laut.de-Kritik
Koalas im Effektgewitter.
Review von David HutzelKaum eine Band kann mit der Dynamik von Pond mithalten. Zumindest, was die Zusammensetzung betrifft: Die wechselt nämlich fast jährlich. Besonders gern teilen sich Pond und Tame Impala das Personal.
Deren Kopf Kevin Parker saß bei "Man It Feels Like Space Again" am Mischpult, während zwei weitere Tame Impala-Mitglieder Instrumente in die Hand nahmen. Ex-Impala-Bassist Nick Allbrook hingegen entschied sich ganz für dieses Kollektiv.
Vielleicht liegt die freie Interpretation des Bandbegriffs ja an der scheinbar isolierten Herkunft beider Formationen. Romantisch, das Bild der Abgeschiedenheit dieser westaustralischen Stadt Perth und ihrer Musikszene. So etwas eignet sich natürlich bestens als hoch gelobte Attraktion auf der Landkarte des Pop – und damit immer wieder als Aufhänger für einen Hype.
Ebenso dieses Mal, vor ihrem nunmehr sechsten Langspieler innerhalb von sechs Jahren. Kommt man da noch darum herum, sich langsam zu wiederholen? Offen gestanden lag die Stärke von Pond ja schon immer darin, die Musikgeschichte zu zitieren.
Man hört natürlich heraus, dass die Musik von Tame Impala und Pond mitunter aus denselben Köpfen strömt. Auch, wenn sich Pond Mühe geben, die Sache etwas freundlicher, organischer und poppiger anzugehen. Dennoch, die Platte wartet zwar mit einigen psychedelischen Momenten auf, größtenteils klingt "Man It Feels Like Space Again" aber nach einer Hommage an Marc Bolan.
Die Momente der Überraschung und der Tiefe erweisen sich folglich als rar. "Holding On For You" klingt steril produziert und zieht langsam im synthgeladenen Wabersturm vorbei. Letzteres geht übrigens als omnipräsentes Merkmal von "Man It Feels Like Space Again" durch: Vor lauter Effektgewitter dringt man nur schwer zu den eigentlichen Ideen der Songs durch.
Pond verstehen es hier nicht, Gedanken zu ordnen und hinterlassen am Ende eher Chaos und Überforderung. Vieles, was an Pond liebenswert wäre, seien es Melodielinien oder Geräusche und Stimmen, exerzieren sie so lange durch, bis es zum bloßen Psych- oder Glam-Rock-Klischee verkommt.
Klar, das Songwriting der Platte setzt auf eng verwobene Soundstrukturen, die Melodien erweisen sich als eingängig, die Gitarren als verspielt. Das dient hier allerdings nicht als Gegenargument, sondern wird einem Stück wie "Waiting Around For Grace" zum Verhängnis: Die Kanten fehlen.
Besonders deutlich fällt das im Kontrast auf. Der einzige Song, der wirklich durchdringt, stellt mit "Medicine Hat" die große Ausnahme auf "Man It Feels Like Space Again" dar. Hier gib einem die puristisch anmutende Americana-Gitarre Zeit zum Durchatmen.
Puh. Wenn Tame Impala (ganz entgegen ihres Bandnamens) eines dieser raren australischen Urwaldtiere verkörpern, die man kaum zu Gesicht bekommt, dann sind Pond der gemütliche Koala am Wegesrand. Bei Touristen begehrt und ziemlich süß, ja. Nur auf Urlaubsfotos und immer in der gleichen Pose schon zu oft gesehen.
2 Kommentare
oho! schade, dass hobo rocket hier nicht passiert ist, das ist ne geniale scheibe
Die Band muss man live sehn und nicht auf cd hören - dann 'dringt man auch zu den eigentlichen ideen der songs' vor!
https://www.youtube.com/watch?v=8hLWC7xcMVI
einige der songs vom album - genial! so wie die platte wenn man sie etwas anders gemixt hätte.