laut.de-Kritik
Sie sieht verführerisch aus, singt gut und versteht es, mitzureißen.
Review von Eberhard DoblerNach den goldträchtigen "The Singles 1992 - 2003" zur mittlerweile über 15-jährigen Bandgeschichte (angesichts des frischen Teints Gwen Stefanis kaum zu glauben), schiebt Motor die obligatorische DVD mit allen No Doubt-Clips nach, die das Erfolgsgeheimnis des Vierers aufdeckt: Die hyperaktive Frontfrau und Gattin Gavin Rossdales (Bush) sieht verführerisch aus, singt gut und versteht es, ein Massenpublikum mitzureißen. Tony Kanal (Bass), Drummer Adrian Young und Gitarrist Tom Dumont kommen dabei äußerst sympathisch herüber und lassen live wirklich nichts zu wünschen übrig.
Die 16 Videos und zwei Bonus-Clips, die meist auf Live-Sequenzen oder plotmäßigen Konzepten beruhen, zielen aufs Massenpublikum ab und präsentieren sich von flippig-farbenfroh bis spärlich ausgeleuchtet oder schwarz-weiß. Stefani schlüpft dabei gerne in unterschiedliche Rollen oder experimentiert mit dem Styling. Und auch ihre Bandkollegen versuchen sich gerne mal in bester Schauspielermanier. So erhitzte kürzlich das Achtziger-Cover "It's My Life" die Gemüter.
Ein Hit ist die Nummer zwar nur dank der Kompositionskünste von Talk Talk. Dennoch kann sich No Doubts mit Bedacht modernisierte Version hören lassen. Eine männermordende Stefani tut im Clip ihr Übriges. Eher dokumentarische Bilder zeigt "Running". Subversiv geben sich No Doubt in "Hella Good", um im coolsten Clip "New" im Kinoformat aufzutreten. Neonfarbig sticht dagegen "Ex-Girlfriend" ins Auge, ausgeflippt geht's im älteren "Oi To The World" zu. Am unschuldigsten wirkt die Band naturgemäß im ältesten Clip "Trapped In A Box" (1992).
Ihr intensivstes und bestes Stück bleibt aber dank der deepen Gitarrenlicks die Durchbruchsnummer "Don't Speak" von 1996. Die musikalische Bandbreite des Vierers reicht mittlerweile vom anfänglichen Ska über alternative Rockmusik bis hinzu Black Music-Einflüssen, Dancehall und elektronischen Spielereien. Mit der Produktion von "Rock Steady" gingen No Doubt dann noch deutlicher aufs breite Publikum zu. Nummern wie das Dancehall-angelehnte "Hey Baby" oder das Reggae-Stück "Underneath It All" passen auf jede Party-Compliation oder lassen sich problemlos nach Michael Jackson auflegen.
Kann man bei den Bonus-Features auf den gängigen TV-tauglichen Zusammenschnitt aus Videodrehs und Interviews getrost verzichten, macht das reichliche Behind The Scences-Material dagegen Spaß. Denn ob bei der Arbeit im Studio, auf Tour, Backstage oder beim Foto-Shooting - das Quartett aus dem südkalifornischen Anaheim hat seinen Job drauf. Im Umkehrschluss heißt das: live besser als auf DVD.
Noch keine Kommentare