laut.de-Kritik
Eine Mischung aus Angst und Bier.
Review von Oliver Lambrecht"Folge dem weißen Kaninchen"! So dürfte die erste Maxime der meisten Bands lauten. Monopol bildet da keine Ausnahme. Nur: Während sich Keanu Reeves in der Matrix schnell als der Auserwählte entpuppt, blicken die vier Wahl-Hamburger unschlüssig auf die rote und blaue Pille. Angeboten von der alten Hure Musikbusiness.
Die eine Pille bringt Konformität, oft eher unspektakuläre Werke ohne Anspruch und den schnellen Erfolg. Die andere bringt den Zwang, sich stets verbessern zu wollen, Schweiß, Tränen und Anerkennung. Jeder weiß schließlich, wo Revolverheld jetzt stehen und wohin der Weg von Blumfeld führte. "Eine Mischung aus Angst und Bier" (Tomte) erfüllt die Zeit vor der Entscheidung. Der "Zweifel" nimmt dann mitunter Überhand, die Band beginnt zu hadern. "Mein Erstes Monopol Album" - auch Monopols erstes Album - enthält 53 Minuten Zerrissenheit.
Der Großteil davon resultiert aus einem störenden Ungleichgewicht zwischen Gefälligkeiten auf der Klaviatur von Pop und Indierock und banalen bis erschreckend hohlen Texten. Der Rückgriff auf die deutsche Sprache wird durch fragwürdige Formulierungen ("Jetzt sind wir frei, jetzt sind wir tight" oder "Wir chill'n es uns zurecht") unterminiert. Der variable Gesang von Johannes Kerkloh geht erstaunlicherweise auch bei der glatten Produktion manchmal unter. Die bevorstehenden Konzerte und das erwartnare zweite Album lassen auf größeren Wiedererkennungswert hoffen.
Denn selbst bei einem Stück wie "Eines Morgens", dessen unreflektierte Differenzierung der Obigen in nichts nachsteht, retten kurze musikalische Wendungen den Moment. Das Klavier von Tilman Rautenstrauch bereichert die Lieder und rückt die deutsche Gitarrenpopmusik aus Hamburg in die Richtung populärer Größen wie Coldplay. Der Groove weckt entspannte Erinnerungen an Incubus, wobei deren Niveau unerreicht bleibt. Aber hier kommen wieder die rote und die blaue Pille ins Spiel.
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