laut.de-Kritik
Verbrannte Erde wohin das Auge blickt.
Review von Manuel BergerHochgeschwindigkeitsgedresche, abgrundtief böse Vocals, Nischendasein, Kompromisslosigkeit und einen Hauch Progressivität – wer das sucht, sollte mal bei Purgamentum klingeln. Ach halt. Klingeln, Türen und sonstige Zivilisationsgegenstände sind in der "Aschewelt" ja längst ausgelöscht.
Ihren Albumtitel setzen die Wolfsburger konsequent in die Tat um. Verbrannte Erde wohin das Auge blickt. Leben? Ja, irgendwo in dieser Ödnis tummeln sich gebrochene Soldaten und schlachten blindlings drauflos. Die unmenschlichen Legionen bekommen sogleich den passenden Soundtrack für ihre Gräuel.
"W.A.R." marschiert gnadenlos und ohne jegliche Rücksicht auf Verluste voran. Sänger Whity krächzt sich die schwarze Seele aus dem Leib, textet von Krieg, Tod und Leichenschändung. Im nachfolgenden "Gier" bemüht er sein Latein und bettelt mit aufgeschlitzter Kehle um Freiheit. Besonders originell oder philosophisch sind die Zeilen zwar nicht. Doch trotz allzu offensichtlicher Konzentration auf möglichst martialisches Vokabular bereiten sie Raum für Interpretation und veranschaulichen Purgamentums düsteren Blickwinkel auf die heutige Gesellschaft.
Bewusst entschied sich die Band für deutsche Lyrics. Die harte Aussprache passt sich hervorragend ihrer Musik an. Tatsächlich ist es sogar so, dass der einzige auf Englisch verfasste Song "Stay With The Dead" gerade deshalb etwas aus dem Konzept fällt. Seine brachiale Stimmbandquälerei gelingt Whity in Muttersprache wesentlich besser.
Die Stärken des Quintetts finden sich aber in erster Linie auf kompositorischer Ebene. Es nimmt sich Zeit, seine Stücke aufzubauen, anstatt unbedacht herumzuprügeln. Während Whity kotzt und keift, flirren die Instrumentalisten über ihre Griffbretter beziehungsweise Kessel und wechseln gekonnt zwischen stampfendem Mid-Tempo und wahnsinniger Raserei.
Ihre gesamte Variabilität demonstrieren die Musiker im Titel- und Kernstück "Aschewelt". Elf Minuten lang ziehen sich wandelnde Lavaströme durch die Staubwüste. Der durchgehend rohe Sound transportiert die nihilistische Grundstimmung hervorragend ins heimische Wohnzimmer. Wohin man blickt – blaue Tischdecke, grüne Pflanzen, buntes Bücherregal – alles verkommt zu apokalyptischem Grau und Höllenrot.
Um den ganz großen Genrewurf handelt es sich bei "Aschewelt" zwar nicht. Aber mit ihrem Debüt melden sich Purgamentum zumindest recht eindrucksvoll in der Untergrundszene an. Im Auge behalten sollte man die fünf Black Metaller in jedem Fall. Erst recht dann, sollten sie es schaffen, das ohnehin schon hohe Niveau in Zukunft noch zu toppen.
1 Kommentar
I've seen them live, they give everything and kick ass!!