Porträt

laut.de-Biographie

Manchester Orchestra

Aufgewachsen in Atlantas Randbezirken, fühlt sich Sänger und Gitarrist Andy Hull eingeengt vom Trott der Vorstadt: speziell die Schule nervt, Frustration staut sich auf. Hull zieht sich zurück, konzentriert sich ganz auf die Musik, mit der er seine Gefühle zu verarbeiten sucht.

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2004 entsteht so die erste LP, aufgenommen im heimischen Kinderzimmer. Ein Jahr später fällt der Startschuss zur eigenen Band. Jonathan Corley (Bass), Jeremiah Edmond (Schlagzeug), Chris Freeman (Keyboard) und Robert McDowell (Gitarre) komplettieren das Line-Up. Auf Wunsch Hulls benennt sich die Formation nach der britischen Industriestadt Manchester, Manchester Orchestra. Inspiration findet das Quintett bei Weezer, Nirvana oder den Foo Fighters.

Für das erste gemeinsame Album "Nobody Sings Anymore" engagieren sie Produzent Joe Chicarrelli (The Shins, My Morning Jacket, The Raconteurs), dennoch bleibt die Platte unveröffentlicht, da sich die Gruppe musikalisch stark verändert. Einige der Songs erscheinen daraufhin auf der 2005er EP "You Brainstorm, I Brainstorm But Brilliance Needs A Good Editor". Im Folgejahr releasen die Amerikaner das Alternative-Debüt "I'm Like A Virgin Losing A Child". Das stößt auf positive Resonanz der US-Presse, kommt hierzulande jedoch nicht in den Verkauf.

Für Album Nummer zwei engagieren die Amis abermals Produzent Chicarrelli. Der Rolling Stone lobt: "unglaublich weiter Spielraum und reich an Ideen, während lyrisch eher die kleinen Momente der Selbstoffenbarung im Vordergrund stehen". Hull selbst bezeichnet es schlicht als "'Pinkerton' auf Steroiden", singt über persönliche Konflikte, Wut und Verwirrung. Wer auf orchestrale Geigen oder Klarinetten hofft, wird dagegen enttäuscht. Bei Manchester Orchestra geben die Gitarren den Ton an.

Zwei weitere Alben ("Simple Math", "Cope") und diverse begeisternde Tourneen später stehen die beiden Bandaushängeschilder Andy Hull und Robert McDowell im April 2016 vor ihrer bis dato größten künstlerischen Herausforderung: "Das Regie-Duo The Daniels kam auf uns zu und fragte, ob wir nicht Lust hätten, einen Soundtrack aufzunehmen. Allerdings ohne Instrumente", erinnert sich Hull. Drei Monate später klatschen beide zufrieden ab. Nur mit ihren Stimmen verleihen sie dem Score zum Film "Swiss Army Man" eine einzigartige Note.

Euphorisiert vom Score-Schaffen, stürzen sich Hull und McDowell kurze Zeit später erneut in die Arbeit. Diesmal geht es aber zurück zur Band: "Wir hatten plötzlich so viele Songideen für ein neues Album. Das mussten wir ausnutzen", sagt McDowell.

Manchester Orchestra - The Valley Of Vision
Manchester Orchestra The Valley Of Vision
Die US-Amerikaner erschöpfen sich in großen Gesten.
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Ein knappes Jahr später veröffentlichen Manchester Orchestra ihr fünftes Studioalbum "A Black Mile To The Surface", ein Album, das mit der nahezu perfekten Melange aus Rock, Pop und Folk beeindruckt: "Erstmals in unserer Band-Karriere haben wir Songs übers Glücklichsein geschrieben. Das war ungewohnt. Aber es fühlt sich gut an. Sogar richtig gut."

2018 veröffentlicht die Band ein Cover von The Avett Brothers' "No Hard Feelings". Im Juni des selben Jahres erscheint die Single "I Know How To Speak", die noch von den "A Black Mile To The Surface"-Sessions stammt.

Danach widmen sich die US-Amerikaner deutlich düsteren Tönen. Auf "The Million Masks Of God" verarbeitet Robert McDowell den Tod seines Vaters. "Er war Musiker und der größte Fan der Formation", erzählt er im Vorfeld der Veröffentlichung und fügt weiter an: "Für mich geht es in der Geschichte des Albums nicht nur um den Tod der Figur, sondern um das Dasein." "The Million Masks Of God" erscheint Mitte 2021 und zeigt eine Band, die sich trotz aller nachdenklichen Töne ihre Ecken und Kanten bewahrt hat.

Danach arbeitet die Band Songideen aus, die sie während den Arbeiten zum Vorgänger noch nicht ausformuliert hatte. Dabei verzichten Manchester Orchestra in Abkehr von ihrer überwiegend gitarrenlastigen Vergangenheit fast vollständig auf altbekannte Instrumente und machen stattdessen von simplen Piano-Leads und flirrenden Atmosphären Gebrauch. Die Tracks bündeln sie 2023 zur EP "The Valley Of Vision", benannt nach dem gleichnamigen Buch aus dem Jahre 1975, das verschiedene puritanische Gebete enthält. Begleitet werden die Stücke von einem Film, der im 180-Grad-3D-Realität-Format daherkommt und den Isaac Deitz während einer einjährigen Reise durch die US-amerikanische Natur gedreht hat. Dabei bringen die Bilder die großen, ambivalenten Themen des Kurzformates wie Leben und Sterben, Veränderung und Entwicklung, Vergebung und Loslassen visuell zum Ausdruck.

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