laut.de-Kritik
Der Pearl Jam-Drummer legt sein erstes Soloalbum vor.
Review von Olaf SchmidtLangeweile kommt bei Matt Cameron nicht auf. Trommelt der Mann nicht gerade für Pearl Jam oder die nun wahrscheinlich endgültig verblichenen Soundgarden, hält er sich mit unzähligen Nebenprojekten und Gastspielen bei Laune. Was in der Kollektion bisher noch fehlte? Ein Album mit seinem eigenen Namen auf dem Cover. Dieses erschien nun dieser Tage unspektakulär und ohne großes Brimborium.
Neun Lieder in unter einer halben Stunde, das ist nicht gerade viel und lässt an der Notwendigkeit dieser Veröffentlichung erst mal zweifeln. Zumal Cameron einige dieser Nummern auch ohne Probleme bei Pearl Jam hätte unterbringen können. Denn stilistisch steht der Mann fest auf dem Boden des amerikanischen Alternative Rocks, um nicht gleich das böse G-Wort in den Raum zu werfen. Cameron tendiert dabei zur eher softeren Ausrichtung, richtig krachendes Material sucht man auf seinem Debüt vergeblich.
Der Opener "Time Can't Wait" hätte problemlos auf eine Pearl-Jam-Platte gepasst und sich dort eingeordnet, ohne weiter aufzufallen. Gleiches gilt für die Schlussnummer "Unnecessary". Das Adjektiv solide drängt sich auf - und beschreibt gleichzeitig das komplette Album. "Cavedweller" läuft ohne Ausfälle durch, tut niemandem weh, weckt andererseits aber niemanden aus dem Nachmittagsschläfchen auf.
Auch, wenn einige andere Musiker im Studio mitmachen durften, ist das Album durch und durch Camerons Baby. Angefangen beim Songwriting, über die Produktion bis hin zum Einspielen der meisten Instrumente - die Kontrolle liegt allein beim Pearl-Jam-Drummer. Für sieben der neun Stücke gibt Cameron die Schlagzeugstöcke an Mark Giuliana ab, seines Zeichens hauptsächlich im Jazz zu Hause. Der erledigt seinen Job natürlich souverän und wird mit zwei Codas belohnt, die er alleine bestreitet. Alain Johannes, der stets umtriebige Gitarrist, hilft bei einigen Songs aus, ebenso Sessionbassist Tim Lefebvre.
Am interessantesten geraten Matt Cameron die Stücke, die etwas von der gewählten Rock-Mitte abweichen. "Blind" verbreitet eine entspannte Stimmung und staffiert sich mit allerhand kleinen Handtrommeln aus, bevor im hinteren Teil ein paar Keyboards für Atmosphäre sorgen. In "Into The Fire" verzichtet Cameron ganz auf Gesang und bastelt ein jazzig angehauchtes Instrumentalstück zusammen. Die ungewöhnlichen Synthesizer-Basslinien von "Real And Imagined" lenken den Hörer kurz vor Ende noch auf eine falsche Fährte, bevor der Song ins gewohnte Fahrwasser einbiegt. Davon mehr wäre, nun ja, auch mehr gewesen.
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