laut.de-Kritik
Dancespacker-Tracks mit Hang zu Atari-Fummlertum.
Review von Michael SchuhMySpace kann ein Segen sein. Ende 2007 über den Umweg Bloc Party-Konzerthinweis für Stuttgart auf die mir unbekannte Vorgruppe Metronomy gestoßen. Internet war nie so toll: Flugs rüber auf deren Homepage gesurft, aber: down. Okay, dann halt Murdoch. Und siehe da: immerhin ein einziger Song ("Radio Ladio") und die karge Info, dass die Gruppe ein Trio aus England ist.
Worte indes waren nie so unnötig, da "Radio Ladio" ein knietiefes Sammelbecken für Liebhaber schräger Elektro-Grooves mit Hang zu Atari-Fummlertum. Sollte man meinen.
Vom eigenen Entdeckergeist förmlich berauscht, gingen sogleich Mails raus an Genre-bewanderte Kollegen, die hier zum eigenen Schutz ungenannt bleiben sollen, da sie von Witz und Groove scheinbar unbeeindruckt törichterweise die Produktion schalten, obwohl sie selbst sonst gerne den letzten LoFi-Schlonz mit siebzehn marktschreierischen Adjektiven in den Himmel loben.
Ich schweife ab: "Nights Out" ist der etwas arg spät folgende Longplayer mit formidablem Airbrush-Cover zum tollen Song des ostenglischen Landjungen Joseph Mount, der sich zum Glück für uns alle entschieden hat, seine einstmals rein instrumentalen Dancespacker-Tracks nun auch mit Gesang zu versehen.
Zusammen mit zwei alten Freunden sind Metronomy nun ein Trio unter Mounts Federführung, das mit "Nights Out" eine Art Konzeptalbum zum großen Thema Nachtleben vorlegt. Zu welchem Mount ein ambivalentes Verhältnis pflegt: "Ich gehe viel aus und kann mich selten amüsieren. Ich gehe herum und gucke mir die leeren Gesichter der Leute an und weiß nicht mal, ob sie überhaupt Musik mögen."
Dass auf den Tanzflächen mittlerweile Metronomys Musik gespielt wird, dürfte ihn allerdings aufheitern. Zwar gelten sie in England aufgrund von Tourneen mit Klaxons und Foals noch immer als New Rave-Band. Auf Albumlänge entziehen sie sich aber dieser Kategorie. Stumpfe 4/4-Beats sucht man hier vergebens.
Behutsam mischt die Band zündende Hits ("A Thing To Me", "Heartbreaker") mit instrumentalen Passagen, die von spektakulär ("On The Motorway") bis belanglos ("Side 2") die unterschiedlichsten Gefühlsregungen hervorrufen. Und doch, dieser Mount ist ein schlauer Kopf. Sein Feeling für elektro-akustische Musik und federleichte Arrangements dringt ebenso oft durch wie seine Vorliebe für Pop-Sonderlinge der Sorte Devo und Sparks.
Die Langzeitwirkung der Platte steht klar im Vordergrund, ganz ähnlich wie bei den artverwandten Hot Chip. Wie sagte Mount selbst so treffend: "'Nights Out' ist der Versuch, der kurzen Aufmerksamkeitsspanne der MP3-Generation zu begegnen." Auch wenn ich Songs manchmal zuerst auf MySpace anhöre: Ein bis zwei Knaller mehr und das Ding wäre ratatat durch die Decke gegangen.
4 Kommentare
wundert mich doch dass noch niemand seine meinung zu dem album abgegeben hat,dass ja schon älter ist...
ich war schon ewig drauf und dran mir die jungs mal anzuhören,seit der ff-drummer sie in einem interview als nbt erwähnt hat.
bin aber erst jetz dazu gekommen.
und sofort schwer begeistert.vor allem weil metronomy sich irgendwie überhaupt nicht einordnen lassen.
tolle beats,toller groove,aber doch deutlich von indie-rock beeinflusst.
meine favoriten auf nights out,das insgesamt ein sehr stimmiges bild abgibt und rund um die uhr bei mir läuft sind "heartbreaker","my hearrt rate rapid","a thing to me" und "on dancefloors".
album steht bei mir seit einigen monaten schon auf der wunschliste. kenne nur "heartbreaker" (http://www.youtube.com/watch?v=MsduHmjQlgI), ziemlich schräger hit.
großartige platte.
aber trotz allem,scheints irgendwie niemand zu interessieren.
von meinen bekannteen kennts nicht einer,und hier bei laut.de gibts einen fan...