laut.de-Kritik
Eine Mixtur aus Alkohol, gerissenen Saiten und losgelassenem Wahnsinn.
Review von Philipp SchiedelSeit Jahr und Tag beweist Steve Albini, der Produzenten-Guru aller Gitarrenbands, ein feines Näschen für innovative Rockmusik. Auch bei Mclusky hat ihn sein Gespür wieder auf eine exzellente Fährte geführt und wie immer pocht er auch bei diesem Job auf einen Sound fernab aller kommerziellen Vermarktungsmöglichkeiten.
Das Trio aus Cardiff hat die Ohren bei alten krachigen Indie-Legenden aus den 80ern, wie Sonic Youth oder Fugazi, aufmerksam gespitzt. Vor allem die Einflüsse von Albinis eigener Band Shellac sind unüberhörbar: Gain nach rechts drehen, so viel Schimpfwörter wie möglich im Text verwurschteln und los rocken.
Das endet dann in heillosem und völlig beabsichtigtem Krach, der anfangs kaum länger als drei Songs auszuhalten ist. McLusky klingen wie eine Mixtur aus Alkohol, gerissenen Saiten und losgelassenem Wahnsinn. "To Hell With Good Intentions" ist durchaus als Motto zu verstehen.
Unter der verschrobenen Hülle des Chaos entdeckt man erst nach einiger Zeit die Melodiebögen. Ist der Klick mal da, klickt der aber richtig. Andy Falkous schreit bzw. singt wie eine Mischung aus Johnny Rotten in seinen besten Zeiten und Thurston Moore bei "Teenage Riot", und hüstelt sich räuspernd durch Kracher wie "Alan Is A Cowboy Killer" oder "Clique Application Form".
Was die drei Waliser an kaputt überdrehter Gitarrenarbeit (die aber glücklicherweise auch ihre ruhigen Seiten kennt) abwickeln, wäre Ende der 80er auf Sub Pop zwar nicht sonderlich aufgefallen, entwickelt heutzutage aber durch seine dreckige Retro-Moderne wieder eine freudige Überraschung, die an Zeiten mit Lederjacken und Löcher in den Jeans erinnert. So gelungener Experimental Rock, mit gestapelten Haudrauf-Johnny Rotten-Einflüssen, der in knappen 36 Minuten urplötzlich Hits wie "What We've Learned" raushaut ist für jedem gealterten Slacker ein guter Grund, seine Plattensammlung mal wieder mit Neuem zu bestücken.
Albini liefert zudem eine herrlich abgefuckte Produktion, die aber nicht mit ihrer nötigen Klarheit geizt. Der Sound wird einem regelrecht mit voller Wucht ins Gesicht geschmissen. "The World Loves Us And Is Our Bitch" heißt es in einem Song. Junge, Junge, ich würde mich für Mcluksy geradezu prostituieren. Fuck this Band!
Noch keine Kommentare