laut.de-Kritik
Markanter Cinematic-Pop mit kurzen Filmrissen.
Review von Kai ButterweckVier der fünf Mitglieder von Milo Greene fungierten in der Vergangenheit bereits als Lead-Sänger. Des Weiteren können alle Beteiligten, abgesehen vom bandeigenen Percussionisten, so ziemlich jedes gängige Instrument bedienen. Eine derartige Ansammlung ausgereifter musikalischer Persönlichkeiten ist normalerweise ein Garant für interne Zwistigkeiten – nicht so im Hause Milo Greene. Hier verneigen sich alle Beteiligten vor dem Gedanken des ultimativen Kollektivs: "Wir haben keinen Fixpunkt, kein Bandmitglied, das ein dominanter Texter oder Melodien-Entwickler ist. Alles ist Milo Greene", erklärt Robbie Arnett, einer der vier Sänger innerhalb des Quintetts aus Kalifornien.
Auf dem selbstbetitelten Debüt drängelt sich wirklich niemand in den Vordergrund. Stattdessen präsentiert sich eine Band, die mit Songs wie "What's The Matter", "Silent Way" oder "Cutty Love" oftmals an Arcade Fire oder Dry The River erinnert.
Mit meditativen und größtenteils melancholischen Dreampop-Klangläufen wirken Milo Greene wie ein reisendes Fünf-Mann-Paket, das auf den langen Strecken entlang der kalifornischen Küste immer wieder gerne einen Zwischenstopp im Auto-Kino einlegt. Dort werden dann abseits der bis dato gehuldigten Folk-Pop-Essenz cineastische Soundwelten festgehalten ("Orpheus", "Wooden Antlers", "Moddison", "Polaroid"), während man die Seitenfenster herunterkurbelt und die Beine baumeln lässt.
Zwar belegt man damit eindrucksvoll die Passion für unkonventionelle Zelluloid-Klänge, doch der Gesamtstimmung des Albums tun die sphärischen Ausflüge eher weniger gut. Denn immer dann, wenn sich einer der insgesamt vier einminütigen Effekt-Einschübe zwischen die Songs drängt, fällt das zuvor leidenschaftlich in die Höhe getriebene Stimmungsbarometer rapide gen Nullpunkt.
Zum Glück besitzen die sanften Chorgesänge im Verbund mit rhythmischen Percussions, spannenden Gitarren- und Synthie-Einwürfen und ausgewogenen Dynamik-Spielereien aber genug Markanz, um sich nachhaltig von dem störenden Sound-Quartett abzugrenzen. So erfreut man sich am Ende an der Erfindung der Skip-Taste, die gewährleistet, das zusammen bleibt, was zusammen gehört.
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