laut.de-Kritik

Lights out! Guerilla radio! Turn that shit up!

Review von

Ein Wunder ist geschehen. Zack De La Rocha, der quasi-legendäre Frontmann von Rage Against The Machine, ist aus dem Quark gekommen und veröffentlicht acht Jahre nach dem vorläufigen Ende von RATM seinen ersten konsistenten Output. Mit Jon Theodore, dem langjährigen Drummer von The Mars Volta erlebt er seine Wiedergeburt als One Day As A Lion.

Kurz nach dem Split der Politrock-Stars verkündete De La Rocha noch, er wolle musikalisch jetzt mehr in Richtung Rap gehen. Die nun endlich vorliegende selbstbetitelte EP legt Zeugnis davon ab. Zu seinem charakteristischen Sprechgesang spielt er die Keys, Theodore reichert das Gemisch mit seinem schweren Drumming an.

Das erinnert durchaus an RATM, vor allem, weil De La Rocha aus den Tasten ähnliches rausholt wie Tom Morello damals aus seiner "Arm The Homeless"-Gitarre. Für die älteren Semester ist die EP somit ein wenig wie ein Homecoming.

Der Opener "Wild International" zeigt mit dem Eingangssatz "They say that in war the truth be the first casualty" auch die lyrische Richtung vor: Politisch darf es durchaus sein. Ansonsten: Die Nummer klingt fett und groovt wie Sau. Mit ihren repetitiven Rhythmen klingt sie ziemlich deutlich nach den alten Helden.

Gegen Ende franst das Stück in eine Art loses Gejamme aus, doch das tut der Stimmung keinen Abbruch. "If You Fear Dying" stößt musikalisch in ein sehr ähnliches Horn. "Ocean View" fährt mit breitbeiniger Rockisten-Pose in die Parade der etablierten Machthaber.

"Last Letter" treibt die Eintönigkeit auf die Spitze, und man fragt sich, ob das nicht schon ein zynischer Kommentar auf die Produkthaftigkeit heutiger Musik ist. Oder einfach nur eine bewusste form-follows-function gemäße Reduzierung.

Der Titeltrack beschließt die EP. Zu Beginn erinnern die Drums kurz an U2s "Sunday Bloody Sunday", ein Kopfnicken in Richtung einer anderen Politband? Und noch einmal wird die Verwandtschaft zu RATM überdeutlich. Auch der halb gesungene, halb geschriene Refrain "One day I say today we live as a lion" hat nichts an Plakativität und Eingängigkeit alter Tage verloren.

Hinterher ist man etwas unschlüssig. Natürlich sind One Day As A Lion ein zweiköpfiges Groovemonster. Natürlich sind sie fett. Aber ist das nicht alles etwas gestrig? Ach, scheiß drauf. Lights out! Guerilla radio! Turn that shit up!

Trackliste

  1. 1. Wild International
  2. 2. Ocean View
  3. 3. Last Letter
  4. 4. If You Fear Dying
  5. 5. One Day As A Lion

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