im Falle Magnapops, einem Quartett aus Atlanta/Georgia, deren Demos 1991 einem gewissen Michael Stipe in die Hände fallen, der um heimatliche Nachwuchsförderung selten einen Bogen macht.
Stipe produziert einige Songs des selbstbetitelten Debütalbums, das im gleichen Jahr erscheint. Die Band, bestehend aus Linda Hopper (voc), Ruthie Morris (guit), Shannon Mulvaney (bass) und David McNair (drums), versteht sich auf in die Zeit passenden, melodischen Pop-Punk, der kurze Zeit später die Breeders an die Chartsspitze bringt. Gitarristin Morris zog zwei Jahre zuvor von Florida nach Atlanta, wo sie in Sängerin Hopper eine Gleichgesinnte trifft, die ihre bisherigen Banderfahrungen als nicht sonderlich befriedigend empfand (obwohl sie sogar mit Michael Stipes Schwester Linda musizierte, die wohl auch beim Karrierestart ihre Finger im Spiel hatte). Mit Mulvaney und McNair entstehen bald erste Songs, und als die Debütsingle "Merry" erscheint, hat man sich auch endlich auf einen Bandnamen geeinigt.
Neben Stipe kommen kurioserweise auch zwei holländische Journalisten an das Demo, die die Band prompt auf ein Festival nach Rotterdam einladen, wo Magnapop schließlich neben Dinosaur Jr. und Nirvana auftreten. Drei Jahre später erscheint "Hot Boxing", für das die Band Produzent Bob Mould verpflichtet. "Er förderte definitiv unseren Gemeinschaftssinn", urteilt Linda damals über die Arbeit der Hüsker Dü-Legende, "auf eine Art war er ein friedensstiftender Überwacher." Das musikalische Ergebnis klingt denn auch zielstrebiger und weniger roh als noch beim Debüt. Trotz der mit Airplay verwöhnten Single "Slowly, Slowly" bleibt ihnen der große Erfolg versagt. Immerhin darf sich das Quartett rühmen, Künstler wie Juliana Hatfield inspiriert zu haben. In Europa spielen Magnapop gemeinsam mit den Lemonheads und Sugar.
Mit "Rubbing Doesn't Help" veröffentlichen Magnapop 1996 ihr drittes Album, am Schlagzeug sitzt mittlerweile der gefragte Sessiondrummer Josh Freese (A Perfect Circle, Guns N' Roses, Social Distortion), während der alte Punkhaudegen Geza X, der schon die Dead Kennedys und die Germs im Proberaum traf, als Produzent fungiert. Doch selbst diese kleine Starbesetzung verhilft dem Rock-Vierer nicht zum Durchbruch, weswegen es nach der anschließenden Tournee lange ruhig um die Band wird.
Aus welchen Ruinen Magnapop 2005 urplötzlich auferstehen, bleibt ebenso im Dunkeln wie die Gründe hierfür. Tatsache ist, dass Morris und Hopper mit neuer Rhythmusfraktion (Basser Scott Rowe und Drummer Chad Williams) und dem neuen Album "Mouthfeel" auf dem Hamburger Label Devil Duck zurück kehren und dabei wieder exakt so klingen, wie man sie in Erinnerung hat (wer auch immer das für sich behaupten kann). Prägnante, so gut wie nie die Drei-Minuten-Grenze überschreitende Punk-Popsongs, dominieren nach wie vor das Klangkostüm der Amis, das felsenfest in den frühen 90ern verwurzelt ist. Im Herbst folgt eine Deutschlandtour.
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