laut.de-Kritik
Entdeckt den Swing in bekannten Dance-Hits.
Review von Gregory Britsch"Modern Rhapsodies" ist das erste rein akustische, mit dem Klavier eingespielte Album auf dem Techno-Label F Communications von Laurent Garnier. Es enthält Interpretationen des Pianisten Maxence Cyrin von bekannten Dance-Hits und Klassikern elektronischer Musik, die im Zeitraum zwischen 1987 und 2000 entstanden.
Darunter Gustos "Discos Revenge", "Don't You Want Me" von Felix, Aphex Twins "Windowlicker" oder "L.F.O." der Warp-Urgesteine LFO. Stücke also, zu denen man einst selbst im Club ausgelassen gefeiert hat.
Die Leistung des Franzosen mit eigener Rave-Vergangenheit besteht vor allem darin, dass er die Vorlagen nach Gehör nachspielt, da meist keinerlei Partituren existieren. Dass Cyrins freie Interpretationen mit den Originalen nicht ganz Schritt halten, versteht sich eigentlich von selbst. Die Möglichkeiten eines Klaviers sind selbstredend begrenzt im Vergleich zu den technischen Gerätschaften und Hilfsmitteln, die den Urhebern im Studio zur Verfügung standen.
Dennoch hat das Album durchaus Reizvolles zu bieten. Denn Cyrin bringt sein Anliegen mit kompakten Stücken in vergleichsweise kurzer Spielzeit auf den Punkt. Sein Ansatz einer Hommage kommt ohne ausschweifende Soli und Improvisationen aus. Wozu auch, mehr würde dem Ganzen wohl eher schaden als nutzen.
Cyrin vereint dabei mit seinem behände vorgetragenen Spiel gleichermaßen Dramatik mit Intensität. Wie etwa bei Rolandos "Jaguar", bei dem er nebenbei mit Verve das Fußpedal seines Flügels tritt und so die gerade Bassdrum der Ursprungsversion gelungen nachempfindet.
"Modern Rhapsodies" symbolisiert zugleich ein eindruckvolles Zusammenspiel aus Rhythmik und Energie, trotz der durch das Klavier bedingten Reduziertheit. Und überrascht zudem mit seiner Vielfalt an Melodien. Cyrins Virtuosität bringt gerade in der ersten Hälfte des Albums einen charakteristischen Swing zum Vorschein, der ansteckend wirkt. Wenngleich dieser über die Dauer leider ein wenig flöten geht.
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