laut.de-Kritik
Diverse Genres und Kulturen fügen sich zu einem Ganzen.
Review von Dani Fromm"Shake ya limbs to da rhythms, hymns and poems." Gleich mit ihrer allerersten Zeile umreißen Mattafix prägnant die Erwartungen, die sie an sich und an ihr Publikum stellen. Mehr als 30 Länder haben die beiden Herren aus London seit ihrem Hit "Big City Life" und dem zugehörigen Album bereist. Unterwegs sammelte man Eindrücke, Erkenntnisse und musikalische Versatzstücke: Diese Souvenirs liefern die Ideen, aus denen sich des Duos zweiter Streich speist.
Eine bunte Kollektion von Reiseandenken schreit geradezu danach, gebührend bewundert zu werden. "Shake ya limbs" lautet die recht unverblümte Forderung, angesichts der Mitbringsel doch bitte aus sich heraus und dann ordentlich abzugehen. Zwischen den Zeilen schwingt natürlich noch eine andere Erwartung mit. Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen: Mattafix treibt, spürbarer als manch anderen Act, der Wunsch, dass man ihnen zuhört, dass sie verstanden, ihre Grooves gefühlt werden. Um dies zu erreichen, haben sie "rhythms, hymns and poems" im Gepäck.
"Auf Tour hatten wir die Gelegenheit zu sehen, wie Rhythmen die Menschen beeinflussen", so Marlon Roudette. "Der Sound beginnt, sich auf eine andere Art und Weise zu entfalten." Nicht von ungefähr landen Rhythmen an erster Stelle der kleinen Aufzählung: Der Schwerpunkt verlagert sich durchgehend auf die rhythmische Ausgestaltung. Dies schafft eine gemeinsame Basis, um die vielen verschiedenen Elemente aus ganz unterschiedlichen Genres und Kulturen sinnvoll darauf zu arrangieren.
So verbreitet der dunkel kriechende Puls im einleitenden "Skake Your Limbs" hypnotische Vibes. E-Gitarrenriffs und ein markanter Bass flankieren den schnurgeraden Rhythmus in "Got To Lose". Ob repetitives synthetisches Gerüst ("Stranger Forever"), ob mit auf Gitarrensaiten quietschenden Fingern hörbar Handgemachtes ("Angel"), ob eingängiger Reggaegroove ("Freeman") oder melancholische Ballade ("In My Life"): Jeder Song verfügt über einen hör- wie spürbaren Herzschlag. "Rhythms" hätten wir also zur Genüge.
Wie sieht's aus mit "hymns"? Hymnen erfüllen eine repräsentative Funktion. Dafür braucht es neben einem Minimum an künstlerischem Anspruch eine gewisse Eingängigkeit und hohen Wiedererkennungswert. Kein Problem für Mattafix. Zwar mangelt es dem ein oder anderen Track (wie im Fall "Things Have Changed" zu beklagen) an Entwicklung, doch dafür entschädigen weit mehr Nummern gerade mit dem Gegenteil: "Living Darfur" beispielsweise wird mit seinem Verlauf ständig reichhaltiger. Wie bei einer Demonstration, der sich mehr und mehr Menschen anschließen, formieren sich immer neue Schichten, Stimmen, Tonlagen zu einem immer komplexeren Ganzen.
In "Stranger Forever" unterbricht ein Intermezzo, in dem sich Streicher, Gitarre sowie die zuvor lediglich akzentuierend wirkenden Backgroundchöre ausbreiten dürfen, bevor der Rhythmus wieder das Ruder übernimmt. An anderen Stellen variiert ein zwischendurch eingestreuter getoasteter oder gerappter Part großzügig bemessene fluffige Poppigkeit und lässt die betreffende Nummer urplötzlich in einem ganz neuen Licht erstrahlen. Unglaublich simpel und gerade deswegen so hartnäckig bohrt sich die Hookline aus "Living Darfur" ins Gedächtnis. Hier von einer Hymne zu sprechen: mit Sicherheit nicht aus der Luft gegriffen.
Marlon Roudettes Stimme: Geschmacksache. Während sie mir auf Albumlänge eine Spur zu hoch, zu blass und zu nahe an Jimmy Somerville erscheint, mögen genau diese Eigenschaften für den Nächsten den besonderen Reiz ausmachen: Charakteristisch gerät der Gesang allemal, wenngleich ich für meinen Teil liebend gern etwas weniger Roudette, dafür eine Spur mehr von Südafrikas Kwaito-Star Zola gehört hätte, der leider nur auf zwei Tracks mit von der Partie ist.
Bleiben die "poems": Die doch recht dürre textliche Ausgestaltung bildet in meinen Augen einen der wenigen Kritikpunkte. Möglicherweise habe ich, um derart übersichtliche, sparsame Zeilen und Storytelling-Ansätze, die letztlich doch nicht auf den Punkt kommen ("Freeman") angemessen zu würdigen, schlicht zu viel Hip Hop gehört: Mir fehlen Geschichten. Ich vermisse Wortgewalt, Wortwitz und Wortspielereien. Ach, vielleicht vermisse ich einfach ein paar mehr Worte. Auch das mögen Andere anders sehen. So oder so: Die Titelvorgabe "Rhythm And Hymns" erfüllen Mattafix allemal.
8 Kommentare
Zitat («
Mehr als 30 Länder haben die beiden Herren aus London seit ihrem Hit "Big City Light" »):
danke.
sehr smoothes album. super zum durchhören (obwohl die süßliche stimme manchmal zu süßlich ist).
[scorpions singmodus an] "Big City, Big City Nights"[/singmodus]
sehr geiles album ,finde ich !!!!!
im vergleich zum vorgänger reaggealastiger und meiner ansicht nach fetziger ,naja mattafix und fetzig .... ^^ die stimme ist sehr hell und geht einem nen bischen auf den sack ,stimmt. deswegen finde ich die rapparts und hooks in patois mit dunkler stimme umso auflockernder... insgesamt GUT !
Da sind zwei gute Starter auf dem Album. Danach wird es aber fad. Nicht dass die Songs schlecht wären, es klingt einfach eintönig und es hebt sich kein Song mehr heraus. Deshalb nur Mittelmaß.