laut.de-Biographie
Menderes
"Ich bin ja erstmal dadurch bekannt geworden, dass ich gescheitert bin." An Menderes' Prominenz hängt ein übergroßes Preisschild. Über zwei Jahrzehnte ließ er sich bei "Deutschland sucht den Superstar" von Chefjuror Dieter Bohlen vorführen. Dieser kritisierte seine "Eunuchenstimme" und schmähte ihn als "Superscheiße". Wenn er singe, klinge es wie "auf einem anatolischen Ziegenmarkt". Quasimodo bewerbe sich doch auch nicht bei einer Modelshow. "Du kannst nicht singen, du wirst nie singen können, du bist scheiße. Ich will dich eigentlich hier nie wiedersehen."
Menderes Bagci wird im November 1984 im Langenfeld geboren. Mit vier Jahren zieht er nach der Scheidung seiner Eltern zu seiner Mutter ins oberfränkische Pegnitz. Im Alter von zehn Jahren zieht er zurück zu seinem Vater. So habe es "das Gericht entschieden", erzählt er später ohne genauere Details dem Rollingplanet. Das Verhältnis zu seinen Eltern beschreit er als schwierig. In seiner Jugend habe er sich "nicht besonders wohl gefühlt". "Trotzdem war ich sehr ehrgeizig, sportbegeistert und habe auch andere gern motiviert." Nach seinem Realschulabschluss lässt er sich zum Tankwart ausbilden.
Als der 17-Jährige im Herbst 2002 Zeitschriften in einer Solinger Esso-Tankstelle sortiert, fällt aus einem Magazin der Anmeldebogen zur ersten Staffel "Deutschland sucht den Superstar" zu Boden. Er singt mit "I Can't Let U Go" von Usher vor - und scheitert bereits an der Vorjury. Ein Jahr später probiert er es mit "Don't Walk Away" seines Idols Michael Jackson mit gleichem Ergebnis erneut. Zumindest landet er in einer "Top 10 der lustigsten Kandidaten" auf RTL. "Da war ich sehr unerfahren und naiv", erzählt Menderes später NTV, "Aber ich bin optimistisch an die Sache rangegangen."
In der dritten Staffel steht er endlich vor Dieter Bohlen. "Das war super - Superscheiße", kommentiert der Juror seinen Versuch, Ushers "U Remind Me" darzubieten. Nach Michael Jacksons "Bad" in der vierten Runde zählt ihn der Modern-Talking-Sänger zu den "Top 5 der schlechtesten Leute", die er je gesehen habe. Dennoch erhält Menderes die Chance in einer Finalsendung außer Konkurrenz mit "Beat It" aufzutreten. Seine Rolle als Witzfigur bleibt davon unberührt. Er scheitert mit "I Believe I Can Fly" von R. Kelly, "Gallery" von Mario Vazquez und "I Just Called To Say I Love You" von Stevie Wonder.
In kleinen Schritten treten aber auch Erfolge ein. Pseudo-Dokus wie "Mitten im Leben" und "Mieten, kaufen, wohnen" laden Menderes ebenso ein wie Diskotheken oder private Hochzeitsfeiern. Ab 2010 tummelt er sich mit Partyschlager am Ballermann. Mit "Fresh" von Kool & The Gang gelingt ihm erstmals der Sprung in den "Recall" von DSDS, um gleich wieder auszusteigen. Das Kunststück wiederholt er ein Jahr später mit "Oh Pretty Woman" von Roy Orbison. In der zehnten Staffel prallt er mit "You Are Not Alone" erneut an Bohlen ab. Statt Fernsehauftritten veröffentlicht er seine ersten Solosingles.
Dank Chris Browns "With You" landet er 2014 im Auslandsrecall in Havanna, wo er als Teil der Top 33 erst kurz vor den Live-Shows ausscheidet. In der zwölften Staffel schicken ihn Bohlen, DJ Antoine, Mandy Capristo und Heino zum vierten Mal in den Recall. Zumindest als Gewinnspielansager bleibt Menderes nach seinem Aus der Castingshow erhalten. 2016 wagt sich Menderes mit "Pures Gold" von Norman Langen an Schlager. Er scheitert an der Jury, darf aber im Finale seinen eigenen Song "Music Is My Life" singen. Parallel dazu veröffentlicht er seine erste deutschsprachige Single "Mittendrin".
Sein Leitspruch "Never give up" begleitet ihn 2016 durch seine Teilnahme bei "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!". Menderes sammelt Sympathien, berichtet von Beschwerden mit der Autoimmunerkrankung Colitis ulcerosa und überzeugt zwischen Schlagersängern wie Gunter Gabriel und Jürgen Milski mit einem sensiblen Auftritt. Sein Vater sei bereits verstorben, berichtet er am Lagerfeuer, seine Mutter wisse nichts von seiner Teilnahme. Als die Camper die obligatorischen Briefe von Angehörigen erhalten, schreibt ihm sein Manager. Am Ende geht er als "Dschungelkönig" hervor.
Es sei "der Sieg des sanften Monchichi-Wesens über die kraftmeierische Kasallahaftigkeit", kommentiert Edelfeder Anja Rützel den Erfolg. Seine Krönung folge "der vermeintlich paradoxen Logik, die das Dschungelcamp in seinen besten Momenten vom Promi-Zoo zum moralischen Kammerspielchen" erhebe. Im Moment des Triumphs baut ihm Moderatorin Sonja Zietlow eine Brücke zum Ausstieg aus dem unwürdigen Castingformat: "Wirst du nochmal zu DSDS gehen - oder muss DSDS jetzt zu dir gehen?" Doch Menderes lässt die Chance verstreichen: "Nee, ich werde auf alle Fälle immer hingehen."
2017 tritt Menderes mit "Can't Stop The Feeling!" von Justin Timberlake vor die Jury. Er sei mittlerweile "ausgeschlafener", befindet Bohlen und schickt ihn nach Absprache mit seinen Kollegen Shirin David, Michelle und H.P. Baxxter in den Auslandsrecall nach Dubai. Erneut scheidet er aus. Ein Jahr später reißt der nimmermüde Sänger die Altersgrenze des RTL-Formats. Dennoch darf er in einer Live-Show außer Konkurrenz ein Medley singen. Seinen Lieblingsjuror bezeichnet er dort als einen besonderen Menschen. Der Gepriesene bedankt sich, indem er ihn als "Dösbaddel" schmäht.
Menderes konzentriert sich verstärkt auf eine musikalische Laufbahn abseits von Castingshows. Mit "Schakalaka Eyo", "Wir Feiern Den Sommer", "Auf Meinem Planeten", "Wir Fliegen In Den Süden", "Nano (Vom Planeten X)" und "Was Ist Schon Normal?" erscheinen einige Singles. Zudem tritt ein Förder auf den Plan. Ab 2019 tritt er im Umfeld von Jan Böhmermann in Erscheinung. Er singt "Candle In The Wind", tritt in einer Halftime-Show als deutsches Pendant zu Rihanna auf, fordert die Enteignung von Facebook oder arbeitet sich mit dem Team des "ZDF Magazin Royale" am Springer-Verlag ab.
2021 hat RTL genug von Dieter Bohlen. DSDS brauche "frische Impulse". Zum Finale soll Menderes ihn mit weiteren früheren Kandidaten mit "We Have A Dream" verabschieden. Als der ewige Juror absagt, wendet sich sein Bewunderer an die Bild: "Ich würde mich freuen, wenn RTL mich eventuell im Finale als vierten Juror berücksichtigt." Statt ihn neben Mike Singer und Maite Kelly zu platzieren, lädt ihn der Privatsender kurzerhand aus. Erst mit Bohlens Rückkehr zwei Jahre später taucht auch der Sänger wieder auf der Kölner Showbühne auf. "DSDS bedeutet mir viel und hat mir so geholfen."
Im April präsentiert ihn Telamo als ihren neuen Künstler. Sein Debütalbum erscheint unter dem Titel "Sieger Der Herzen (Das Beste Aus 20 Jahren)". Damit liefere er den "ultimativen Soundtrack zur großen Jubiläumsstaffel von DSDS", wirbt das Schlager-Label. Neben vier "Exklusivkompositionen" besteht das Album aus den "größten Bohlen-Hits aus 20 Jahren", sprich Coverversionen zu Songs von Beatrice Egli, Daniel Küblböck, Mark Medlock, Tobias Regner oder Pietro Lombardi. So ganz kann er sich nie von der RTL-Show trennen: "Die meisten Leute verbinden mich mit DSDS. Ohne Menderes kein DSDS."
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