laut.de-Kritik

Der Panda trifft den Spielmann der Gezeiten.

Review von

Die Höllenhunde heulen, prozessierte Sounds und Drones gleiten in stampfende Beats – fast so, als würde der unausweichliche alte Knöcherne mit dem namensgebenden archaischen Mähwerkzeug im Stechschritt schon sauknapp an uns dran sein. "Panda Bear meets The Grim Reaper" heißt das neue Album von Animal-Collective-Mitglied Noah Lennox' Alter Ego Panda Bear, und es geht – das sagt der Titel schon deutlich - ums Eingemachte, nämlich den Tod in allen seinen, sagen wir, Spielarten.

Drones und Synthsounds, Texturen und Choräle tauchen auf, vergehen, verschmelzen. Das einzige, was hier einen Hauch von Beständigkeit zu haben scheint, sind die Beats: die bleiben stoisch, geradlinig.

Von der anderen Seite, da werfen die Silhouetten der Beach Boys ihre altbekannten, wohligen Schatten - und immer wieder schlucken neue Klangwellen die alten Sandschlösser. Hier gibt es keinen "omniscient narrator", hier will sich nichts manifestieren. Der Tod, der Spielmann der Gezeiten: "Because you can't be / A growth / And the same as before (come on)", heißt es im ersten Stück "Sequential Circuits". Da spannt die "Geschichte" ihren Bogen, die Identität, oder das was wir dafür halten, wird aufgelöst. Ein paar Songs, bei "Principe Real", sind wir längst ganz woanders: "To break what's in the DNA/ You should lead them to a new place / Cocoon a space to say so simply / Fool these ugly thoughts what are they".

Psychedelik, das ist bei Lennox keineswegs batikgetränkte End-of-the-road-Esoterik sondern handelt viel mehr von den Überraschungsmomenten bei Übereinanderschichtungen von Klangtexturen und Fragmenten, um stets gleichzeitig nach vorne, nach hinten und seitwärtstreibende Ideen. Mal tönt Lennox' chorknabenhafte Stimme glasklar, mal lässt er Stimmschichtungen dringlichen, dann wieder süßlichen und manchmal beinahe sakralen Texturkulissen untergehen.

"Boys Latin" kombiniert dann Silben-Jodelgesang mit bluesigen Chorälen. Die Texte bleiben assoziativ, Worte oft nur Klangmalereien. "Panda Bear meets the Grim Reaper" changiert zwischen Verlorenheit, Bedrohlichkeit und Harmonie, letzteres Beispielsweise beim von bleiernen Bläsern und Windpfeifen eingeleiteten "Tropic Of Cancer". Auch hier steht wieder Brian Wilson gerade noch wahrnehmbar irgendwo am Hades, und diesmal ist man sogar wirklich nahe an einem Popsong dran.

Als dann ganz am Ende die Sanduhr – oder zumindest eine der vielen Sanduhren - untenrum voll ist, bemerken wir, dass wir ein ganzes Album lang keinem einzigen Refrain aufgesessen sind. Die Uhren ticken hörbar, die Synthesizer drönen elegisch: "With a yell / As you've won against / The dark / Graph the spasm / I'm past", heißt es schlussendlich.

Trackliste

  1. 1. Sequential Circuits
  2. 2. Mr Noah
  3. 3. Davy Jones' Locker
  4. 4. Crosswords
  5. 5. Butcher Baker Candlestick Maker
  6. 6. Boys Latin
  7. 7. Come To Your Senses
  8. 8. Tropic Of Cancer
  9. 9. Shadow Of The Colossus
  10. 10. Lonely Wanderer
  11. 11. Principe Real
  12. 12. Selfish Gene
  13. 13. Acid Wash

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